A23a, ein riesiger treibender Eisberg | Polarjournal
Seine Fläche könnte dreimal so groß sein wie die Stadt New York. Der Eisberg A23a driftet seit kurzem wieder nördlich der Halbinsel. Bild: Copernicus-Sentinel-1

Nach mehr als 30 Jahren Stillstand hat sich der Eisberg A23a wieder auf den Weg gemacht. Von Winden und Strömungen getrieben, treibt er im Südpolarmeer, wobei zwei Routen denkbar sind: eine in Richtung Südgeorgien, die andere in Richtung Südafrika, wobei es in beiden Fällen zu möglichen Störungen der Seewege entweder für Tiere oder für Schiffe kommen kann.

Seit dem 25. November ist der Eisberg A23a, einer der größten Eisberge der Welt, wieder in Bewegung.

Der Eisberg, der sich 1986 durch das Abbrechen des Filchner-Ronne-Eisschildes im Nordwesten des Kontinents gebildet hatte, war schließlich im Weddellmeer gestrandet, wo er bis 2020 unbeweglich blieb. Dann wurden Bewegungen festgestellt. Am 25. November zeigte der Satellit Copernicus-Sentinel-1, dass der Eisberg nördlich der Halbinsel driftet.

Diese vom British Antarctic Survey erstellte Zeitrafferaufnahme nutzt die Satellitenbilder des Copernicus-Sentinel-1 von der Drift des Eisbergs A23a. Video : New Scientist / YouTube

Mit einer Fläche von 3900 Quadratkilometern und einer Dicke von 400 Metern wiegt dieser Eisriese gut eine Milliarde Tonnen. Angetrieben von starken Winden und starken Strömungen bewegt sich der Eisberg mit einer Geschwindigkeit von fünf Kilometern pro Tag. Er sollte den Strömungen in Richtung Südpolarmeer folgen und dabei der Eisbergallee folgen, einem Weg, den viele Eisschollen nehmen, die von der Antarktis wegtreiben.

Der Grund für diese plötzliche Drift nach 37 Jahren Stillstand ist sicherlich mit dem Massenverlust des Eisbergs zu erklären. „Ich habe einige Kollegen dazu befragt und mich gefragt, ob es eine mögliche Veränderung der Wassertemperatur des Schelfs gibt, die dies ausgelöst haben könnte, aber der Konsens ist, dass der Zeitpunkt endlich gerade richtig war“, sagte Dr. Andrew Fleming vom British Antarctic Survey kürzlich gegenüber der BBC. Der Eisberg, der seit 1986 auf dem Grund des Weddellmeeres festgenagelt ist, ist wahrscheinlich geschmolzen, wodurch er kleiner wurde und seine Bodenhaftung verlor.

Der Eisberg A23a hatte sich 2020 wieder in Bewegung gesetzt. Hier sieht man die Bewegung des Kolosses zwischen dem 30. Juni 2020 (in Rot) und dem 31. August 2020 (in Blau). Bild: Copernicus-Sentinel-1 / Polar View

Als A23a noch mit dem Filchner-Ronne-Schelfeis verbunden war, befand sich dort eine Forschungsstation namens Drushnaja I. Die 1975 gebaute russische Forschungsstation war 1987 notgeräumt worden, als der Eisberg begann, sich von der Plattform zu lösen. Die Station wurde in die Nähe von Kap Norvegia an der Nordostküste des Kontinents auf Queen-Maud-Land verlegt und trägt nun den Namen Druzhnaya III.

Eine mögliche Drift nach Südgeorgien

Die größte Sorge ist derzeit, dass der Eisberg in Richtung Südgeorgien treiben und vor Südgeorgien auf Grund laufen könnte. Ein solches Szenario könnte die Millionen von Tieren – Robben, Pinguine und Seevögel -, die sich in den Gewässern rund um die Insel ernähren, stark beeinträchtigen.

Ein anderes mögliches Szenario ist eine Abdrift in Richtung Südafrika, was für die Tierwelt weniger störend wäre, nicht aber für die Schiffe, wenn der A23a über die Schifffahrtsrouten treiben würde.

Dennoch, und auch wenn die Besorgnis groß ist, ist es möglich, dass unserer A23a das gleiche Schicksal ereilt wie der A68. Der Eisberg mit einer Fläche von 5800 km2, der sich von Larsen C gelöst hatte, driftete in Richtung Südgeorgien und ließ die Menschen das Schlimmste befürchten. Schließlich brach der Eisberg vor der Insel auseinander und setzte beim Schmelzen eine Süßwassermenge frei, die der Wassermenge in Loch Ness entspricht. Ein Eintrag, der die Meeresströmungen stören kann.

Es ist daher wahrscheinlich, dass dem Eisberg A23a das gleiche Schicksal widerfährt. Vorerst bleibt er jedoch unter strenger Beobachtung.

Mit der globalen Erwärmung dürften in Zukunft noch weitere riesige Eisberge abbrechen und abdriften. Solche Phänomene bieten zwar spektakuläre Bilder, sind aber vor allem für Wissenschaftler interessant, da sie Informationen über das Klima und die Folgen der Erwärmung in den Polarregionen liefern.

Mirjana Binggeli, PolarJournal

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