Nach einem fünfjährigen Verfahren hat ein Schiedsspruch festgestellt , dass die Regierungen von Nunavut und Kanada nicht genug tun, um die Beschäftigung von Inuit im öffentlichen Dienst zu fördern und zu unterstützen.
Ein kanadisches Schiedsgericht gab einer Organisation, die die Inuit in Nunavut vertritt, Recht, dass die Pläne der Bundesregierung und der Regierung von Nunavut, die Beschäftigung in der Region zu unterstützen und zu erhöhen, nicht ausreichen. Dabei bezieht sich der Schiedsspruch auf das Abkommen von 1993 über die Gebietsansprüche von Nunavut, insbesondere auf Artikel 23 des Abkommens. Darin wird festgehalten, dass die Zahl der Inuit, die in der Region Nunavut eine Beschäftigung bei der Regierung haben, auf ein repräsentatives Niveau erhöht werden muss.
Dreißig Jahre später ist die Region immer noch weit von dem gesetzten Ziel entfernt. Die Inuit in Nunavut besetzen nur 57% der Beamtenstellen, obwohl sie 85% der Gesamtbevölkerung der Region ausmachen.
Daher entschloss sich Nunavut Tunngavik Incorporated (NTI), eine Organisation, die die Inuit in Nunavut vertritt, 2018 für den Start eines rechtlichen Verfahrens. Ein Schiedsgericht gab ihnen am 25. März schließlich Recht und stellte fest, dass die Regierungen Kanadas und Nunavuts es versäumt hatten, Aktionspläne aufzustellen, die erklärten, wie die Zahl der Arbeitsplätze für Inuit erhöht und auf einem repräsentativen Niveau gehalten werden soll. Ausserdem hätten beide es auch versäumt, Rechenschaft darüber abzulegen, wie diese Ziele erreicht werden sollten.
Darüber hinaus stellte das Schiedsgericht fest, dass die beiden Regierungen einen engen Auslegungsansatz für den Wortlaut des Nunavut-Abkommens gewählt haben, der nicht umfassend genug ist und die wichtigsten allgemeinen Ziele des Abkommens nicht berücksichtigt. Darin eingeschlossen sind die finanziellen Entschädigung der Inuit und die Mittel zur Teilhabe an wirtschaftlichen Möglichkeiten sowie der Förderung der Autonomie und des Wohlergehens der Inuit, hebt die Pressemitteilung von NTI vom 10. Mai hervor.
„Diese Entscheidung stellt einen Wendepunkt im Leben der Inuit in Nunavut und in der Förderung unserer sozialen und wirtschaftlichen Stellung innerhalb des Territoriums von Nunavut dar und erinnert die Regierungen daran, ihren gesetzlichen Verpflichtungen gemäß dem Nunavut-Abkommen nachzukommen“, erklärte Aluki Kotierk, Vorsitzende des NTI.
Arbeitslos und untervertreten
Die Position des NTI wird umso verständlicher, wenn man sich die Arbeitslosenzahlen in Nunavut betrachtet. Im Oktober letzten Jahres lag die Arbeitslosenquote bei 14,8 %. Im Vergleich zu der landesweiten Arbeitslosenquote von 5,2 % bedeutet dies eine massive Ungleichheit. Noch beunruhigender war, dass die Arbeitslosigkeit vor allem junge Menschen unter 24 Jahren betraf, wie aus den Zahlen hervorgeht, die die kanadische Regierung in ihrem Arbeitsmarktbericht veröffentlicht hat.
Darüber hinaus sind Inuit-stämmige Beamte häufig in nicht befristeten Positionen angestellt, d.h. in Saison-, Vertrags- oder Gelegenheitsstellen oder für einen bestimmten Zeitraum, und sind in wissenschaftlichen, Aufsichts- und Managementpositionen unterrepräsentiert.
Die NTI hat nun 60 Tage Zeit, um mit den Regierungen von Nunavut und Kanada, den beiden größten Arbeitgebern in der Region, Gespräche zu führen und Lösungen zu erarbeiten. Eine Rückkehr zum Schiedsverfahren ist möglich, wenn die Parteien keine Einigung erzielen können. Der Premierminister von Nunavut, P.J. Akeeagok, verpflichtete sich bereits in einer am 11. Mai veröffentlichten Erklärung, NTI innerhalb der gesetzten Frist zu antworten, und betonte, dass seine Regierung bereits Stellen für stellvertretende Minister geschaffen hat, um Inuit in Führungsrollen auszubilden. Ausserdem habe man den Prozess der direkten Ernennung gestrafft, um mehr Inuit in unbefristete Positionen zu bringen.
In Kanada ist das Schiedsverfahren eine Methode zur Vermeidung und Beilegung von Streitigkeiten. Es wird in der Regel verwendet, um einen Prozess zu ersetzen, und der Schiedsrichter kann im Gegensatz zu einem Richter, der vom Staat ernannt wird, von den Parteien ausgewählt werden.
Mirjana Binggeli, PolarJournal