Kommunikation in Ostgrönland bleibt auf Satelliten beschränkt | Polarjournal
Am Rande der ostgrönländischen Gemeinde Ittoqqottoormiit steht die riesige Satellitenschüssel, die für die Kommunikation der rund 350 Einwohner mit der Aussenwelt unerlässlich ist, denn sie liefert Mobil- und Internetanschluss, jedoch viel langsamer und störungsanfälliger als Glasfasertechnologie. Archivbild: Michael Wenger

In der heutigen Zeit scheint die Informationsübertragung weltweit praktisch überall gewährleistet zu sein. Auch in Grönland sind die Einwohner der Städte und Gemeinde an das globale Kommunikationsnetz angebunden. Doch in Sachen Kommunikationstechnik besteht die Gesellschaft aus zwei Klassen. Denn während die an der Westküste liegenden Gemeinden bis auf weit nördlich liegende Gemeinden in den Genuss von schneller Glasfasertechnologie kommen, sind die Orte im Osten der Insel auf Satellitenverbindungen angewiesen. Ein Zustand, den lokale Parlamentarier gerne geändert sehen wollen, doch ohne Erfolg.

Keine Glasfaserkabeltechnologie für die Gemeinden Tasiilaq und Ittoqqotoormiit und die umliegenden Orte, sondern ein Ausbau der bestehenden Satellitentechnologie, ist die Antwort von Infrastrukturminister Erik Jensen auf die Anfrage aus dem Parlament, wie die Regierung die Kommunikationssituation im Osten regeln will. Damit bleibt zumindest vorerst die Situation für die rund 3’000 Einwohner im Südosten und Osten der grössten Insel der Welt. Brisant: Die Gemeinden gehören zum Bezirk Sermersooq, zu dem auch die Hauptstadt Nuuk und weitere grössere Gemeinden auf der Westseite der Insel gehören und die alle an das Glasfasernetz angeschlossen sind, welches von Island und Kanada aus an die Westseite Grönlands führt.

Minister Jensen argumentiert, dass eine Anbindung der Gemeinden an das Unterwasserkabel, welches die Insel mit Island verbindet und das nächstgelegene wäre, zu teuer sei und verweist auf eine Schätzung des staatlichen Unternehmens Tusass aus dem Jahr 2016 (damals noch Tele-Post), welche von Investitionen bis zu 50 Millionen Euro ausgegangen war. Doch man sei sich der schwierigen Lage bewusst und Anbieter Tusass sei dabei, die Situation durch eine Verbesserung der Satellitenverbindungen zu verbessern, erklärte Jensen weiter.

Die Kommunikationssituation in Grönland ist aufgrund der geographischen und klimatischen Bedingungen der Insel nicht die einfachste. Auch die Distanzen und die fehlende Verbindungsinfrastruktur auf dem Festland sorgen für ein schwieriges Umfeld. Während Internet und Telefonie der grösseren Orte an der Westküste über Unterwasserkabel geführt werden, sind die kleineren Orte dort über ein Funknetzwerk mit der Aussenwelt verbunden. Beides liefert relativ schnelle Verbindungen, die mit der geplanten Zusammenarbeit mit OneWeb noch ausgebaut und stabilisiert werden sollen. Auch der Osten wird bei diesem Ausbau miteinbezogen, wenn es nach den Plänen von Telekom-Anbieter Tusass geht. Denn die Kapazität der bestehenden Verbindung ist ans Limit gelangt, was zu grösseren Stabilitätsproblemen führt. Letztes Jahr etwa brach mehrfach das Netz zusammen und führte zu teilweise langen Unterbrüchen. Auch in diesem nur wenige Tage alten Jahr ist in den östlichen Gemeinden Grönlands bereits zweimal das Netz nicht mehr funktionstüchtig gewesen und musste abgeschaltet werden.

Mit der Kooperation mit Oneweb soll dies aber besser werden, meint Minister Jensen. Nach Angaben des Anbieters sollen Geschwindigkeiten bis zu 195 Mbits/s (Download) und 32 Mbits/s Upload möglich sein, wenn der Ausbau erfolgt ist. Ob dies aber tatsächlich den Endkunden erreicht, bleibt fraglich, denn die Zahl der Nutzer steigt. Da auch der Mobilfunk über das Satellitennetz läuft und in Grönland im Durchschnitt mehr Mobilfunktelefone als Menschen existieren, bleibt die Herausforderung an eine stabile und schnelle Leitung bestehen.

Auch in Alaska sollen abgelegene Gemeinden von der schnelleren und stabileren Glasfasertechnolgie profitieren. In mehreren Etappen verbindet der Anbieter GCI jedes einzelne Haus mit der bis zu 2Gbit/s schnellen Technologe. Bild: GCI

Nicht nur in Grönland ist das Thema „Schnelle Kommunikation“ zurzeit angesagt. In Nunavut werden Diskussionen geführt, ob und wie die Gemeinden eine bessere und schnellere Verbindung erhalten sollen. In Alaska dagegen ist man bereits einen Schritt weiter. Hier hat der Telekom-Anbieter GCI bereits die Gemeinden auf den Aleuten an das bestehende Glasfasernetz angebunden und ist nun dabei, jeden Haushalt auf den Inseln mit dem neuen Standard auszurüsten. Weiter wurden die Pläne, weiter nördlich liegende Siedlungen ebenfalls mit dem im Vergleich zur Satellitenverbindung von Oneweb über 10x schnelleren Standard auszurüsten und hat mit der Verlegung des Kabels begonnen. Ob dies jedoch ein Ansporn für Grönland ist, doch noch umzulenken und auch seine Gemeinden an das Glasfasernetz anzuschliessen, ist eher unwahrscheinlich.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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