Südgeorgien begeistert tausende von Besuchern, egal ob Touristen oder Forschende, nicht zuletzt dank den wieder zahlreicher auftauchenden Walen rund um die subantarktische Insel. Doch die Tiere benötigen immer noch Schutz, denn die Meeressäuger sind immer noch bedroht, unter anderem auch durch den Walfang. Darum will der South Georgia Heritage Trust mit dem Kunstprojekt «Commensalis» ein dauerhaftes Zeichen mitten im Herzen des ehemaligen industriellen Walfangs. Wer möchte, kann dies nun finanziell unterstützen und sich dabei selbst auf der Insel in Form einer Stahlniete verewigen, der Spendenaufruf ist offiziell gestartet.
Mehr als 17’000 Stahlnieten in verschiedenen Grössen werden auf sechs grossen Tischen und einem siebten Schlüsseltisch die Walpopulationen und die Einschnitte des Walfangs in der Region auf die Populationen darstellen. Jede Stahlniete kann auf der Webseite des South Georgia Heritage Trusts gesponsert werden und wird mittels Zertifikat bestätigt. Dies erklärt der SGHT in einer Pressemitteilung anlässlich des Starts für den Spendenaufruf. «Mit dieser Kampagne hoffen wir, die Menschen für Michaels wunderschöne Kunstwerke zu begeistern und sie für die Kraft kollektiven Handelns zu sensibilisieren, um Veränderungen in unserer Umwelt herbeizuführen,» erklärt die Geschäftsführerin des SGHT, Alison Neil. « Wir denken, dass die Patenschaft für eine Niete auf den Spirit Tables genau das verkörpert, worum es bei diesem Projekt geht.»
«Die majestätische Landschaft und die Tierwelt hier überraschen mich immer wieder, und das alles hilft mir, dem Konzept für Commensalis den letzten Schliff zu geben.»
Michael Visocchi, „Commensalis“-Schöpfer
In der Zwischenzeit ist Michael Visocchi und Stewart Gardner von der Firma WSP, die für den Transport und die Installation der Tische zuständig ist, in Grytviken dabei, notwendige Vermessungen und Logistikfragen mit den dortigen Behörden vorzunehmen. «Ich freue mich so sehr, wieder auf Südgeorgien zu sein. Die Sehenswürdigkeiten, Farben und Geräusche sind mir seit meinem ersten Besuch nicht mehr aus dem Kopf gegangen», zeigt sich der Künstler begeistert. «Die majestätische Landschaft und die Tierwelt hier überraschen mich immer wieder, und das alles hilft mir, dem Konzept für Commensalis den letzten Schliff zu geben.»
Die Stahlnieten werden drei verschiedene Grössen aufweisen und auf den insgesamt sieben Tischen festgemacht. Interessierte Sponsoren können aus den verschiedenen Grössen wählen, wobei die zu bezahlenden Beträge fixiert sind. Denn sie repräsentieren verschiedene Aspekte in der Biologie von Walen. Beispielsweise stehen die 33 britischen Pfund für eine kleine Stahlniete für die 33-minütigen Gesänge eines Buckelwals. Die grösste Stahlniete kann für 199 britische Pfund gesponsert werden und steht für das Gewicht des grössten je gemessenen Blauwals, der auf Südgeorgien verarbeitet worden war. Nach Angaben des SGHT werden jeweils 10 Prozent von jedem Beitrag direkt an die Walforschung gehen, die sich zurzeit vor allem mit den Auswirkungen des Klimawandels, der auch Südgeorgien stark beeinflusst, auf die Walpopulationen in der Region beschäftigt.
Alle Stahlnieten werden danach in bestimmten Anordnungen auf den Tischen befestigt, wobei für jede auf Südgeorgien verarbeitete Walart ein Tisch steht und die Nietenanordnung einen spezifischen Aspekt der Biologie der Walart repräsentiert. Diese Tische werden dann auf der ehemaligen Flensebene von Grytviken aufgestellt, mit Artinformationen versehen werden, wobei ein grosses Loch in der Tischfläche die getöteten Wale im Vergleich zur Gesamtpopulation darstellen wird. Auf dem siebten Tisch sind die getöteten Wale in ihren Anteilen als sogenannte «Nightingale-Grafik» dargestellt. «Diese Darstellungsform wurde von Florence Nightingale entwickelt, um die gefallenen Soldaten des Krimkrieges aller Seiten zählen zu können», erklärt Michael Visocchi. Sein Projekt wurde aus über 150 anderen Einsendungen im November 2020 ausgewählt.
«Kunst ist ein wirklich wirkungsvolles Mittel, um eine komplexe Botschaft zu vermitteln und das Interesse der Menschen am Naturschutz zu wecken und sie daran zu beteiligen.»
Alison Neil, CEO South Georgia Heritage Trust
Weil seine Kunstinstallation darauf ausgelegt ist, für lange Zeit auf Südgeorgien zu bleiben, erhalten Sponsoren so die Möglichkeit, einen bleibenden Abdruck auf der Insel zu hinterlassen, der aber für die Umwelt und den Schutz der Meeressäuger steht. «Kunst ist ein wirklich wirkungsvolles Mittel, um eine komplexe Botschaft zu vermitteln und das Interesse der Menschen am Naturschutz zu wecken und sie daran zu beteiligen,» ist Alison Neil überzeugt. Für Grytviken wird die Installation ein weiterer eindrucksvoller Beitrag sein, wie der Mensch einerseits die Natur negativ beeinflussen kann und andererseits auch dazu beitragen kann, dass ein Paradies wieder zu seinen Ursprüngen zurückfinden kann.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal
Link zur Sponsoring-Webseite des SGHT