Massiver Rückgang der Zügelpinguine | Polarjournal
Die ‘Familienidylle’ täuscht! Für die Elterntiere ist es harte Arbeit den Nachwuchs durchzubringen. Viele Gefahren lauern bis die Küken ausgewachsen sind. (Foto: Heiner Kubny)

Der Zügelpinguin (Pygoscelis antarctica), auch als Kehlstreifenpinguin bekannt, lebt vor allem auf der Antarktischen Halbinsel, ausserdem auch noch an der antarktischen Küste und auf wenigen Inseln im Südatlantik und den subantarktischen Inseln. Das charakteristische Merkmal des bis 75 cm grossen Pinguins ist ein schwarzer, schmaler Streifen, der sich vom Hinterkopf über die Kehle zieht. Der Bestand wird laut IUCN (rote Liste gefährdeter Tiere) auf 8.000.000 Brutpaare geschätzt und gilt als nicht gefährdet, wovon allein 4.000.000 auf den South Sandwich Islands leben.

Fast 60% der Population der Zügelpinguine vermehren sich auf der antarktischen Halbinsel und den benachbarten Süd-Shetlands und auf dem Südorkney-Inseln etwas weiter nördlich. Eine Studie zeigt nun, dass die Zügelpinguine in diesem Gebiet einen dramatischen Rückgang von etwa 30% in nur drei Generationen verzeichneten. Nicht berücksichtigt in dieser Studie sind die Zügelpinguine auf den weiter östlich gelegenen Südsandwich-Inseln.

Der Kampf um den Nachwuchs beginnt bereits nach dem Legen der Eier. Skuas (links) warten auf eine kleine Unaufmerksamkeit von Seiten der Pinguine, um das Ei aus dem Nest zu stehlen. (Foto: Heiner Kubny)

Studie belegen einen markanten Rückgang

Das alarmierende Resultat basier auf der Forschung von Dr. Lucas Krüger, Dr. Francisco Santa Cruz und Dr. César Cárdenas, die für das «Instituto Antártico Chileno» (INACH) und des «BASE Millennium Institute» durchgeführt und kürzlich vom Fachmagazin Diversity veröffentlicht wurde.

Es zeiget sich, dass in einem Zeitraum von 40 bis 50 Jahren rund 62% der Kolonien auf den Inseln einen Rückgang von mehr als 50 % zu beklagen hatten.

Die Autoren erklären in ihrer Arbeit, dass durch den von ihnen kalkulierte Rückgang der Populationen um 30% innert drei Generationen, die Pinguine in der Liste der Roten Arten der IUCN (International Union for Conservation of Nature) von «Nicht gefährdet» auf «gefährdet» hochgestuft werden sollten.

Um ihre aufwändige Analyse durchzuführen, verwendeten die Autoren standardisierte Aufzeichnungen und Zählungen von Pinguinen auf der antarktischen Halbinsel, die seit 1960 vorgenommen wurden. Ebenso widmet sich seit 2017 eine internationale Gruppe von Wissenschaftlern der Zusammenstellung aller vorhandenen Informationen und der Bereitstellung auf einer jährlich aktualisierten, frei zugänglichen Plattform.

Zügelpinguine ernähren sich während ihrer Fortpflanzungszeit fast ausschliesslich von Krill. Bei der Aufzucht entsteht auch ein Kampf um Futter: der stärkere Jungvogel (rechts) wird meist zuerst gefüttert. (Foto: Heiner Kubny)

Mögliche Ursachen für den Rückgang

Zur Tatsache um den dramatischen Rückgang der Zügelpinguin-Populationen kommt hinzu, dass die vermuteten Ursachen kurz- und mittelfristig wahrscheinlich nicht rückgängig gemacht werden können. Aber unter den Wissenschaftler herrscht eine schon lange geführte Diskussion über die Faktoren, die zum Rückgang der Zügelpinguinen führen könnten. 

Als ein Faktor gilt, dass im nördlichen Teil der antarktischen Halbinsel aufgrund der Erwärmung und des Meereisrückgangs im Winter weniger Krill, die Hautnahrung der Pinguine, zur Verfügung steht. Andere relevante Hypothesen beziehen sich neben der Zunahme der Krillfischerei in der Antarktis auch auf die Erholung der Walpopulationen, die auch wichtige Konsumenten von antarktischem Krill sind. 

„Es ist auch wahrscheinlich, dass andere Faktoren zusammenwirken, die hauptsächlich mit dem Klimawandel zusammenhängen und das Überleben der Nestlinge in den Brutkolonien und der Jungtiere im ersten Lebensjahr beeinträchtigen“, erklärt Lucas Krüger. „Diese Faktoren könnten zur Populationsdynamik beigetragen haben, obwohl Hinweise darauf hindeuten, dass dies nur in Jahren mit geringer Krill-Häufigkeit passieren könnte“, fügt Krüger hinzu.

Die Erholung der Walpopulationen in der Antarktis erzeugen neben der industriellen Krillfischerei zusätzlichen Druck auf die Pinguine bei der Futtersuche. (Foto: Heiner Kubny)

Wie weiter?

Lucas Krüger erklärt, dass die Modelle, die Veränderungen im Ökosystem der Antarktischen Halbinsel verursachen, welche er angesichts verschiedener Umweltszenarien prognostiziert habe, darauf hindeuten, dass aktuelle Rückgangstrends weiterverfolgt werden sollten. „Aber gleichzeitig ist es komplex und schwierig, mit dem derzeit verfügbaren Wissen eine genaue Einschätzung der Zukunft der Art zu geben. Im Moment können wir sagen, dass die Populationen in der jüngeren Vergangenheit erheblich zurückgegangen sind und weiter gefährdet werden könnten, wenn sich die Trends fortsetzen“, sagt er weiter.  „Ein besseres Verständnis dafür, wie diese Art mit den schnellen Umweltveränderungen auf der Antarktischen Halbinsel zusammenhängt, ist von entscheidender Bedeutung“.

Die Antarktische Halbinsel ist eines der Gebiete des Planeten, das in den letzten Jahren am schnellsten unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung gelitten hat, und diese Veränderungen sind für Wissenschaftler auf der ganzen Welt von grosser Bedeutung.

An der Studie beteiligt war das INACH-Team unter Dr. Lucas Krüger, Dr. César Cárdenas und Dr. Franz Santa Cruz. (Foto: INACH)

Das INACH (Instituto Antarctico Chileno) ist ein technisches Gremium des Aussenministeriums mit voller Autonomie in allen Angelegenheiten, die mit der Antarktis in Verbindung stehen und wissenschaftlicher und technologischer Natur sind sowie der Verbreitung dienen. Das INACH folgt der nationalen Antarktispolitik, indem es die Entwicklung exzellenter Forschung fördert, effektiv am Antarktis-Vertragssystem und den damit verbundenen Foren teilnimmt, die Region Magallanes als Tor zum Weissen Kontinent stärkt und Massnahmen zur Verbreitung antarktischer Kenntnisse in der Öffentlichkeit durchführt.

Heiner Kubny, PolarJournal

Website: Pinguin-Plattform

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