Ölkatastrophe in der russischen Republik Komi | Polarjournal
Die Aufräumarbeiten nach dem Austreten des Öls aus einer geborstenen Pipeline gestalten sich schwierig.

Durch einen Bruch der Ölpipeline im Juschno-Oschskoje-Feld könnten bis zu 1’000 Kubikmeter Öl in den Fluss Kolva gelangen. Dies erklärte am Montag, 3. Juli 2023 Swetlana Rodionowa, Leiterin von Rosprirodnadzor, der nationalen Behörde für die Überwachung natürlicher Ressourcen und für Umwelt-, Industrie- und Nuklearüberwachung Russlands. Ihr zufolge ist das Unternehmen «Nobel Oil», dem die kaputte Feldpipeline gehört, für das Austreten verantwortlich.

„Wir haben von Umweltaktivisten und dem örtlichen Ministerium für natürliche Ressourcen von der Ölverschmutzung erfahren“, sagte Rodionova in ihrem Telegram-Kanal. Sie erklärte, dass Erdölprodukte, die auf den Boden und ins Wasser gelangten, der Umwelt grossen Schaden zufügen. Wie gross der tatsächliche Schaden ist, kann gegenwärtig nur schwer abgeschätzt werden. Behörden und Helfer sind zurzeit damit beschäftigt, das verschmutzte Erdreich abzutragen und das ausgetretene Öl zu binden und zu entfernen.

Die Quelle der Verschmutzung liegt etwa 500 Meter vom Fluss Kolva entfernt.

Swetlana Rodionova erklärte weiter, dass ihre Behörde eine ausserplanmässige Inspektion anstreben und ausserdem Wasser- und Bodenproben am Ort der Ölkatastrophe für Laboruntersuchungen durchführen werde.

Die Ölpest wurde am Vortag, am 2. Juli, in Komi bei Ussinsk entdeckt. Als Ursache für den Vorfall nannten die Behörden den Ausfall der Feldpipeline von «Nobel Oil».

Eine Luftüberwachung des Gebietes per Flugzeug ergab, dass die Quelle der Verschmutzung zwischen dem Bohrloch 1 und der Absperrventil-Gruppe, etwa 500 Meter vom Fluss Kolva entfernt liegt. Die Gemeinde rief höchste Alarmbereitschaft aus und die Stadtverwaltung forderte die Bewohner auf, kein Wasser aus dem Fluss Kolva zu verwenden.

«Nobel Oil» ist auf den Feldern Westsibiriens und der Öl- und Gasprovinz Timan-Pechora in Komi tätig. Laut ihrer Website erbringt sie Dienstleistungen für vier Abbauunternehmen. Dazu sind Arbeiten an sieben Öl- und Gasfeldern im Gange und in 5 Lizenzgebieten werden geologische Erkundungen durchgeführt.

Die Ölverschmutzung der geborstenen Pipeline liegt bei der Gemeinde Ussinsk, westlich des Urals, noch im europäischen Teil Russlands. (Grafik: Heiner Kubny)

Auch im benachbarten Autonomen Kreis der Nenzen wird die Lage beobachtet. Die Bezirksbehörden ordneten an, an der Wassergrenze zwischen den benachbarten Regionen einen Überwachungsposten einzurichten und täglich Wasserproben zu entnehmen. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen eine Untersuchung des Vorfalls eingeleitet. Die Ursachen und Umstände des Austritts der öligen Flüssigkeit in den Fluss Kolva werden auch von der Ermittlungsabteilung des Untersuchungsausschusses der Russischen Föderation für die Republik Komi untersucht.

Der Vorfall erinnert an den Unfall bei Norilsk im Juni 2020, bei dem rund 21’000 Tonnen Diesel aus einem geborstenen Tank in den nahegelegenen Fluss Ambarnaja gelangt waren. Untersuchungen der Behörden bei der verantwortlichen Firma Norilsk Nickel fanden heraus, dass Baumängel und fehlende Wartungsarbeiten an den Tankanlagen für die Katastrophe verantwortlich waren. Der Anlagenbetreiber wurde darauf zu einer Strafzahlung von mehreren Milliarden Rubel verurteilt. Die Schäden, die an der Natur durch den Unfall entstanden, wurden damals von Umweltorganisationen wie Greenpeace und WWF sowie von Rosprirodnadzor auf rund 148 Milliarden Rubel (ca. 1.5 Mrd. Euro) geschätzt.

Heiner Kubny, PolarJournal

Mehr zum Thema

error: Content is protected !!
Share This