Russland baut neues Forschungsschiff | Polarjournal
Die «Ivan Frolov» wird das vierte Schiff in der Flotte des Arctic and Antarctic Research Institute (AARI) und wird Forschungsprojekte auf hoher See ermöglichen. Es wird auch Personal auf arktischen und antarktischen Stationen austauschen und sie mit Nachschub versorgen. (Foto: Roshydromet)

Das Expeditionsschiff für die Polarforschung wird in St. Petersburg für 40 Milliarden Rubel (€ 445 Mio.) gebaut. Der Vertrag ist bereits Anfang März 2023 von der Admiralty Shipyards und Roshydromet unterzeichnet worden. Das neue Schiff wird den Namen des bekannten Polarforschers «Ivan Frolov» erhalten. Das Schiff wird in St. Petersburg in der Admiralitätswerft gebaut. Die neue «Ivan Frolov» wird eine Kombination von Tanker, Eisbrecher, Passagier-, Fracht- und Forschungsschiff sein. Der Bau soll bis 2028 abgeschlossen werden.

Alexander Makarov, Direktor des AARI: „Das neue russische Forschungs-Flaggschiff hat eine spannende Zukunft. Das Schiff wird 30 bis 40 Jahre lang bis in die 2070er Jahre im Dienst bleiben. Es wird also Teil grosser Ereignisse im Zusammenhang mit russischen Projekten in der Arktis sein“. (Foto: Roshydromet)

Das neue Schiff wird der Flotte des Arktischen und Antarktischen Forschungsinstituts dienen und das neue Flaggschiff der russischen Polarwissenschaft sein. Die «Ivan Frolov» wird das vierte Schiff in der Flotte des Arctic and Antarctic Research Institute (AARI) und wird Forschungsprojekte auf hoher See ermöglichen. 

„Das neue Forschungsexpeditionsschiff «Ivan Frolov» wird die unterbrechungsfreie Arbeit von Antarktisexpeditionen ermöglichen. Russland hat fünf Stationen in der Antarktis, die das ganze Jahr über in Betrieb sind, sowie fünf saisonale Stützpunkte. Das aktuelle Schiff, das Polarforscher und Fracht in die Antarktis befördert, ist veraltet, aber es bleibt noch etwas Zeit, bis das neue Schiff in Betrieb genommen wird. Die «Ivan Frolov» wird als Tanker, Eisbrecher, Passagierschiff, Frachter und Forschungsschiff fungieren. Die Admiralty Shipyard wurde ausgewählt, weil dieses in St. Petersburg ansässige Schiffbauunternehmen über viel Erfahrung verfügt. Sie bauten zum Beispiel die einzigartige selbstfahrende Nordpol-Plattform, die jetzt in den hohen arktischen Breiten segelt.“ sagte der russische Minister für natürliche Ressourcen und Umwelt Alexander Kozlov.

Die «Mikhail Somov» ist ein Forschungsschiff, das 1975 von der Kherson Werft gebaut wurde und soll nach der Inbetriebnahme der «Ivan-Frolov» ausser Betrieb genommen werden.
Geschichte schrieb die «Mikhail Somov» als das Schiff beim Entladen der Fracht bei der sowjetischen Russkaja-Station am 15. März 1985 im Eis eingeschlossen wurde. Trotz aller Bemühungen gelang es ihrem Kapitän nicht, sie aus dem Eis zu befreien. Von den 130 Männern an Bord wurden 77 per Hubschrauber auf andere Schiffe jenseits der Eiskante ausgeflogen. Der Eisbrecher «Wladiwostok» wurde nach Süden geschickt, um das eingeschlossene Schiff zu retten. Die «Mikhail Somov» wurde erst am 26. Juli 1985 erfolgreich befreit. (Foto: AARI)

Auf der «Ivan Frolov» wird je nach Bedarf und Priorität der Forschung in den polaren Breiten an Dutzenden von wissenschaftlichen Projekten von der Erforschung des Meeresbodens bis zur oberen Atmosphäre und zum Weltraum gearbeitet werden. 

Das Forschungsschiff wird in der Lage sein, mit bordeigener Krananlage grossformatige Ausrüstung mit einem Gewicht von etwa 50 Tonnen bis zu einem Abstand von etwa 25 Metern zu laden, oder zu entladen.

Die «Ivan Frolov» verspricht das grösste Schiff seiner Klasse zu werden. Es wird die Voraussetzungen für den Betrieb von fünf ganzjährigen Polarstationen und fünf Feldbasen in der Antarktis schaffen. Die Zukunft der wissenschaftlichen Forschung auf dem eisigen Kontinent sowie das komfortable Leben russischer Wissenschaftler unter rauen Bedingungen hängen von der «Ivan Frolov» ab.

Die «Akademik Fedorov» ist ein Forschungsschiff des Arktischen und Antarktischen Forschungsinstituts (AARI). Es wurde in Finnland für die ehemalige Sowjetunion gebaut und im September 1987 fertiggestellt. Das Schiff wurde nach dem sowjetischen Polarforscher Jewgeni Fjodorow benannt, einem Akademiker der an der ersten sowjetischen Eisdriftstation Nordpol-1 arbeitete. Die «Akademik Fedorov» soll in einigen Jahren aus dem Verkehr genommen werden. (Foto: AARI)

Es ist geplant, dass die «Ivan-Frolov» bis 2028 ihre Dienste aufnehmen und eine Lebensdauer von mindestens 30 Jahren haben wird. Es wird zwei veraltete Schiffe ersetzen, die 1975 in der Kherson Werft (Ukraine) gebaute «Mikhail Somov» und die 1987 in Rauma (Finnland) fertiggestellte «Akademik Fedorov».

Die «Ivan Frolov» wird auch zwei Hubschrauber wie den Ka-32, Mil Mi-8 oder Mi-38 mit an Bord haben. Zum Schutz vor Witterung und zur Wartung befindet sich ein Hangar auf dem Schiff.

Ivan Evgenievich Frolov begann 1971 nach seinem Abschluss am Leningrader Hydrometeorologischen Institut seine Karriere am Arctic and Antarctic Research Institute, wo er sich vom Ingenieur in der Eisregime- und Vorhersageabteilung von 1992 – 2017 zum Direktor des Instituts hocharbeitete. Seit September 2017 bis zu seinem Tod war er wissenschaftlicher Leiter des Instituts. (Foto: AARI)

Das Schiff erhält den Namen eines berühmten Forschers

Das Schiff wird nach dem Polarforscher Ivan Evgenyevich Frolov benannt. Der Wissenschaftler war Doktor der geographischen Wissenschaften, Professor, korrespondierendes Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. 25 Jahre lang leitete er das Arctic and Antarctic Research Institute in St. Petersburg. 

Ivan Evgenievich initiierte und organisierte die Vorbereitung der Veröffentlichung, war wissenschaftlicher Herausgeber eines zweibändigen Werks über die Geschichte des Arktischen Instituts zum 100-jährigen Bestehen des AARI. Er war auch Chefredaktor der Zeitschrift „Problems of the Arctic and Antarctic“, war Mitglied des Editorial Boards der Zeitschriften „Proceedings of the Geographical Society“, „Ice and Snow“, „Arctic: Ecology und Wirtschaftswissenschaften“ usw.

Ivan Frolov starb am 17, Dezember 2020 nach schwerer Krankheit. 

Heiner Kubny, PolarJournal

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