UPDATE: Die ersten Ergebnisse der Untersuchungen durch die Behörden haben ergeben, dass es sich bei der ertrunkenen Bärin tatsächlich um jenes Tier gehandelt hat, welches in den vergangenen Monaten mehrfach in Hütten auf Svalbard eingebrochen war. Das Tier hatte den Namen „Frost“ erhalten, nachdem der Fotograf und Filmer Asgeir Helgestad die Bärin und ihre Jungen in seinem Dokumentarfilm „Auf Wiedersehen, Eisbär!“ portraitiert hatte. Gegenüber der Lokalzeitung Svalbardposten erklärte Helgestad „Ich bin sehr traurig über diese Nachricht, nachdem ich ihr zehn Jahre gefolgt war.“ Warum die Bärin ertrank, ist noch nicht geklärt und immer noch Gegenstand der Untersuchungen. Weiter untersucht man auch einen möglichen Angriff des Jungtiers auf die Helfer, die den Kadaver der Mutter aus dem Wasser geholt hatten und eigentlich das Jungtier erst nicht töten wollten. Auch die Hintergründe zur Dauer von der Vertreibung bis zum Tod werden untersucht, schreibt die Zeitung weiter.
Mit dem einsetzenden Frühling kommen Eisbärenmütter auf Svalbard aus ihren Höhlen, wo sie den Winter und die Geburt ihrer Jungen verbracht haben oder ziehen mit den älteren Jungen umher. Auf der Suche nach Nahrung wandern die Tiere dann in die Fjorde und aufs Packeis, auch auf der Westseite Svalbards. Dort kam es zu einem Zwischenfall mit traurigem Ausgang.
Am südlichen Ende des bekannten Tempelfjorden, nahe der kleinen Halbinsel Vindodden, starben eine Eisbärin und ihr Jungtier vergangenen Donnerstag Nacht, nachdem sie von einer Hütte von den Bewohner verjagt worden waren. Die Behörden auf Svalbard untersuchen zurzeit den Fall und gehen von keinem Fehlverhalten der Bewohner zurzeit aus, wie sie in ihrer Pressemitteilung schreiben.
Nach Angaben der Behörden und der Lokalzeitung Svalbardposten, wurden die Sysselmester am vergangenen Donnerstag nach Mitternacht von einer Gruppe von jungen Leuten benachrichtigt, dass im Wasser vor der Halbinsel Vindodden ein Eisbär treibe, der sich nicht bewege. Die Bewohner meldeten ebenfalls, dass sie die Bärin zusammen mit ihrem Jungtier von der Hütte mit Signalpistolen vertrieben hatten, da die beiden Tiere sich den Bewohnern und der Hütte genähert hatten. Die Tiere hätten sich dann gleich in Richtung Wasser begeben und seien davongeschwommen. Gouverneur Lars Fause liess darauf ein Team der Behörden inklusive Experten zur Hütte fliegen. Nachdem es gelungen war, die Bärin an Land zu bringen, versuchte man das Jungtier zu verscheuchen, jedoch ohne Erfolg. Darum wurde beschlossen, das junge Tier zu töten. Die Körper der Tiere werden nun untersucht und die Zeugen des Falles befragt. „Wir müssen nun alle Informationen sammeln und dokumentieren“, erklärt Lars Fause gegenüber Svalbardposten. Die Behörden machten zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben zum Zustand der Tiere, dem Alter des Jungtieres oder zu den Personen, die bei der Hütte waren.
Es auf Svalbard immer wieder vor, dass Eisbären in die bewohnten Gebiete wandern und dabei auch in Hütten einbrechen. Die Tiere sind sehr neugierig und praktisch permanent auf der Suche nach Nahrung. Wenn Eisbären den Hütten zu nahe kommen, dürfen Bewohner die Tiere mit Signalpistolen die Tiere vertreiben, was in der Regel auch gut funktioniert. In den letzten Monaten machte besonders eine Bärin mehrfach Schlagzeilen auf Svalbard, die immer wieder sich den Hütten auf der Westseite von Spitzbergen genähert hatte und dabei auch in die eine oder andere eingebrochen war. Ob es sich bei der toten Bärin um eben jenes Tier handelt, ist nicht klar.
Auch dass Jungtiere getötet werden müssen, wenn das Muttertier umkommt, ist eine traurige, aber notwendige Tatsache. Denn sind die Tiere noch zu jung und unerfahren, um für sich selbst sorgen zu können, droht ihnen entweder der qualvolle Hungertod oder sie könnten anfangen, in der Nähe von menschlichen Behausungen auf Nahrungssuche zu gehen, was eine Gefahr für Tier und Mensch darstellt.
Die Behörden gehen zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass kein Fehlverhalten von Seiten der Bewohner der Hütte vorliegt. Weitere Details sollen später kommuniziert werden.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal