Antarktis-Expeditionen: Hochbetrieb auf dem Weißen Kontinent | Polarjournal
Die Karte zeigt die mit 2023 Kilometern wohl längste Route, die in diesem Jahr von zwei Ärzten aus Neuseeland und Australien unternommen wird. Karte: Antarctica 2023

Im Vergleich zu den vorhergehenden Jahren ist ziemlich viel los in Richtung Südpol und darüberhinaus. So viele Abenteurer wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht mehr versuchen in dieser Saison, den Südpol zu erreichen oder sogar die Antarktis-Durchquerung zu schaffen. Mehr oder weniger zeitgleich mit der Britin «Polar Preet» sind bzw. waren außerdem Abenteurer aus Australien, Neuseeland, Norwegen, Finnland, Polen, Italien, Schottland und Kanada unterwegs. 

Die Antarktis erfährt in diesem südlichen Sommer nicht nur einen Ansturm durch «normale» Expeditionsreisende auf Schiffen, sondern auch durch zahlreiche Solo- und Team-Expeditionen auf dem Kontinent. Die meisten von ihnen hätten sicher gern bereits vor ein oder zwei Jahren ihre Expedition gestartet, wurden dann aber auf vielfältige Weise durch die Pandemie ausgebremst. Einerseits konnten viele Teams wegen der Reisebeschränkungen ihr vorbereitendes Training nicht wie geplant durchführen und andererseits war das Gewinnen von Sponsoren in einer finanziell unsicheren Lage erschwert, ganz zu schweigen von der Anreise in die Antarktis über Chile.

Dennoch starteten in der letzten Saison laut Antarctic Logistics and Expeditions (ALE) immerhin sieben Expeditionen. Jedoch erreichten nicht alle ihr Ziel, vor allem wegen sehr herausfordernder Wetterbedingungen.

Mit der sich (fast) weltweit verbessernden Coronalage im vergangenen Jahr, konnten für diese Saison viele Solo-Abenteurer und Teams sämtliche Vorbereitungen bis etwa November 2022 erfolgreich abschließen und sind nun seit einigen Wochen unterwegs oder bereits schon wieder zuhause. 

Viele der Abenteurer wollen mit ihren außergewöhnlichen Expeditionen nicht nur ihre persönlichen Grenzen austesten und zeigen wozu der Mensch in der Lage ist, sondern auch auf den Klimawandel aufmerksam machen und sammeln zum Teil wichtige Klimadaten während ihrer Tour. Zwei von ihnen sind der Australier Gareth Andrews und der Neuseeländer Richard Stephenson. Beide sind Ärzte und sehen sich als Verfechter des Klimas. Auf Berkner Island im Filchner-Ronne-Schelfeis gestartet, wollen sie die 2023 Kilometer bis zum Ross-Schelfeis in etwa 75 Tagen zurücklegen. Nach 57 Tagen sind sie noch etwa 200 Kilometer vom Südpol entfernt (https://antarctica2023.com.au/). Die ihnen verbleibende Zeit wird kaum ausreichen, um es bis zu ihrem Ziel zu schaffen.

Glücklos von Beginn an war der Extrem-Radfahrer Omar Di Felice, der seinen Versuch, die Antarktis mit dem Fahrrad zu durchqueren aus persönlichen Gründen nach nur sieben Tagen leider abbrechen musste. Hinzu kam, dass sein Start von extrem schlechten Wetter geprägt war und er mehrere Tage im Zelt verbringen musste. Auch seine Intention war es, mit der Expedition für den Klimawandel zu sensibilisieren und zu zeigen, dass man überall klimafreundlich mit dem Rad unterwegs sein kann. (http://ultracyclingman.com/)

Als erste Frau versucht Harpreet Chandi, fast besser als bekannt «Polar Preet», die Antarktis ohne Unterstützung zu durchqueren. Den Südpol hat sie vor zwei Tagen erreicht und jetzt liegen «nur» noch etwa 650 Kilometer von ursprünglich rund 1.800 Kilometern vor ihr. Allerdings bleiben ihr nicht einmal mehr 20 Tage, bis ihr Proviant aufgebraucht sein wird. Schwierige Schneeverhältnisse mit weichem Pulverschnee und zahlreichen Sastrugi erschwerten ihr Vorankommen erheblich. Dennoch will sie weiterhin ihr Möglichstes geben: «Mein Ausstiegsdatum ist um den 22. Januar herum, was bedeutet, dass ich dann die Expedition beenden muss. Ich hätte am Südpol aufhören können, aber ich habe über all die Gründe nachgedacht, warum ich diese Reise machen wollte, und darüber, dass ich möchte, dass andere an ihre Grenzen gehen. Also werde ich meine Grenzen weiter verschieben und in der mir verbleibenden Zeit so viel wie möglich erreichen». (https://polarpreet.com/)

Außerdem noch unterwegs sind die zwei Finnen Mikko Vermas und Tero Teelahti (https://3poles.fi/en/), der Pole Mateusz Waligóra, der Schotte Benjamin Weber (https://polarweber.com/), der Brite Nick Hollis (https://721challenge.com/) sowie ein sechsköpfiges australisches Team (https://www.thespiritlivesantarctica.com). Die Norwegerin Hedvig Hjertaker will mit 28 Jahren die jüngste Frau werden, die allein den Südpol erreicht (https://hedvighjertaker.no/).

Die fünf Teilnehmer der Inspiring Explorers Expedition 2022 sind überglücklich, am Südpol angekommen zu sein. Foto: AHT

Das zehnköpfige Inspire22-Expeditionsteam, bestehend aus Ärzten, Physiologen, Polarguides, einem Lehrer und einem Ingenieur, hat vor zwei Tagen den Südpol erreicht und wird mit Unmengen an Daten über den menschlichen Stoffwechsel unter Extrembedingungen nach Hause zurückkehren (https://www.inspire22.co.uk/).

Bereits am 6. Januar hat die fünfköpfige Inspiring Explorers Expedition 2022 des Antarctic Heritage Trust mit dem Südpol ihr Ziel erreicht (https://nzaht.org/encourage/inspiring-explorers-expedition-2022-south-pole-lp/).

In dieser Saison war es zwar kaum ein Problem in die Antarktis zu kommen und die Expedition zu starten, doch unterwegs durch den weichen Schnee hatten bzw. haben noch viele der Abenteurer Schwierigkeiten, schnell genug voranzukommen. Somit bleibt es abzuwarten, ob die jeweiligen Ziele noch erreicht werden können oder diesmal die Antarktis gewinnt.

Julia Hager, PolarJournal

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