Erst im vergangenen Sommer haben mehrere Walrosse auf Abwegen — darunter «Wally» und «Freya» — viele Menschen in West- und Nordeuropa begeistert. Jetzt ist wieder einer der Arktis-Bewohner entlang der englischen Küste unterwegs und zieht tausende Schaulustige an. Den Jahreswechsel verbrachte «Thor» in Scarborough, wo das öffentliche Silvester-Feuerwerk zum Wohl des ungewöhnlichen Besuchers abgesagt wurde.
Wie die Organisation British Divers Marine Life Rescue (BDMLR) berichtet, wurde Thor erstmals am 6. November 2022 in den Niederlanden gesichtet. Nachdem er entlang der französischen Küste bis in die Bretagne gezogen war, machte er sich wieder auf den Weg in Richtung Norden und fand am 11. Dezember 2022 in Southampton in Südengland einen Strand zum Ausruhen.
Am vorletzten Tag des Jahres kam Thor in Scarborough in der nordenglischen Grafschaft Yorkshire an, wo er sich auf einer Bootsrampe im Hafen ausruhte. Das öffentliche Interesse war verständlicherweise riesig und Thor zog laut BDMLR insgesamt tausende Besucher aus der Region aber auch von weither an. Noch nie zuvor wurde ein Walross in Yorkshire beobachtet.
Als das Walross am Silvestertag noch immer im Hafen war, entschied sich die Stadtverwaltung auf Anraten von BDMLR, das Feuerwerk abzusagen. Für das Tier hätte der Lärm und die Lichter zu großen Stress bedeutet und es möglicherweise in Panik versetzt. Trotz der zahlreichen Schaulustigen, die auf Abstand gehalten wurden, konnte sich Thor so ungestört ausruhen und Kräfte sammeln bevor er an Neujahr zurück ins Wasser ging und davon schwamm.
Das junge Männchen setzte seine Reise nach Norden fort und kam am gestrigen Montag Abend im 160 Kilometer entfernten Blyth an, wo es einen Ponton des Yachtclubs für seine Ruhe nutzte. Experten gehen davon aus, dass es nach den Erholungsphasen an der britischen Küste wieder in Richtung Arktis aufbrechen wird.
Julia Hager, PolarJournal