Grönland veröffentlicht erste nationale Forschungsstrategie  | Polarjournal
Grönland übt eine große Anziehungskraft auf internationale Forschende aus, nicht nur wegen seiner zentralen Rolle im Klimawandel. Doch über die Ergebnisse erfahren die Grönländer selbst in der Regel nichts. Foto: Julia Hager

Grönland zieht immer mehr internationale Forschende verschiedener Fachrichtungen an, die immer umfangreichere Projekte durchführen. Bei den meisten steht die Klimaforschung im Fokus. Neben anderen naturwissenschaftlichen Forschungsvorhaben gibt es aber auch geisteswissenschaftliche Projekte zu Kultur, Sprache, Anthropologie und Geschichte. Während die zahlreichen Projekte wichtige Erkenntnisse hervorbringen, die teils für die gesamte Weltbevölkerung von Bedeutung sind und insbesondere für die Grönländer selbst, kommt bei diesen kaum etwas davon an. Die grönländische Regierung hat daher die erste nationale Forschungsstrategie verfasst, die vor allem die lokale Bevölkerung stark im Blick hat.

Internationale Forschung in Grönland läuft bisher häufig so ab, dass die Forschungsteams ins Land kommen, ihre Daten sammeln und die Ergebnisse später in Fachzeitschriften veröffentlichen. Einen Kontakt zur Bevölkerung gibt es dabei kaum und auch über die Ergebnisse erfahren die Grönländer meist nichts.

Das möchte die grönländische Regierung jetzt mit der nationalen Forschungsstrategie ändern. «Die Vision ist es, gute Rahmenbedingungen für die Forschung in Grönland zu schaffen, damit die Forschung unserer eigenen Gesellschaft zugute kommt. Gleichzeitig muss Grönland in der Lage sein, die Forschung im Land zu erleichtern, damit es weiterhin einen Beitrag zur internationalen Forschung auf hohem Niveau leisten und diese aufnehmen kann», schreibt die grönländische Regierung in einer Pressemitteilung. 

Grönland sei ein wichtiger Akteur in der Arktisforschung und die Bevölkerung habe schon immer im Einklang mit der Natur und in vielerlei Hinsicht nachhaltig gelebt. Davon könne der Rest der Welt etwas lernen, heißt es in der Pressemitteilung der Regierung. Foto: Julia Hager

Im Mittelpunkt der neuen Forschungsstrategie mit dem Titel «Forschung — der Weg zum Fortschritt», die gemeinsam mit der grönländischen Forschungsgemeinschaft erarbeitet wurde und für den Zeitraum von 2022 bis 2030 gelten soll, stehen vier Hauptziele:

  • Die Forschung muss in Grönland verankert werden.
  • Die Forschung muss eine nachhaltige Sozialpolitik unterstützen.
  • Die Forschungsergebnisse müssen für alle leicht zugänglich sein.
  • Die Forschungsanstrengungen müssen auf internationaler Ebene erfolgen.

«Damit die Ziele verwirklicht werden können, rufe ich alle auf, von jung bis alt, von öffentlich bis privat und alle in der Forschungsgemeinschaft, ihr Wissen und ihre Erfahrung einzubringen, damit wir in Grönland Forschung zu unseren eigenen Bedingungen betreiben können,» sagt Peter Olsen, Minister für Bildung, Kultur, Sport und Kirche, in der Pressemitteilung.

Laut Minister Olsen wird sich die Regierung dafür einsetzen, dass mehr Mittel für die Forschung bereitgestellt werden, die beispielsweise den grönländischen Forschungseinrichtungen die Möglichkeit geben, in der Arktisforschung international mithalten zu können. 

In Zukunft sollen Forschungsprojekte in Grönland entwickelt werden, sie müssen zum Nutzen der grönländischen Gesellschaft und international ausgerichtet sein. Foto: Julia Hager

Darüberhinaus sieht die Strategie auch die Einrichtung eines Forschungsportals vor, das eine Übersicht über sämtliche in Grönland durchgeführte und umgesetzte Forschungsprojekte geben soll. Laut dem Arctic Hub besteht ein großer Bedarf, einen Überblick über die zahlreichen Projekte zu schaffen, um zu erfahren, wer wo und worüber forscht. 

«Um das große Forschungspotenzial Grönlands zu unterstützen, wäre ein besserer Überblick ein guter Anfang,» sagt Anna-Sofie Skjervedal, die Leiterin des Sekretariats des Arctic Hub, gegenüber Sermitsiaq AG. «Im Arctic Hub sehen wir, dass es ein großes Interesse an der Forschung in Grönland gibt, zum Beispiel durch Anfragen von internationalen Forschern aus der ganzen Welt.»

Mithilfe des Portals sollen die Forschungsprojekte den Grönländern leichter zugänglich gemacht werden und Informationen enthalten wie Thema, Teilnehmer, Status und geografischen Standort sowie Verweise zu detaillierteren Informationen.

Die Strategie wird nun hoffentlich dazu führen, dass Grönländer nicht nur mehr einbezogen werden in Studien, die auf ihrem Land durchgeführt werden, sondern sie auch die Forschungsergebnisse erhalten und davon profitieren können.

Julia Hager, PolarJournal

Mehr zum Thema:

error: Content is protected !!
Share This