Hohe Auszeichnung für zwei bekannte Antarktisforscher | Polarjournal
Die «Belgica-Medaille» der königlich-belgischen Akademie der Wissenschaften wird seit 1963 nur alle fünf Jahre für herausragende Dienste in der Antarktisforschung verliehen. Erstmals wurde eine Medaille dafür an die Teilnehmer der gleichnamigen Antarktisexpedition verliehen. Fotos: Jean Elsen & fils via Numista.com

Die Polarforschung in Belgien reicht sehr weit zurück. Tatsächlich waren es Adrien de Gerlache de Gomery und seine Crew an Bord der «Belgica», die als erste internationale Forschungsgruppe 1897 – 1899 sogar in der Antarktis überwinterten. Dafür erhielten sie viel Lob und auch zum ersten Mal eine Medaille für ihre Leistung in Sachen Polarforschung. Eine ähnliche hohe Auszeichnung erhalten nun zwei Forscher, die ebenfalls grosse Beiträge zur Erforschung Antarktikas geliefert haben.

Die neuen Preisträger der «Belgica-Medaille» sind der Belgier Alain Hubert, Gründer und Präsident der International Polar Foundation und der französische Glaziologe und EPFL-Professor Jérôme Chappellaz. Beide werden für Ihre Verdienste rund um die Forschung in der Antarktis mit der Medaille ausgezeichnet. Überreicht wird der Preis im kommenden März 2024 bei einer feierlichen Zeremonie in der Königlichen Akademie der Wissenschaften in Brüssel.

Der bekannte französische Glaziologe Professor Jérôme Chappellaz hat mit seiner Forschung an Eisbohrkernen aus der Antarktis und Grönland das Wissen um die Klimaveränderungen massgeblich mitgeprägt und viel Zeit in Antarktika verbracht. Der frühere Leiter des französischen Polarinstituts IPEV arbeitet als Professor an der Eidgenössisch-Technischen Hochschule EPFL in Lausanne. (Foto: Jean-Yves Vitoux via Wikicommons)

Die Akademie zeichnet gemäss eigenen Angaben Professor Jérôme Chappellaz für seine Forschungsarbeit an Eisbohrkernen aus Grönland und Antarktika aus, mit denen die globale Klimageschichte der letzten 800’000 Jahre rekonstruiert werden konnte. Doch das ist nur ein Teil der Leistungen, die der 58-jährige Franzose seit mehr als 35 Jahren in der polaren Forschung erreicht hat. Er leitete von 2018 – 2022 das französische Polarinstitut IPEV, ist am Nachfolgeprojekt auf der Suche nach dem ältesten Eis «Beyond EPICA» massgeblich beteiligt. Damit sollen noch bis zu weiteren 700’000 Jahre Klimageschichte erforscht werden.

Ausserdem ist er im Strategierat von «Ice Memory Foundation», die eine ganze Sammlung von Eisbohrkernen weltweit erstellt und ein entsprechendes Archiv nahe der französisch-italienischen Concordia-Station errichtet.

Für seine Arbeit, die stark vom kürzlich verstorbenen berühmten Glaziologen Claude Lorius beeinflusst worden ist, wurde Chappellaz bereits die «Niels Bohr Ehrenmedaille» überreicht und 2021 wurde er von der französischen Ehrenlegion zum Ritter ernannt. Jérôme Chappellaz unterrichtet unter anderem an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne EPFL.

Der Belgier Alain Hubert gründete 2002 die International Polar Foundation, die heute massgeblich das belgische Antarktisprogramm prägt und war der Initiant der belgischen Null-Emissionsstation Princess Elisabeth Antarctica (im HIntergrund). (Foto: International Polar Foundation)

Auch der zweite Preisträger, der belgische Polarforscher Alain Hubert, wird für seine ausserordentlichen Leistungen im Bereich der Polarforschung mit der Medaille geehrt. Einerseits ist er der erste Belgier, der den Nordpol 1994 erreicht hatte, durchquerte die Arktis von Sibirien nach Grönland 2007 und Antarktika 9 Jahre zuvor jeweils mit dem 2021 verstorbenen Abenteurer Dixie Dansercoer. Ausserdem ist er der Gründer der International Polar Foundation, die heutzutage einen massgeblichen Beitrag zum belgischen Polarprogramm liefert und er war der Initiant der belgischen Antarktisstation Princess Elisabeth Antarctica, die als erste Null-Emissionsstation seit 2006 in der Ostantarktis steht.

Die Auszeichnung durch den belgischen Staat ist für den 70-jährigen Hubert eine grosse Ehre, wie er erklärt. «Es ist ein Privileg, einen Beitrag zur Tradition der belgischen Polarforschung und der internationalen Polarforschung leisten zu können, die von Adrien de Gerlache begründet wurde, und dazu beizutragen, dass die belgischen Polarforscher von einer Plattform profitieren können, die ihre beträchtlichen wissenschaftlichen Fähigkeiten voll zur Geltung bringt.»

Die Medaille, die erst zum zwölften Mal überreicht wird, wurde offiziell 1904 vom damaligen König Leopold II an die Teilnehmer der ersten belgischen Antarktis-Expedition «Belgica» unter Adrien de Gerlache de Gomery verliehen, die heutzutage als Startschuss der internationalen Forschungsanstrengungen in Antarktika gilt. Doch erst seit 1963 wird die Medaille regelmässige an herausragende Personen in der Antarktisforschung verliehen. Andere Preisträger sind Claude Lorius, David John Drewry von der BAS und Professor Thomas Stocker von der Universität Bern.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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