Für den Haushalt 2024–2026 schlägt die russische Regierung vor, die Mittel für den Bau nuklearer Eisbrecher zu kürzen. Die Finanzierung des superstarken «Lider» Eisbrechers (Projekt 10510) mit einer Leistung von 161.000 PS könnte um 5,25 Milliarden Rubel (50 Millionen Euro) reduziert werden. Man geht davon aus, dass der Eisbrecher für die regelmässige ganzjährige Schifffahrt entlang des Nördlichen Seewegs notwendig ist. Gebaut wird er auf der Swesda-Werft.
Hinzu kommen Budgetkürzungen von mehr als 4 Milliarden Rubel für das Projekt 22220 der LK-60 Eisbrecher. Die Kürzungen der Investitionen und der Anstieg der Baukosten werden zu einer erheblichen Verzögerung bei Russlands Flotte nuklearbetriebener Eisbrecher führen.
Im Februar 2023 wurde berichtet, dass eine Aktualisierung der Arktisstrategie Russlands vorsieht, dass vor 2035 nur ein Schiff des Projekts 10510 gebaut werden soll. Der Schwerpunkt wird sich stattdessen auf zwei zusätzliche Eisbrecher des Projekts 22220 verlagern.
Die Kürzung der Mittel erfolgt vor dem Hintergrund eines starken Anstiegs der Projektkosten. Verursacht wird die Kostensteigerung teilweise durch Sanktionen des Westens. Laut russischer Medien könnten sich die Preise für Serieneisbrecher verdoppeln und die Kosten für den «Lider» könnten um 60 % auf etwa 200 Milliarden Rubel (1,95 Milliarden Euro) steigen. Die Inbetriebnahme des Eisbrechers «Lider» wird auf Ende 2029 erwartet und unter dem Namen «Rossija» im Einsatz stehen. Das superstarke Schiff wird die Schifffahrt in russischen arktischen Gewässern revolutionieren.
Im März 2023 berichteten russische Medien, dass der Bau des Rumpfes der «Rossiya» statt der geplanten 15 % nur um 5 % vorangekommen sei. Grosse Stahlgussteile wie Ruderhörner und Propellerwellenhalterungen welche ursprünglich bei der ukrainischen Firma Energomashspetsstal in Auftrag gegeben wurden konnten nicht ausgeliefert wurden. Das Werk wurde während der russischen Invasion in der Ukraine beschädigt. Deshalb mussten die Arbeiten an einen inländischen Lieferanten vergeben werden, der die Teile nicht vor August 2025 an die Werft liefern kann.
Nicht besser steht es um den Bau der zwei zusätzlichen LK-60 Eisbrecher «Kamtschatka» und «Sachalin». Die Eisbrecher sollten ursprünglich 56,6 Milliarden Rubel bzw. 61,3 Milliarden Rubel kosten und 2028 bzw. 2030 fertiggestellt werden. Der tatsächliche Preis dürfte weitaus höher ausfallen und die Auslieferung soll nach hinten verschoben werden. Derzeit sind mit der «Arktika», «Sibir» und «Ural» drei Schiffe dieser Klasse in Betrieb und zwei weitere, die «Jakutia» und «Tschukotka» befinden sich im Bau und sollen 2024 bzw. 2026 in die Flotte aufgenommen werden.
Heiner Kubny, PolarJournal