Wie ein Eisbrecher – SPI bahnt Weg für CH-Polarforschung in Sion | Polarjournal
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Über Sion thronen die Wallfahrtskirche Nôtre-Dame de Valère und die Ruine Tourbillon (mitte), während vorne die Zukunft mit einem Gebäude der „Energypolis“ steht und im Hintergrund ragen die Gletscher- und schneebedeckten Berge des Wallis in den Himmel: Der Blick vom SPI aus ist wegweisend. Bild: Michael Wenger

Die Polarforschung rückt in vielen Ländern auf der wissenschaftlichen und politischen Agenda immer weiter nach oben, auch in der Schweiz, die schon seit über 110 Jahren aktive Polarforschung betreibt. Dabei müssen auch hierzulande Forschende sich mit zahlreichen Hindernissen auseinandersetzen, fast wie das Navigieren durch das Packeis im arktischen oder antarktischen Polarmeer. Und was normalerweise von Eisbrechern übernommen wird, fällt in der Schweiz in die Zuständigkeit des Swiss Polar Institutes, welches dafür nun eine neue «Schiffsbrücke» erhalten hat.

Vom obersten Stockwerk eines ehemaligen Industriegebäude hat man einen herrlichen Blick auf die umliegende Walliser Bergwelt, auf Gletscher, Schnee und Eis. Der perfekte Rahmen für eine Institution, die sich mit der Forschung in den Polargebieten und dem Hochgebirge auseinandersetzt, das Swiss Polar Institute SPI. Seit Anfang Dezember hat das SPI hier nun seine Räumlichkeiten auf dem EPFL Campus Wallis, nahe am Hauptbahnhof von Sion, dem Walliser Hauptort. Die Büros und Meetingräume liegen im ALPOLE-Gebäude, in welchem vor allem alpine und Polare Umwelt erforscht wird. Von hier aus wird das SPI in Zukunft die Rahmenbedingungen für die Schweizer Polarforschung fördern und die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bei ihren Bemühungen unterstützen, unser Verständnis über die Kryosphären der Erde zu erweitern.

Mit dem Umzug nach Sion zeigt das SPI, wie sehr diese Institution seit ihrer Gründung 2016 gewachsen ist und welchen Stellenwert sie mittlerweile einnimmt. Egal, ob auf dem politischen, dem wirtschaftlichen oder dem wissenschaftlichen Parkett, wenn es um Schweizer Polar- und Hochgebirgsforschung geht, ist das SPI seit seiner Gründung 2016 dabei. Nicht aber mit eigener Forschung wie zum Beispiel das Alfred-Wegener-Institut AWI oder die British Antarctic Survey, die ganze Forschungsteams beinhalten.

Es geht vielmehr um die Vernetzung und die Koordination: Scheinbar unermüdlich setzen sich Geschäftsführerin Danièle Rod, die wissenschaftliche Leiterin Professorin Gabriela Schaepman-Strub und ihr Team dafür ein, dass Schweizer Forschungsgruppen ihre Arbeiten in der Arktis, der Antarktis oder in den hochalpinen Bereichen der Erde mit der bestmöglichen Unterstützung und den bestmöglichen Rahmenbedingungen durchführen können.

Ob es sich um Finanzierungsmöglichkeiten, Kooperationen mit Behörden und anderen Institutionen, um praktische Aspekte wie Sicherheitstrainings und Logistik bei Feldarbeiten oder um die Bildung bei Schulklassen geht, das Team liefert die Unterstützung, verbindet, koordiniert, informiert und finanziert. Und das sehr erfolgreich.

International geniesst das Swiss Polar Institute einen ausgezeichneten Ruf. Die Kooperationen und Absichtserklärungen zur Kooperation reichen von Australien und Japan bis nach Kanada und Grönland und umfassen sowohl die Forschungen in der Arktis wie auch in der Antarktis. Im Inland steigt die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer am traditionellen Swiss Polar Day jedes Jahr an und liegt mittlerweile bei mehreren hundert aus allen Forschungszweigen. Auch in der Öffentlichkeit steigt der Bekanntheitsgrad jährlich an, nicht zuletzt an den Schulen dank der Swiss Polar Class. Und politisch hat das SPI dank seines Ranges als «Forschungsinstitution von nationaler Bedeutung» ebenfalls an Gewicht zugelegt und unterstreicht die Schweizer Politik der Wissenschaftsdiplomatie in den Polarregionen.

Bei einer derartigen Bandbreite an Kollaborationen und als Koordinationsstelle der Schweizer Polar- und Hochgebirgsforschung erscheint es nur allzu logisch, dass das SPI auch an einem entsprechenden Ort seine neuen Räumlichkeiten bezieht. Denn das Gebäude ist ein Teil von «Energypolis», einem neuen und bisher einzigartigen Campus in Sion, wo eine Schnittstelle zwischen Forschung, Wirtschaft und Gesellschaft entsteht. Hier sollen in Bereichen wie Energie, Technologie, Gesundheit und auch Umwelt von der Idee über die Grundlagenforschung bis zur erfolgreichen wirtschaftlichen Umsetzung alles vertreten sein. Damit sollen Spitzenleistungen erreicht und Synergien geschaffen werden, die den gewaltigen Herausforderungen, denen sich die Welt gegenübergestellt sieht, begegnen können. Dazu zählen vor allem auch diejenigen in der Arktis und der Antarktis, wofür man am besten einen kräftigen Eisbrecher benötigt, der eine passende Schiffsbrücke hat, von der ein perfekter Blick auf alles herrscht… auch auf die Bergwelt des Wallis.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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