Mithilfe von Satellitenbildern wurden vier Kolonien von Kaiserpinguinen entdeckt. Diese erstmals gesichteten Kolonien umfassen jeweils weniger als 1.000 Paare.
Der britische Wissenschaftler Peter Fretwell entdeckte bei der Auswertung von Satellitenbildern, die zwischen 2018 und 2022 von Sentinel-2 und Maxar WorldView-2 aufgenommen worden waren, bräunliche Flecken auf den großen weißen Flächen. Diese Spuren stammen von den Ausscheidungen (Guano) der Tiere, die sich in Brutkolonien konzentrieren.
Die Ergebnisse wurden am 20. Januar in der Zeitschrift Antarctic Science veröffentlicht. Damit erhöht sich die Zahl der bekannten Kolonien von Kaiserpinguinen in der Antarktis auf 66.
Der erste Standort befindet sich an der Nordseite des Lazarev-Eisschelfs an der Küste von Queen-Maud-Land. Während bereits 1959 von einer Kolonie auf diesem Stück Schelfeis, 64 km von der neu entdeckten Kolonie entfernt, berichtet wurde, war sie seit 2014 verschwunden und wurde 2019 für ausgestorben erklärt. Laut Fretwell hätte sich die Kolonie wahrscheinlich durch eine Ausdehnung der Eiszunge oder durch veränderte Meereisbedingungen verlagert.
Ein zweiter Standort befindet sich am Verleger Point an der Küste von Marie Byrd Land in der Westantarktis, etwa 50 km von der ehemaligen russischen Station Russkaja entfernt. Die Zahl der Pinguine wird zwar auf 500 Paare geschätzt, könnte aber auch davon abweichen. Die Population wurde nämlich durch manuelles Zählen einzelner Punkte auf Satellitenbildern geschätzt und könnte durchaus neu bewertet werden.
Verleger Point liegt nördlich der Ostseite des West-Eisschelfs und ist der dritte von Fretwell ausgemachte Standort. Ersten Schätzungen zufolge gab es dort Ende November 2022 5.000 Paare. Die Entfernung zur Küste ist wahrscheinlich der Grund dafür, dass der Ort bei früheren Erhebungen nicht gesichtet wurde.
Der vierte Standort schließlich, Gipps, befindet sich südlich des Larsen-C-Eisschelfs. Die Kolonie, die bis 2021 auf Satellitenaufnahmen kaum zu sehen war, ist mit 200 Paaren sehr klein. Erst als sich die Topografie nach dem Einsturz eines großen Eisbergs veränderte, zogen die Pinguine auf das offene Küstenschelfeis um.
Anzumerken ist, dass die Neubildung der Kolonie Umbeashi, die bei einer Untersuchung 2019 als nicht mehr existent gemeldet wurde, sich in den Jahren 2021 und 2022 neu gebildet hat.
Die vier neuen Kolonien und die Kolonie Umbeashi erhöhen die Gesamtpopulation der Kaiserpinguine um etwa 5 700 Paare. Es ist anzumerken, dass bald weitere Entdeckungen gemacht werden könnten, da durch die Verbesserung der Satellitenbilder auch sehr kleine Pinguinkolonien entdeckt werden können.
Pinguinkolonien ziehen um, wenn ihr Brutplatz aufgrund der Veränderungen, die die globale Erwärmung vor allem am Meereis verursacht, zu instabil wird. Manchmal trennen sich die Kolonien und eine Gruppe gründet eine neue Kolonie. So ist es nicht ausgeschlossen, dass sich die neu entdeckten Kolonien tatsächlich von bereits bestehenden Kolonien getrennt haben.
Auch wenn diese Entdeckung an sich eine gute Nachricht ist, wird sie wohl kaum etwas an dem Status des Kaiserpinguins als fast bedrohte Art mit etwa 300.000 registrierten Brutpaaren ändern. Und der Autor, Peter Fretwell, ist nicht sehr optimistisch. „Die Prognosen für die zukünftige Population der Kaiserpinguine, die mit dem anthropogenen Klimawandel zusammenhängen, sind düster. Aktuelle Modelle deuten darauf hin, dass, wenn die CO2-Emissionen weiterhin mit den derzeitigen Raten ansteigen, fast alle Kolonien bis zum Ende des Jahrhunderts nahezu ausgestorben sein werden. Die Überwachung der Populationen ist entscheidend, um diese Veränderungen zu verfolgen und, wenn möglich, Erhaltungsmaßnahmen umzusetzen.“
Diese Art von Entdeckung könnte den Wissenschaftlern also helfen, besser zu verstehen, wohin sich die Pinguine bewegen. Dies sind wichtige Informationen, da sich die Kolonien in einer immer wärmer werdenden Welt wahrscheinlich immer weiter bewegen werden.
Mirjana Binggeli, PolarJournal
Ich habe eine Frage: Geht es hier ausschließlich um Kaiserpinguin-Kolonien oder auch um Königspinguin-Kolonien? Im Text werden beide Arten genannt.
Vielen Dankk für das aufmerksame Durchlesen. Es geht nur um Kaiserpinguine. Die Verfasserin des Artikels hatte einen Übersetzungsfehler aus dem Originaltext gemacht, der sich beim deutschen Text dann noch einmal wiederholte. Wir haben den Fehler ausgegbügelt.
Es ist schön, wenn unsere Leserinnen und Leser so aufmerksam sind und Fehler entdecken. Vielen lieben Dank dafür.
Michael Wenger
Chefredakteur Polar Journal AG