Bald Charterflüge Moskau-Spitzbergen – oder auch nicht? | Polarjournal
In Zukunft könnten bald mehr russische Flugzeuge, wie die Antonov AN-74 der UTair, in Longyearbyen anzutreffen sein. (Foto: Heiner Kubny)

Der erste Charterflug mit Touristen aus Russland nach Spitzbergen soll im April 2024 starten. Moskau oder Murmansk werden als Abflughafen genannt. Der Flug in beide Richtungen dürfte weniger als 100.000 Rubel (970 Euro) kosten. Dies behauptet Ildar Neverov, Generaldirektor des Arktikugol-Trusts, in einer Pressemitteilung in russischen Medien. Das norwegische Aussenministerium widerspricht der Ankündigung. Arktikugol erhielt zwar eine Genehmigung, allerdings nur für einen Flug und nur für Mitarbeiter des Unternehmens.

Derzeit benötigen Russen ein Schengen-Visum, um Spitzbergen zu besuchen, da heute nur Flüge über Norwegen angeboten werden. Doch die bestehenden Sanktionen machen es russischen Touristen praktisch unmöglich, Spitzbergen zu besuchen.

Die Versorgung von Longyearbyen hängt zu einem grossen Teil vom Flughafen ab. Auf dem Symbolbild zu sehen ist eine Frachtmaschine beim Entladen und eine Antonov AN-74 kurz vor dem Start. (Foto: Alexey Reznichenko)

Nach Angaben von Arktikugol-Trust rechnet man damit, noch vor Jahresende mit Transportflügen zu beginnen, plane jedoch erst ab April Touristen den Flug anzubieten. „Ich würde mir immer noch wünschen, dass der erste Flug mit Touristen nach dem Ende der Polarnacht im April 2024 stattfindet“, sagte Neverov. Zurzeit seien zwei Flüge im Monat ab Moskau oder Murmansk geplant, könnten aber bei Bedarf aufgestockt werden.

Der Charterflug soll laut Plan zweimal im Monat von Moskau oder Murmansk aus starten. Die Kosten für einen solchen Flug werden relativ günstig sein. „Bisher kostete ein direkter Hin- und Rückflug bei einer Flugzeuggrösse von 130 Sitzplätzen weniger als 100’000 Rubel (979 Euro) pro Person, und das ist sehr günstig. Der Flug über Norwegen ist viel teurer, 130’000 Rubel (1.260 Euro) und mehr. Ausserdem sind dafür drei Transfers erforderlich. Über Norwegen benötigt man ein norwegisches Visum, im Falle eines Charters ist es nicht nötig und der Flug dauert nur vier Stunden“, erklärte Neverov.

Neben Barentsburg gibt es mit Pyramiden und der verlassenen Bergbausiedlung Grumant noch zwei weitere russische Enklaven auf Spitzbergen. (Foto: Sergey Dolya)

Norwegisches Aussenministerium widerspricht

Das norwegische Aussenministerium hat den Antrag des Arktikugol-Trusts auf Befreiung von den Sanktionen geprüft und eine Ausnahme vom Flugverbot genehmigt. Dabei wurde nur ein Flug bewilligt und es dürfen nur Mitarbeiter des Unternehmens auf der Passagierliste stehen, Touristen seien an Bord nicht erlaubt. Damit soll Arktikugol die Möglichkeit erhalten, Betriebspersonal aus Barentsburg auszutauschen, die teilweise seit fast zwei Jahren ununterbrochen in Barentsburg waren.

Wenn Arktikugol weiterhin Charterflüge durchführen will, muss es nach Angaben der norwegischen Behörden jeweils eine Einzelgenehmigung einreichen. Das Aussenministerium erklärt weiter, dass es keinen Grund sehe, die Beförderung von Touristen auf diesen Charterflügen zu genehmigen.

Heiner Kubny, PolarJournal

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