Bisher unbekannte Kaiserpinguinkolonie in Westantarktis entdeckt | Polarjournal
Die Aufnahme der neuen Kolonie wurde Mitte Oktober 2021 vom Worldview-3-Satelliten der Firma Maxar Technologies, einem privaten Satellitenbetreiber, im Rahmen der EU-eigenen Copernicus-2-Satellitenmission aufgenommen. Die Auswertung durch Forschende kam nun im Verlauf des Projektes «Wildlife from Space» zustande. Die Kolonie soll wohl rund 500 Pinguine umfassen. Bild: Maxar Technologies via British Antarctic Survey Press release

Der Blick von oben hilft oft, die Dinge genauer zu sehen und einen besseren Überblick zu erhalten. Gerade in den riesigen Weiten der Antarktis trifft dies besonders zu. Deswegen greift die Wissenschaft auf die Hilfe von Satelliten zurück, die immer wieder über die Region fliegen. So können Forschende aufsehenerregende Entdeckungen machen, wie es jetzt eben erst der British Antarctic Survey mit der Entdeckung einer bisher unbekannten Kaiserpinguinkolonie gelungen ist.

Eine rund 500 Tiere umfassende Kolonie von Kaiserpinguinen haben Forschende auf Satellitenaufnahmen entdeckt. Die Aufnahmen stammten vom Worldview-3 Satelliten der Firma Maxar Technologies und wurden im Rahmen des Projektes «Wildlife from Space» von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ausgewertet. Damit erhöht sich die Zahl der bekannten Kaiserpinguinkolonien rund um Antarktika auf 66, wovon rund die Hälfte auf Entdeckungen durch Satellitenbilder zurückgeht. «Dies ist eine aufregende Entdeckung. Die neuen Satellitenbilder der antarktischen Küste haben es uns ermöglicht, viele neue Kolonien zu finden», erklärt Dr. Peter Fretwell, der Leiter des Projektes bei der British Antarctic Survey.

Die neuentdeckte Kolonie liegt an der Küste der Westantarktis zur Amundsensee an einer Stelle, die Verleger Point genannt wird. Auf den Aufnahmen sind die charakteristischen braunen Flecken, die durch Pinguinguano entstehen, klar ersichtlich. Wie in den meisten Fällen waren auch hier noch keine Forschungsteams vor Ort, sondern die Lage wurde ausschliesslich durch die Satellitenbilder bestätigt, die bereits Mitte Oktober 2021 aufgenommen worden waren. Weil das Gebiet lange von einem Packeisgürtel umschlossen wird und Kaiserpinguine auf dem Festeis nahe an der Küste Antarktikas leben, ist ein Erreichen der Kolonie zur Bestätigung sehr schwierig und aufwändig. Da aber Kaiserpinguine grundsätzlich standorttreu sind bei der Lage ihrer Kolonien und nur nicht mehr zurückkkehren, wenn das Festeis verschwindet, sollte die Kolonie dort immer noch zu finden sein.

Dies ist zwar eine gute Nachricht, aber wie viele der kürzlich entdeckten Standorte ist auch diese Kolonie klein und liegt in einer Region, die vom jüngsten Meereisverlust stark betroffen ist.

Dr. Peter Fretwell, BAS-Projektleiter „Wlidlife from Space“

Doch sicher ist man nicht, denn die Region ist stark vom Verlust von Meereis betroffen. Darum macht sich auch Dr. Peter Fretwell Sorgen. «Dies ist zwar eine gute Nachricht, aber wie viele der kürzlich entdeckten Standorte ist auch diese Kolonie klein und liegt in einer Region, die vom jüngsten Meereisverlust stark betroffen ist.» Nach jüngsten Schätzungen zufolge, könnten durch den weiteren Verlust von Pack- und Festeis, dem Untergrund auf dem Kaiserpinguine jedes Jahr ihre Brutkolonien etablieren, bis zum Jahr 2100 rund 90 Prozent aller Kolonien verschwunden sein.

Kaiserpinguine brüten auf dem Festeis vor der Küste Antarktikas. Mit der neuen Kolonie sind es insgesamt 66 Kolonien, die rund um den Kontinent bekannt sind. Doch viele von ihnen sind durch die Erwärmung des Meeres bedroht, da ihnen buchstäblich der Boden unter den Füssen wegschmilzt. Im schlimmsten Fall könnten bis 2100 rund 90 Prozent der Kolonie verschwinden. Bild: Michael Wenger

Das Projekt «Wildlife from Space» hat zum Ziel, Tieransammlungen wie Pinguinkolonien in der Antarktis oder Walrossliegeplätze in der Arktis mithilfe von Satellitenbildern zu identifizieren. Denn in den Weiten der Polarregionen ist es schwierig, eine Übersicht über die Aufenthaltsorte zu erhalten. Abhilfe können die Aufnahmen aus grosser Höhe leisten und die Copernicus Sentinel-2 Satellitenmission unterstützt diesen Ansatz in der Antarktis schon seit 2016, als das Wissenschaftskomitee für Antarktisforschung SCAR die EU-geleitete Mission um Hilfe bat. Das vom WWF UK und der British Antarctic Survey initiierte und vom britischen Forschungsrat unterstützte Projekt «Wildlife from Space» wird besonders von Maxar Technologies mit hochaufgelösten Satellitenbildern beliefert, die von dessen Worldview-3 Satelliten aufgenommen werden. Die Firma hilft nicht nur in der Antarktis, sondern liefert auch Bilder aus der Arktis für das vom BAS betriebene «Walrus from Space»-Projekt.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

IN EIGENER SACHE

Kaiserpinguinkolonien zu erreichen ist eine Herausforderung, da die Tiere nahe am Kontinent auf dem Festeis von Mai bis November/Dezember brüten und danach in den Weiten des Südpolarmeeres auf Nahrungssuche gehen. All diese Faktoren machen es für Forschungsteams schwierig, die Tiere vor Ort zu beobachten. Darum greifen sie immer häufiger zu technischen Hilfsmitteln wie Drohnen, Roboter und eben Satelliten. Auch für Touristen in Antarktika wäre der Besuch einer Kolonie dieser ikonischen Vögel die Erfüllung eines Traumes. Der dafür geeignetste Ort ist die nördlichste Kolonie bei Snow Hill Island, die 2004 von Quark Expeditions entdeckt worden ist und die in diesem Jahr nun wieder zwei Reisen dorthin unternehmen will, eine davon mit uns für deutschsprachige Reisende.

Wir bieten gemeinsam mit unseren Partnern von Eisexpeditionen und Nordic Expeditions eine 17-tägige Reise komplett mit Flügen, Hotelübernachtungen und uns als Experten an. Die Reise wird von Quark Expeditions an Bord ihres dafür perfekt ausgerüsteten Expeditionsschiffes Ultramarine mit den zwei besten zur Verfügung stehenden Hubschraubern durchgeführt. Wer mehr dazu wissen will, findet auf unserer Informationsseite (Link unten) alle notwendigen Hinweise.

Link zur Informationsseite „Reise zu den Kaisern von Snow Hill“

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