Longyearbyen ist Norwegens beste Studentenstadt | Polarjournal
Der Titel des beliebtesten Universitätsortes 2023 geht an Longyearbyen und die Universität in Svalbard UNIS (im Bild). Damit setzt sich auch in diesem Jahr ein kleiner Ort gegenüber den grossen Städten durch. Bild: Bjørn Christian Tørrissen

Norwegen gilt in vielen Ländern als zwar teures, aber sehr beliebtes Land, um ein Studium zu absolvieren. Seit Jahren wachsen die Zahlen an Studentinnen und Studenten an den Universitäten des nordischen Landes. Doch neben der Frage, was man studieren will, spielt es auch eine wichtige Rolle, wo man studieren möchte. Das Informationsportal «studentum.no» hat eine Untersuchung gestartet, um herauszufinden, welcher Ort in Norwegen bei den Studenten der beliebteste Universitätsort ist und hat ein überraschendes Resultat erhalten.

Nicht Oslo, Bergen oder Tromsø sind die beliebtesten Universitätsorte, sondern Longyearbyen auf Svalbard hat den Titel in diesem Jahr geholt. «Svalbard ist wahrscheinlich keine Studentenstadt für jedermann, weil hier nur arktische Ausbildungen angeboten werden. Aber wer sich für Umwelt- und Arktisstudien interessieren, zum Beispiel für Geologie, Biologie oder Geophysik, der ist hier genau richtig,» wie das Informationsportal für Bildung «Studentum.no», welches die Untersuchung durchgeführt hatte, berichtet. Damit setzt sich einmal mehr ein kleiner Ort gegenüber den grösseren Städten in Norwegen durch. Im vergangenen Jahr hatte der kleine Ort Bø in der Telemark bei der Umfrage gewonnen, schreibt das Portal weiter. Studentum.no selbst ist eine Such- und Informationsplattform für höhere Bildung in Norwegen und ist Teil der Educations Media Group, dem nach eigenen Angaben marktführenden Unternehmen in Sachen Bildungsmarketing in Nordeuropa.

Longyearbyen setzte sich in diesem Jahr gegen 47 andere norwegische Orte bei der Bewertung durch. Dazu gehören die häufig als beliebteste Orte zählenden Städte Oslo, Kristiansand, Trondheim oder Tromsø dazu. In der Rangliste des Portals folgten auf Longyearbyen entsprechend auch Trondheim und Bergen. Oslo und Tromsø liegen nach Angaben des Portals auf den Plätzen 6 bzw. 5. Das Portal bewertete in seiner Untersuchung nicht nur Bildungsrelevante Aspekte wie professionelles und Studienumfeld, Weiterbildungsmöglichkeiten oder Karrieremöglichkeiten, sondern auch soziale Punkte wie Gesundheitsversorgung, Unterkunftmöglichkeiten und -preise, Lebensqualität Nebenverdienstmöglichkeiten und die allseits beliebten Angebote des Kultur- und Nachtlebens. All die Punkte hatte studentum.no in einer früheren Umfrage bei Studenten erhalten, welche Aspekte ihrer Meinung nach wichtig für die Wahl eines Studienplatzes seien und welcher Faktor wie stark zu gewichten sei. Die Daten für einzelnen Faktoren sammelte man danach aus früheren Umfragen des Portals und aus Daten des norwegischen Statistikamtes und anderer Behörden. Daraus berechnete das Portal für jeden Ort einen bestimmten Wert, berechnete daraus einen Mittelwert und gemeinsam mit der Gewichtung des Faktors entstand so die Rangliste, die vom Portal nun veröffentlicht worden ist.

Neben der professionellen Qualität der Universität ist vor allem eine gute und kostengünstige Unterbringung für Studenten wichtig. Longyearbyen ist einer der wenigen Orte, in denen die Zahl der Wohnmöglichkeiten grösser als die Zahl der Studenten ist, ein wichtiger Punkt für den Sieg. Bild: Bjørn Christian Tørrissen

Auf die Frage, warum gerade ein kleiner Ort wie Svalbard bei Studenten so beliebt ist, verweist das Portal auf die Gewichtung der einzelnen Parameter. Diese zeigt, dass Studenten (frühere, gegenwärtige und zukünftige) besonderen Wert auf die Studienumgebung, die professionelle Qualität der Universität und auf die Unterbringungsmöglichkeiten legen, während andere Faktoren wie Nebenverdienst, weitere Bildungsmöglichkeiten oder Nahverkehr im Mittelfeld liegen. Interessanterweise gewichten Studenten auch Punkte wie Kultur- und Nachtleben nicht so hoch, wie man es meinen möchte. Ganz hinten liegt die Gesundheitsversorgung. Betrachtet man die einzelnen Werte von Longyearbyen, zeigt sich, dass gerade in den wichtigen Punkten die Stadt besonders weit vorne liegt. In Sachen Unterbringung liegt Longyearbyen sogar an erster Stelle, im Faktor Studienumfeld auf Platz 2. Nur in den Zukunftsmöglichkeiten wie weitere Karrieremöglichkeiten liegt man eher hinten oder gar am Schluss (Weitere Bildungsmöglichkeiten).

Longyearbyen zieht viele Menschen in seinen Bann dank seiner Lage inmitten von Bergen und arktischer Wildnis. Bild: Michael Wenger

Ein weiterer Punkt ist, dass die Aufenthaltszeit beschränkt ist und UNIS auch keine Möglichkeiten bietet, Studiengänge von Anfang bis Ende hier durzuführen. Wer aus dem Ausland die Universität besucht, ist automatisch an der Universität in Tromsø eingeschrieben, während Studenten aus norwegischen Unis an ihrer eigenen eingeschrieben bleiben. Trotzdem fühlen sich Studenten an der UNIS und in Longyearbyen offensichtlich sehr wohl, was sicherlich auch der einzigartigen Umgebung der nördlichsten Universität der Welt zuzuschreiben ist

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Webseite von UNIS

Link zur Datenerhebung von studentum.no

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