Müll ist ein globales Problem und seine richtige und nachhaltige Entsorgung ein Thema, das überall Kopfzerbrechen verursacht. Auch Grönland kämpft mit seinem Müll und sucht deswegen neue, langfristige und nachhaltige Möglichkeiten, um dagegen angehen zu können. Ein Modell könnte aus einem kleinen Ort kommen.
Gerade mal knapp 90 Einwohner zählt die Ortschaft Itilleq an der westgrönländischen Küste. Doch der kleine Ort machte gerade in Grönland Schlagzeilen, denn er bietet eine Vorbildfunktion, an der sich viele andere Gemeinden orientieren könnten. In Itilleq, das auf einer kleinen Insel rund 42 Kilometer südlich von Sisimiut und 132 Kilometer westlich von Kangerlussuaq liegt, findet sich so gut wie kein Müll innerhalb und ausserhalb der Ortschaft, ein (traurigerweise) ungewöhnlicher Umstand in Grönland.
Müll ist in Grönland ein allgegenwärtiges Problem, sowohl im Wasser vor der Küste wie auch an Land. Egal, ob es sich um Plastik, Metall oder flüssige Abfälle wie Treibstoffe oder Öl handelt, man findet beinahe alles in den meisten Orten irgendwo herumliegen.
Lösungen, wie eine regelmässige Müllabfuhr, Recyclingsammlungen und Kehrichtverbrennungsanlagen sind nur gerade in grösseren Städten umgesetzt worden. In kleinere und Kleinstgemeinden sind die klimatischen Bedingungen, fehlende Infrastrukturen, fehlende Finanzierungen und Rentabilität meist der Grund, warum die Bewohnerinnen und Bewohner dort ihren Müll lediglich aufhäufen und einfach verbrennen. Auch plötzliche Brände in den Müllhalden können auftreten. Dabei gelangen dann Schadstoffe in den Boden und ins umliegende Wasser, wo sie sich im Laufe der Zeit ansammeln und die Gesundheit gefährden.
Zwar hat die Regierung schon seit Jahren immer wieder Programme und Aktionen ins Leben gerufen, um die Situation zu verändern. Doch eine wirkliche Verbesserung ist bisher nicht eingetreten.
Expertinnen und Experten machen neben den logistischen Problemen auch ein Mangel an Verständnis in Bezug auf die Auswirkungen auf Gesundheit und Lebensqualität innerhalb der Bevölkerung für den mangelnden Erfolg von Kampagnen mitverantwortlich. Das wollen nun die beiden Staatsbetriebe KNI (Kalaallit Niuerfiat) und Royal Greenland ändern und wollen nächste Jahr eine Aufklärungskampagne starten, in deren Zentrum Itilleq als Modell, wie man es besser machen kann, stehen wird.
Die beiden Gesellschaften wollen eine nachhaltige und langfristige Lösung suchen, um dem grönländischen Müllberg Einhalt zu bieten. «Es geht nicht um einen weiteren Aufräumtag, sondern um einen langfristigen Ansatz, der die Müllmengen minimiert, die sich in Ortschaften, Städten und in der Natur ansammeln», schreiben sie in einer gemeinsamen Presseerklärung.
Beide sehen sich in der Pflicht, etwas zu unternehmen, denn sie sind ein substantieller Teil des Problems: KNI als Besitzer der Pilersuisoq, der Läden in den grönländischen Ortschaften, und von Polaroil, der staatlichen Ölgesellschaft, ist für den Verpackungs- und Flüssigabfall verantwortlich. Dagegen ist Royal Greenland durch sein Monopol bei der Fischerei und Fischverarbeitung in den Gemeinden für die Abfälle aus den beiden Branchen verantwortlich.
Die geplante Kampagne umfasst einen Film, der das «Modell Itilleq» vorstellen wird und einen Wettbewerb für die Gemeinden, bei dem die besten Lösungsvorschläge prämiert werden sollen. So sollen Anreize geschaffen werden, dass die Orte selbst die für sich besten Lösungen suchen werden und ein «Wind of Change» hin zu einem nachhaltigeren Umgang mit Materialien und Müll durch die Köpfe wehen.
Doch bis es soweit ist, wird der normale Küstenwind liegengeblieben Müll weiter herumwehen.
Dr. Michael Wenger, PolarJournal