Fossilien des größten Pinguins in Neuseeland entdeckt | Polarjournal
Die Rekonstruktion der beiden neu beschriebenen Pinguinarten verdeutlicht die Größe des Riesenpinguins Kumimanu fordycei gegenüber des wesentlich kleineren Petradyptes stonehousei. Bild: Simone Giovanardi

Eine von zwei in Neuseeland neu entdeckten Arten urzeitlicher Pinguine ist die größte bisher bekannte Pinguinart und lässt die heute lebenden wie Zwerge erscheinen. Ein internationales Forscherteam analysierte die Fossilien und schätzt das Durchschnittsgewicht auf 155 Kilogramm — mehr als dreimal so viel wie das des Kaiserpinguins. Diese neue Entdeckung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Journal of Paleontology, liefert wichtige Erkenntnisse über die Evolution der Pinguine.

Die Fossilien stammen aus vom Meer umspülten Felsblöcken in Nord-Otago auf der Südinsel Neuseelands. Alan Tennyson vom Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa sammelte sie in den Jahren 2016 und 2017. Ihr Alter wird auf 55,5 bis 59,5 Millionen Jahre geschätzt, das heißt sie lebten etwa fünf bis zehn Millionen Jahre nach dem Aussterben der Dinosaurier. Selbst für fossile Pinguine sind sie sehr alt, wie Dr. Daniel Thomas beschreibt, Dozent für Zoologie und Ökologie an der Massey University in Auckland, Neuseeland und Co-Autor der Studie.

Insgesamt fand das internationale Team fossile Knochen von neun neuen Pinguin-Exemplaren. Dr. Thomas und Dr. Simone Giovanardi, Zoologe an der Massey University und ebenfalls Co-Autor der Studie, fertigten 3D-Nachbildungen von den Fossilien an, die dazu beitrugen, mehr über die Entwicklungsgeschichte der Pinguine zu erfahren.

Rekonstruktionen der neu beschriebenen fossilen Pinguine (links Kumimanu fordycei, Mitte Petradyptes stonehousei) zeigen die Größenunterschiede zum größten heute lebenden Pinguins (rechts, Kaiserpinguin Aptenodytes forsteri). Die geborgenen Knochen der einzelnen Arten sind weiß dargestellt. Bild: Simone Giovanardi

Das größte gefundene Exemplar ist die neu entdeckte Riesenpinguinart Kumimanu fordycei, benannt nach dem emeritierten Professor R. Ewan Fordyce von der University of Otago. Anhand des Oberarmknochen (der oberste Knochen des Flügels) — der größte, der jemals gefunden wurde — schätzte das Team das Gewicht des Pinguins auf 148 bis 159,7 Kilogramm, . Zum Vergleich, der größte und schwerste heute lebende Pinguin, der Kaiserpinguin, hat ein Gewicht zwischen 22 und 45 Kilogramm.

Dr. Thomas zufolge ermöglicht die Größe von Kumimanu fordycei und die Tatsache, dass der Riesenpinguin so früh in der Geschichte der Pinguine auftaucht, wichtige Einblicke in ihre Evolution. «Durch den Fund dieses Fossils erfahren wir viel mehr über die frühe Vielfalt dieser Tiere. Wir haben im Wesentlichen eine neue Obergrenze für die Körpergröße der Pinguine gefunden und festgestellt, dass sie schon sehr früh sehr groß wurden und dass die Evolution der Körpergröße möglicherweise sehr schnell verlief», so Dr. Thomas in einer Pressemitteilung der Massey University.

Er erklärt weiter, dass die Entdeckung dieses Fossils eine solide Grundlage für Spekulationen bietet, wonach die rasche Entwicklung hin zu großen Körpern bei den Pinguinen des Paläozäns auf die Vorteile zurückzuführen sein könnte, die größere Körper bei der Wärmespeicherung bieten.

«Wenn wir anfangen, diese Funde nicht als isolierte Knochen zu betrachten, sondern als Teile eines ganzen lebenden Tieres, dann beginnt sich ein Bild zu formen», sagt Dr. Thomas. «Große, warmblütige Meerestiere, die heute leben, können bis in große Tiefen tauchen. Das wirft die Frage auf, ob Kumimanu fordycei über eine Ökologie verfügte, die den heutigen Pinguinen fremd ist, da sie in der Lage war, tiefere Gewässer zu erreichen und Nahrung zu finden, die für heute lebende Pinguine nicht zugänglich ist.»

Kaiserpinguine haben schon eine beeindruckende Größe aber gegen ihren ausgestorbenen Verwandten Kumimanu fordycei würden sie winzig erscheinen. Foto: Michael Wenger

Dr. Daniel Ksepka vom Bruce Museum in Greenwich, Connecticut, Erstautor der Studie, fügt hinzu: «Größe bringt viele Vorteile mit sich. Ein größerer Pinguin konnte größere Beutetiere erbeuten, und, was noch wichtiger ist, er konnte seine Körpertemperatur in kalten Gewässern besser aufrechterhalten. Es ist möglich, dass die Überwindung der 100-Pfund-Grenze es den ersten Pinguinen ermöglichte, sich von Neuseeland aus in andere Teile der Welt zu verbreiten.»

Die zweite neue Pinguinart, die die Studie beschreibt, ist Petradyptes stonehousei, benannt nach dem berühmten Polarforscher Dr. Bernard Stonehouse. Diese ist etwas größer als der Kaiserpinguin. 

Beide neu beschriebenen Arten zeigen, dass Pinguine sehr früh in ihrer Entwicklungsgeschichte sehr groß wurden. Ihren Flipperapparat verfeinerten sie erst Millionen von Jahren später. Beide Arten hatten primitive Merkmale wie schlankere Flipperknochen und Muskelansatzpunkte, die denen von fliegenden Vögeln ähneln, beibehalten.

Diese fossilen Belege untermauern die Hypothese, dass die Ursprünge der Pinguine in der Region Zealandia zu suchen sind.

Julia Hager, PolarJournal 

Link zur Studie: Daniel T. Ksepka et al. ‘Largest-known fossil penguin provides insight into the early evolution of sphenisciform body size and flipper anatomy.’ Journal of Paleontology (2023). DOI: 10.1017/jpa.2022.88

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