Die Designer lassen sich von den während der MOSAiC-Expedition gesammelten Meereismustern inspirieren, um Kleider zu entwerfen, die auf der New York Fashion Week präsentiert werden.
Als die Forscher der MOSAiC-Expedition Eisbohrkernuntersuchungen im arktischen Meereis durchführten, dachten sie wahrscheinlich nicht im Entferntesten daran, dass die Ergebnisse ihrer Forschung auf der berühmten New Yorker Modewoche zu sehen sein würden.
Und doch ist Meereis jetzt buchstäblich in Mode. Ein Design-Duo, bestehend aus einem Designer und einer künstlerischen Leiterin, war fasziniert von den Mustern des Eises, das mit polarisierendem Licht bestrahlt wurde, und beschloss, daraus Kleidung zu entwerfen. Eine ungewöhnliche Art, die Öffentlichkeit für die wissenschaftliche Forschung und die Probleme in der Arktis zu sensibilisieren, die zunehmend unter den Auswirkungen der globalen Erwärmung leidet.
Für die Herstellung dieser Muster verwendeten der Designer Corentin Daudigny und die Künstlerin und Regisseurin Amy Lauren Bilder, die Marc Oggier von der University of Alaska Fairbanks während seiner Forschung an Eiskernen, die 2019 in der Arktis entnommen wurden, erstellt hatte. Dabei wurden dünne Eisscheiben zur Untersuchung aus dem Kern geschnitten. Zwischen zwei Polarisationsfiltern platziert und einer Lichtquelle ausgesetzt, offenbart das Eis dann ein unglaubliches Feuerwerk der Muster und Farben. Dieses als Doppelbrechung bezeichnete Phänomen lässt sich beobachten, wenn Licht, das durch Eis fällt, durch die Kristallstruktur des Eises in zwei Teile aufgespalten wird.
Mit dieser Technik, der Polarisationsmikroskopie, lassen sich die verschiedenen Kristalle, aus denen das Eis besteht, abbilden. Die Farben ermöglichen es, die individuelle Ausrichtung der Kristalle zu bestimmen und somit die mechanischen Eigenschaften des Eises zu verstehen.
Die von der Modemarke Maison Iagu auf der New Yorker Modewoche am 9. September vorgestellte Kollektion ist das Ergebnis des Projekts Sea Ice, das sich für „Slow Fashion“ in einer Modeindustrie einsetzt, die oft für ihre negativen Auswirkungen auf die Umwelt kritisiert wird. Das von Daudigny und Lauren ins Leben gerufene Projekt soll nicht nur Kleidung, sondern auch eine Brücke zwischen Kunst, Wissenschaft, Mode und Technologie sein.
Das Duo hatte sich auf einem Flughafen kennengelernt. Die junge Regisseurin arbeitete an Bildern für einen Dokumentarfilm und auf ihrem Bildschirm erschienen Fotos von Querschnitten des Meereises. Das weckte die Neugier des Designers. Eine Diskussion begann, eines führte zum anderen und Bumm, Project Sea Ice war geboren.
Amy Lauren hatte bereits an der Nansen and Amundsen Basins Observational System (NABOS)-Expedition teilgenommen, bei der sie erneut mit Marc Oggier zusammenarbeitete, den sie zuvor auf der MOSAiC-Expedition kennengelernt hatte. Über die NABOS-Expedition hat Lauren auch einen preisgekrönten Dokumentarfilm, The Arctic Halocline, gedreht, der hier zu sehen ist.
Link zum Projekt Meereis: https://www.projectseaice.com
Und wer noch mehr Bilder von Eis sehen möchte, die zwischen Polfiltern belichtet wurden, dem hat der Fotograf Tom Wagner hier eine ganze Website gewidmet.
Mirjana Binggeli, PolarJournal / Deutsche Version: Julia Hager, PolarJournal
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