Die Entscheidung, eine neue Klasse von Kriegsschiffen und ein Polarforschungsschiff zu bauen, zeigt, dass Dänemark seinen Anspruch als Arktisnation nicht nur über Grönland geltend machen will
In seinem Buch von 1890, The Influence of Sea Power upon History 1660 – 1783 (dt. Der Einfluss von Seemacht auf die Geschichte von 1660 – 1783), diskutierte A.T. Mahan, Kapitän der US-Marine und Leiter des staatlichen Naval War College, einer Institution zur Entwicklung von Kriegsplänen und Marineoffizieren, über die Bedeutung der Vorherrschaft auf See und begründete damit das, was bis heute ein Leitprinzip der amerikanischen Außenpolitik ist. Außenpolitische Experten in Dänemark haben ihr Exemplar dieses Buches wohl kürzlich aus dem Regal geholt.
Dänemark hat zwar keine der Großmachtambitionen, wie Amerika sie an der Schwelle zum 20. Jahrhundert besaß. Aber in den Augen der führenden Diplomaten in Kopenhagen ist das Königreich Dänemark eine „arktische Großmacht“, mit einem Platz am Tisch neben den USA und Russland. Dieser Status ist jedoch Grönland zu verdanken, dem selbstverwalteten Land, das den Ehrgeiz – und vor allem das Recht – hat, seine Unabhängigkeit zu erklären. Um zu verhindern, dass Dänemark seinen Einfluss in der Arktis verliert, wenn dies geschieht, blickt Kopenhagen deswegen wohl auch in Richtung Meere.
Die neuen Schiffe, die Dänemark zu bauen plant, werden auf dem Papier schlicht „multifunktionale“ Patrouillenschiffe genannt, deren Einführung – irgendwann nach 2025 – „die dänische Flotte verstärken“ soll. Bei der Ankündigung im letzten Monat, dass ein Konsortium für die Konstruktion der MPV-80-Klasse ausgewählt wurde, ging man auch nicht näher darauf ein, welche Funktionen die Schiffe haben oder wo sie eingesetzt werden sollen. Doch es ist beabsichtigt, dass sie die vier aus den 80er Jahren stammenden Patrouillenschiffe der Thetis-Klasse ersetzen, die in Grönland und auf den Färöer-Inseln neben den Schiffen der Knud Rasmussen-Klasse eingesetzt werden. Bei letzteren handelt es sich um eisverstärkte Schiffe, die zu den modernsten der dänischen Marine gehören.
Danske Patruljeskibe, das Konsortium, das die Schiffe entwickelt, geht davon aus, dass es in der Lage sein wird, ein Basisschiff zu entwickeln, welches auf die Bedürfnisse der Marine und der Küstenwache anderer Länder angepasst werden kann und das dasselbe System von austauschbaren Modulen enthält, welches erfolgreich in die dänischen Fregatten der Absalon-Klasse eingebaut wurde. Im Wesentlichen ermöglicht das System die Unterbringung der Einsatzausrüstung in Containern, was, wie Spediteure gelernt haben, eine viel einfachere Art ist, Dinge auf ein Schiff zu bringen und von dort zu entfernen; für das Militär und die Küstenwache würde dies bedeuten, dass sie weniger Zeit benötigen, um sich für Einsätze zu rüsten.
Indem das Konsortium das Schiff von einem bestimmten Einsatztyp loslöst, hofft es, dass die neue Klasse länger als andere Schiffsklassen in der Lage sein wird, mit den wechselnden betrieblichen Anforderungen Schritt zu halten, und dass dies ein weiteres Verkaufsargument für ausländische Käufer sein wird.
Die Dänen gehen jedoch noch einen Schritt weiter, indem sie auch die Forschung mit einbeziehen: Ihr Schiffbauprogramm sieht auch den Ersatz der Dana IV vor, Dänemarks einzigem Forschungsschiff, das in der Arktis eingesetzt werden kann. Das Schiff ist vor kurzem 40 Jahre alt geworden, und es besteht die Befürchtung, dass sein Betrieb bald zu teuer werden könnte.
Das Schiff, das später den Namen Dana V tragen soll, ist noch in der Entwicklung, aber die DTU, die technische Universität, die Eigentümerin der Dana IVmöchte, dass ihr neues Schiff in der Lage ist, das ganze Jahr über Fischbestände zu überwachen und ozeanografische Studien in der Ost- und Nordsee sowie im Sommer und Herbst in polaren Gewässern durchzuführen. Letzteres setzt voraus, dass das Schiff mindestens über eine Eisklassifizierung verfügt und die Normen des Polar-Codes, eines UN-Regelwerks, erfüllt.
Die DTU sieht die Dana V als ein Schiff, auf dem Wissenschaftler aus dem ganzen Königreich gemeinsame Feldarbeiten durchführen können. Diese Aussagen sollen wohl Grönland beschwichtigen, aber sie werden das Land wohl kaum davon abhalten, eines Tages ihr eigenes Schiff zu steuern. Wenn das geschieht, wird Dänemarks Bedeutung in der Arktis aber nicht mehr Vergangenheit sein.
Kevin McGwin, Polar Journal