Der Mangel an Krill, der im Norden Südgeorgiens beobachtet wurde, soll der Hauptgrund für den Rückgang der Seebären sein. Die Forscher sind besorgt, dass sich dieses Symptom auf den gesamten Archipel und das Südpolarmeer ausbreitet.
Am 15. Oktober 2023 veröffentlichte die Zeitschrift Global Change Biology einen Artikel über die Seebären, auch Pelzrobben genannt, auf Südgeorgien. Das britisch-französische Forschungsteam hatte herausgefunden, dass diese Population seit 2009 auf Bird Island um sieben Prozent zurückgegangen ist.
Zwischen dem 18. und dem frühen 20. Jahrhundert wurden Seebären wegen ihrer Felle gejagt, was sie an den Rand der Ausrottung brachte. Danach erholten sie sich, da sie von Schutzmaßnahmen und dem Überfluss an Krill profitierten. Die Population der Seebären auf Südgeorgien wurde im Jahr 2000 auf 4,5 bis 6,2 Millionen Tiere geschätzt.
Aber die Berechnungsmethoden waren nicht so genau wie heute. Um ihre Zählung zu verbessern, flogen die englischen Forschenden zwischen 2007 und 2009 über die Kolonien. Heute wird die Seebärenpopulation in Südgeorgien auf 3,5 Millionen Tiere geschätzt.
Die Seebären sind dort schwer zu verfolgen. Nicht alle Tiere kehren während der Paarungszeit an die Strände zurück. Achtzig Prozent der Männchen und etwa 32 Prozent der Weibchen bleiben auf See.
Die Population von Bird Island zeigt Anzeichen von Schwäche. Sie hat seit 2009 sieben Prozent ihrer Dichte verloren. Die Forschenden vermuten, dass dies mit einem Problem in der Krillverfügbarkeit zusammenhängt.
Der Rückgang der Seebärenpopulationen korreliert mit dem Anstieg der Ozeantemperatur und damit höchstwahrscheinlich mit dem Verlust von Krill, der sich weiter nach Süden und in Richtung Meeresboden bewegt.
„Die Veränderungen der Krillbestände im Südpolarmeer im 21. Jahrhundert bedrohen diese ikonischen Tiere erneut. Krill kann bis zu 80 Prozent der Nahrung der Südgeorgien-Seebären ausmachen, so dass sie einen katastrophalen Rückgang erleben“, erklärt Jaume Forcada, Populationsbiologe beim British Antarctic Survey.
„Wenn der Druck auf die Seebären auf Bird Island auch für die gesamte Population auf Südgeorgien gilt, könnte es zu einem anhaltenden Rückgang in dieser Region kommen“, erklärt er. Ähnliche Rückgänge wurden auf den Südshetlandinseln und der Bouvetinsel beobachtet.
Die Fischerei korreliert nicht direkt mit den Ergebnissen der Studie. Die Autoren sprechen sich jedoch dafür aus, die Fangquoten zu senken. Heute trifft sich die Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis (CCAMLR) zu einer zehntägigen Sitzung, bei der wie jedes Jahr die Fangquoten diskutiert werden.
Camille Lin, PolarJournal
Beitragsbild: Michael Wenger