Häufige Waldbrände prägten einst Antarktis | Polarjournal
Kaum zu glauben, aber Inseln und andere Bereiche der antarktischen Halbinsel waren einst eine grüne Oase mit lichten Wäldern und Buschland, die aber leicht auch in Flammen aufgehen konnte. Bild: Michael Wenger

Wenn man heute von Feuern und Polargebieten hört, denkt man unweigerlich an die immer häufiger auftretenden und riesigen Flächenbrände in der Arktis. Kaum jemand würde das südliche Gegenstück, die Antarktis mit Wald- und Buschbränden verbinden, schon alleine aufgrund der mangelnden Vegetation. Doch das war nicht immer so, wie eine Studie 2015 gezeigt hatte. Eine neue, eben erschienene Arbeit entdeckte nun neue und überraschende Hinweise auf die Häufigkeit der Naturkatastrophen.

Die lichten Wälder auf Inseln, wo heute die Antarktische Halbinsel und die ihr vorgelagerten Südshetlands liegen, waren vor 75 Millionen Jahren häufig Opfer von Wald- und Buschbränden, sogenannten Paläobusch- und -waldbränden. Das ist das Ergebnis der Untersuchungen eines chilenisch-brasilianischen Forschungsteams unter der Leitung von Dr. Joseline Manfroi und Dr. Marcelo Leppe vom Chilenischen Antarktisinstitut INACH. Nach Ansicht des Forschungsteams waren die Brände wichtige Treiber in der Entwicklung der Vegetation dieser Region und traten viel häufiger auf, als bisher angenommen. Damit liefern die chilenischen und brasilianischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weitere Mosaikstücke in das Bild der Region zur Zeit der Dinosaurier. Die Arbeit wurde vor kurzem in der Fachzeitschrift Frontiers in Earth Science veröffentlicht.

Das Forschungsteam um Dr. Manfroi fand Hinweise auf die häufigen Brände in den Gesteinsschichten von King George Island, einer der Südshetlandinseln, die vor der Küste der Antarktischen Halbinsel liegen. Dort, wo heute Gletscher die Inseln überziehen, standen vor 75 Millionen Jahren Verwandte von Steineibengewächsen, einer Art von Nadelbäumen oder Koniferen. Statt Pinguinen und Robben wanderten Dinosaurier durch die Wälder und Buschgebiete und statt Bergen aus Eis prägten Feuerberge, Vulkane, die Landschaft. Diese waren es auch, die nach Ansicht der Forscherinnen und Forscher für die häufigen Brände verantwortlich waren, nichts Ungewöhnliches für die späte Kreidezeit. «Anders als man vermuten könnte, waren es jedoch nicht die Ströme geschmolzener Lava aus aktivem Vulkanismus, die die Vegetation verzehrten, sondern vielmehr der Kontakt der Vegetation mit den erhitzten Aschewolken, den pyroklastischen Wolken, die von den Vulkanen ausgestoßen wurden und die in den geologischen Aufzeichnungen in Form von sehr feinen vulkanischen Sedimenten, wie z. B. vulkanischen Tuffen, erhalten geblieben sind», erklärt Dr. Manfroi. «Diese ultraheissen Aschewolken erreichten die Wälder und lösten die Brände aus.»

Die verbrannten Pflanzen blieben als Kohleüberreste am Boden als Schichten abgelagert und konnten so von Dr. Manfroi und ihren Kolleginnen und Kollegen aus Chile und Brasilien analysiert werden. Die Resultate zeigten, dass die Insel einst von einem Wald aus Nadelbäumen, Farnen und frühen Blütenpflanzen bedeckt gewesen sein muss. Ausserdem fanden die Forschenden Hinweise auf weitverbreitete und häufige Brände. Nach Meinung von Dr. Manfroi war dies ein wichtiger Aspekt in der Vegetationsgeschichte der Region. «Die Auswirkungen des Feuers auf die Vegetation waren sehr verbreitet und haben die südlichen Wälder während der Kreidezeit geprägt und beeinflusst, was sich auf die Entwicklung und die floristische Artenvielfalt in diesen Gebieten der Erde auswirkte.» Die botanische Vielfalt in der Region war damals durchaus hoch, wie Fossilfunde an verschiedenen Stellen an der antarktischen Halbinsel zeigen. Frühere Studien konnten ebenfalls zeigen, dass grosse Teile der Westantarktis von einem temperierten Regenwald bedeckt gewesen waren. Doch am Ende kühlten sich diese Gebiete derart stark ab, dass statt Bäume, Farne und Blumen nur noch Eisblumen blieben.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

Link zur Studie: Manfroi et al (2023) Front. Earth Sci. 11 “Antarctic on fire”: Paleo-wildfire events associated with volcanic deposits in the Antarctic Peninsula during the Late Cretaceous; doi.org/10.3389/feart.2023.1048754

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