Wissenschaftsartikel ehrt Bruno «Pinguin» Zehnder | Polarjournal
Der Schweizer Fotograf Bruno Zehnder verbrachte zwischen 1975 und 1997 sehr viel Zeit in und um Antarktika. Meist war er mit den sowjetisch-russischen Expeditionen unterwegs und war besonders von den Pinguinen angetan. Darum gab er sich auch den Spitznamen Bruno «Pinguin» Zehnder. Bild: mit freundlicher Genehmigung von Guido W. Nic. Zehnder

Die Magie der Antarktis auf Zelluloid (oder heutzutage eher auf einer Speicherkarte) einzufangen, ist die hohe Kunst der Fotografie. Und seit Menschen in die Antarktis fahren, haben sie versucht, genau dies zu erreichen. Einigen von ihnen ist dies auch gelungen und ihre Bilder rufen in den betrachtenden Personen unzählige Emotionen wach. Einer dieser Künstler war ganz sicherlich der Schweizer Fotograf Bruno Zehnder. Mit seinen wunderschönen und teilweise spektakulären Bildern von Pinguinen verzaubert er auch heute immer noch zahlreiche Menschen. Im Gedenken an seinen tragischen Tod 1997 wurde nun ein wissenschaftlicher und auch persönlicher Artikel veröffentlicht.

Vom Decksteward zu einem der bekanntesten Pinguin-Fotografen der Welt, das war die Karriere des Schweizer Fotografen Bruno Zehnder. Während 12 Jahren drehte sich alles bei dem 1945 geborenen Ostschweizers um den weissen Kontinent und vor allem um Pinguine. Seine fotografischen Arbeiten machten ihn international bekannt und einige seiner Beobachtungen brachten auch der Forschung wichtige Erkenntnisse. Der IT-Fachmann und mehrjährige Mitarbeiter des Alfred-Wegener-Instituts Dr. Volker Strecke, der im Rahmen seiner Arbeit an der Neumayer II- und an der Georg-Forster-Station tätig gewesen war, schrieb die Geschichte des engagierten, sympathischen Schweizers in einem spannenden und auch persönlichen Gedenkartikel zum 25. Todestages und illustrierte sie mit vielen eigenen Bildern und einigen von Zehnders bekanntesten Werken. Diese wurden ihm vom Bruder des Fotografen, Guido Zehnder, und einigen Bekannten zur Verfügung gestellt. Der Artikel wurde nun in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift Polarforschung veröffentlicht.

Der Artikel von Dr. Volker Strecke, der nach dem ersten Treffen 1988 mit Bruno Zehnder über viele Jahre in Kontakt geblieben war, zählt einerseits den Werdegang des Künstlers auf, von seinem ersten Besuch als Decksteward an Bord eines dänischen Forschungsschiffes im Auftrag der Australian Antarctic Division bis zu seinem Tod 1997 als Fotograf und Mitglied der 41. Russischen Antarktisexpedition. Dabei zeigt der Autor auch die Bedeutung von Zehnders Bildern und Beobachtungen für die Wissenschaft. Denn der Schweizer ging für seine Aufnahmen oft ans Limit, nicht alleine, um das perfekte Bild zu schiessen, sondern auch um den Wissensstand über die Lebensweise von Pinguinen, besonders Kaiserpinguinen zu erweitern. Seine Faszination für diese Tiere ging eben über die künstlerische Seite hinaus und der Artikel hebt diesen Aspekt, der auch wichtig für den Schutz der Tiere und der Antarktis war, sehr hervor, indem er die internationalen Auszeichnungen aufführt, die Bruno Zehnder im Laufe seiner Karriere erhielt. Darunter war auch der Umweltpreis der Vereinten Nationen 1987 und der «Award for Excellence», ebenfalls von der UNO posthum 1997 verliehen.

Aber der Artikel führt nicht nur wissenschaftlich den Werdegang von Bruno Zehnder auf. Auch die künstlerischen Aspekte seiner Arbeit werden detailliert beschrieben. Denn er war zeitlebens genau das, ein Künstler und Magier hinter der Kamera. Seine Bilder konnten Emotionen entfachen, das Bedürfnis, mehr über die Antarktis erfahren wollen. Das brachte ihm den grössten Teil seiner Bekanntheit ein und brachte seine Bilder bis ins New York Museum of Modern Art, auf die Titelseite des Time-Magazins und sogar auf die 1988er-Ausgabe der Visa-Kreditkarte. Seine Bekanntheit eröffnete ihm auch die Möglichkeit, als erster Westeuropäer überhaupt an einer sowjetischen Antarktisexpedition teilzunehmen, nicht nur als Beobachter sondern als volles Mitglied des Expeditionsteams. Dabei traf er eben auch auf den Artikelautor Dr. Volker Strecke, der damals als AWI-Mitarbeiter auf den deutschen Stationen Neumayer II und Georg-Forster tätig war. Und ab hier wird der Artikel auch persönlich, indem der Autor einige Bilder und Erinnerungen, die ihn mit Bruno Zehnder verbinden, teilt.

Aber nicht nur Bruno Zehnders Leben wird im Artikel gedacht, sondern auch seinem Tod. Denn er widerspiegelt viele Aspekte über seine Arbeit und über Antarktika selbst. Der Autor zeigt die Umstände, die zum tragischen Unfalltod Zehnders geführt hatten, aber auch warum der Fotograf überhaupt in diese Situation gekommen war. Angetrieben vom Wunsch, das Schlüpfen der jungen Kaiserpinguinküken zu dokumentieren und zu zeigen, wie das Leben auch am unwirtlichsten Ort der Erde einen Weg findet. Nur gerade 2.5 Kilometer von der Station Mirny, wo Zehnder mit den Mitgliedern der russischen Antarktisexpedition überwinterte, war die Kolonie entfernt. Doch ein einsetzender Sturm, der zu einem sogenannten «Whiteout» führte, liess den zurückkehrenden Zehnder die Station nur um Haaresbreite verpassen. «Bruno verpasste die Station, stolperte in eine dunkle Leere, blieb liegen und starb an Unterkühlung», beschreibt Strecke den Hergang kurz und trotzdem persönlich, der zu Zehnders Tod führte.

Der Gedenkstein zu Ehren von Bruno Zehnder in Bad Ragaz und mehrere Erinnerungsplaketten mit Gedanken zum verstorbenen Fotografen. Bild: mit freundlicher Genehmigung von Dr. Volker Strecke

Die Gedenkschrift von Strecke endet aber nicht mit dem Tod Zehnders, sondern fügt hier auch die vielen Aktionen an, die in den darauffolgenden Jahren unternommen worden waren, um das Andenken an Bruno «Pinguin» Zehnder zu wahren. Besonders berührend ist die Auflistung der Inschriften, die aus aller Welt kommend, auf einem grossen Gedenkstein in Zehnders Heimatstadt Bad Ragaz stehen. «Er blieb dort für immer zwischen dem Schnee und den grauen Felsen wo erstaunliche Vögel waren, von denen er träumte, wo das Eis mit seiner kalten Schönheit das Land für immer gefror…Dort fand er seinen Frieden, etwas anderes konnte er im Leben nicht akzeptieren.» Volker Streckes Artikel setzt dem «Pinguinmann» anlässlich seines Todestages sicherlich einen weiteren Gedenkstein.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zum Artikel: Strecke, V.: In memoriam Bruno Penguin Zehnder, 1945–1997, the famous Antarctic Photographer, Polarforschung, 91, 5–13, https://doi.org/10.5194/polf-91-5-2023, 2023

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