Narwale und Belugas weiter unter Druck in Ostgrönland | Polarjournal
Die Jagd auf Narwale in Ostgrönland soll einem Vorschlag des grönländischen Ministeriums für Fischerei und Jagd zufolge auch 2024 im selben Umfang fortgeführt werden dürfen. (Foto: Michael Wenger)

Die Population der Narwale in Ostgrönland ist nach der Einschätzung von Wissenschaftlern alles andere als stabil, dennoch strebt die grönländische Regierung an, die jährliche Jagdquote von 50 Tieren für 2024 beizubehalten. Für die Jagd auf Belugas ist die Fünf-Jahresquote von 30 Tieren bis 2027 bereits zu zwei Dritteln erfüllt.

Es ist eine Zwickmühle: Die Bevölkerung in Ostgrönland benötigt frisches Walfleisch für eine ausgewogene Ernährung aber die Bestände der Belugas und Narwale in der Region sind der NAMMCO (North Atlantic Marine Mammal Commission) zufolge rückläufig. Trotz der klaren Empfehlung der NAMMCO im Jahr 2019, die Jagd auf die Zahnwale für einige Jahre auszusetzen, damit sich die Populationen erholen können, hatte die Regierung von Grönland, Naalakkersuisut, die Jagd auf beide Walarten in Ostgrönland erlaubt.  

Im kommenden Jahr soll nun die Quote für Narwale wie auch in diesem Jahr auf 50 Tiere festgesetzt werden. Dies geht aus einem öffentlichen Vorschlag des grönländischen Ministeriums für Fischerei und Jagd hervor, indem die Empfehlung der NAMMCO sogar angeführt wird. Dennoch, «die grönländische Regierung hat die Narwalfangquote für Ostgrönland beibehalten, um die Versorgung der örtlichen Bevölkerung mit Frischfleisch sicherzustellen», heißt es in der Begründung des Vorschlags. 

Narwale wandern zwischen ihren Sommer- (gelb) und Wintergebieten (braun). In Ostgrönland halten sie sich meist sehr nah an der Küste auf. Die ostgrönländische Population ist die einzige bei der ein Rückgang beobachtet wurde. (Karte: Hobbs et al. 2019)

Für die NAMMCO dürfte der Vorschlag der Regierung zu weiterer Besorgnis führen. Die Kommission konnte nach dem letzten wissenschaftlichen Gutachten aus dem Jahr 2019 zwar noch kein neues vorlegen, aber es ist davon auszugehen, dass die Population nicht gewachsen ist.

Die grönländische Bevölkerung ist allerdings wahrscheinlich nicht oder nur in geringem Maße für den Rückgang der Narwal-Population in den Gewässern vor Ostgrönland verantwortlich, wäre bei einem Fangverbot aber die Leidtragende. Die Ursache für die Abnahme der Narwalzahlen ist vielmehr im Klimawandel und in der Zunahme des Schiffsverkehrs, zum Beispiel durch Kreuzfahrtschiffe, zu suchen.

Bereits 20 von 30 Belugas erlegt

Auch an der Quote für Belugas soll für Ostgrönland nichts verändert werden — für den Zeitraum 2022 bis 2027 wurde eine technische Quote von 30 Tieren festgelegt, die jedoch bereits zu zwei Dritteln erfüllt ist. Es bleibt abzuwarten, wie in den kommenden dreieinhalb Jahren mit der verbleibenden Quote von zehn Tieren umgegangen wird. Die NAMMCO empfahl 2019, die Jagd auf Belugas ebenfalls vorerst auszusetzen.

Belugas kommen in Ostgrönland noch seltener vor als Narwale. Wahrscheinlich handelt es sich auch nicht um eine eigene Population, sondern eher um «Besucher» aus der Region um Svalbard. (Karte: Hobbs et al. 2019)

Jagdquoten überschreiten auch in Westgrönland die wissenschaftliche Empfehlung

Für Westgrönland, wo die Populationen beider Walarten deutlich größer sind, sieht die Regierung mit 455 Narwalen ebenfalls eine Fortschreibung der Quoten von 2023 vor. Die NAMMCO hingegen empfahl eine Quote von maximal 267 Tieren.
Die nationale Gesamtquote für Narwale würde somit bei 505 Tieren liegen.

Der Regierung zufolge wird die Höhe der Quoten erst neu bewertet, wenn die Ergebnisse neuer Studien zu den verschiedenen Populationen vorliegen.

Julia Hager, PolarJournal

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