Paasisavut findet Grönlands Forschungsstar | Polarjournal
Fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer warten gespannt auf die Verkündung der Jury (ganz links), wer der grönländische Forschungsstar 2023 sein wird. Ganz rechts TV-Moderatorin Maria Motzfeldt. Bild: Emil Nørgaard Stach via Arctic Hub

Wenn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschung präsentieren müssen, dann ist es meistens vor Fachleuten an Tagungen, hin und wieder vor Ausschüssen bezüglich Finanzierungen oder Genehmigungen und ganz selten vor einem generellen Publikum. Das TV-Format «Paasisavut» der Universität Grönland und des International Arctic Hub vereinte all dies in sich und liess vier Nachwuchswissenschaftlerinnen und einen Nachwuchswissenschaftler gegeneinander vor laufender Kamera und zehntausenden Zuschauerinnen und Zuschauer antreten. Das Ziel: die eigene Forschungsarbeit fachlicher, spannender und unterhaltsamer zu präsentieren als die anderen, mit Erfolg für eine teilnehmende Person.

In fünf Minuten die eigene Forschungsarbeit so zu präsentieren, dass eine Jury aus Expertinnen und Experten aus verschiedensten Bereichen des öffentlichen Lebens und das Fernsehpublikum von der Wichtigkeit und dem Inhalt überzeugt ist, gelang am Ende dem Ilisimatursarfik-Studenten Nick Duelund. Er stellte seine Arbeit über Sehbehinderungen bei grönländischen Kindern und wie man Testverfahren und Hilfe in den oft abgelegenen Siedlungen verbessern kann, am überzeugendsten vor und gewann damit das Preisgeld von 25’000 dänischen Kronen (ca. 3’300 Euro) und kann sich nun damit rühmen, der erste Sieger des neuen und innovativen TV-Formats zu sein.

Nick Duelund, der an der Universität Grönland seinen Doktortitel macht, setzte sich in der Liveshow gegen seine Mitstreiterinnen Naja Carina, Steenholdt, Liz Cooper, Helene Rasmussen und Ulunnguaq Markussen durch. Diese hatten zwar mit ihren Vorträgen über Lebensqualität in Grönland, nachhaltigen Kreuzfahrttourismus in Grönland, Stickstofftransport in der grönländischen Tundra und urbane Entwicklung in einer ostgrönländischen Ortschaft ebenfalls sehr spannende und für Grönland relevante Themen. Ausserdem traten alle Teilnehmenden sehr selbstbewusst auf und präsentierten ihre Arbeiten auf eine charmante und doch fachlich sichere Weise, nutzten dabei die in einem Vorbereitungscamp erweiterten Möglichkeiten und Fähigkeiten. Sie wandten sich oft direkt an das Publikum und bezogen dieses in ihre Präsentationen mit ein. Doch am Ende wurde der Auftritt von Nick Duelund von der vierköpfigen Jury als der Überzeugendste bewertet. Die rund 400 Anwesenden im Publikum bestätigten die Wahl mit tosendem und lange anhaltendem Applaus, als er die Siegertrophäe aus den Händen von Arctic Hub-Geschäftsführerin und Jurorin Anna-Sofie Skjervedal entgegennahm.

Obwohl es sich um einen Wettbewerb gehandelt hatte, war unter den Teilnehmenden keine Form eines Konkurrenzkampfes zu spüren. Für alle fünf ging es in erster Linie darum, der breiten Öffentlichkeit ihre Forschungsthemen näherzubringen. Dies war auch das erklärte Ziel des International Arctic Hub, der die Show zusammen mit der Universität Grönland initiiert hatte. Und sie hatten auch Erfolg dank der Tatsache, dass der grönländische Sender KNR die Sendung landesweit ausgestrahlt hatte, wie Kommunikationsleiter Ole Ellekrog gegenüber PolarJournal bestätigen konnte. «Wir erhielten im Nachgang zur Sendung sehr viel Lob und es war für rund eine Woche das Gesprächsthema Nummer 1.» Besonders hervorzuheben ist dabei, dass die Sendung nicht nur in grönländisch ausgestrahlt worden war, sondern simultanübersetzt wurde, sowohl am Fernseher wie auch für das Publikum in der Halle. Dadurch konnten alle Beiträge der Teilnehmende von der ganzen Bevölkerung verstanden werden. So konnte gezeigt werden wie vielfältig und gesellschaftlich relevant grönländische Forschung ist und dass es nicht immer nur um den Eisschild oder um Fischerei geht, wenn man an Wissenschaft in Grönland denkt.

Das 3-minütige Video gibt einen Eindruck, worum es bei Paasisavut geht. Ob es eine 2024-Ausstrahlung geben wird, ist noch nicht bekannt. Video: Arctic Hub

Ob das Format im nächsten Jahr wieder ausgestrahlt wird, ist im Moment noch nicht bekannt. Doch weil Forschung in Grönland eine immer wichtigere Rolle spielt und die Bevölkerung offensichtlich ein grosses Interesse daran hat, mehr darüber zu erfahren, dürfte es realistisch sein, dass Grönland auch 2024 seinen Forschungssuperstar suchen wird.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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