Vostok-Station im Probebetrieb | Polarjournal
Die Vostok-Station wird erst 2025 vollständig ihren Betrieb aufnehmen, aber schon im kommenden Südwinter wird die Station die ersten Überwinterer zur Probe beheimaten. (Foto: Alexander Kozlov)

Der neue Überwinterungskomplex der Vostok-Station in Antarktika wurde am 28. Januar 2024 in Betrieb genommen, dabei handelt es sich jedoch noch um einen Testlauf. Der Endausbau wird noch zwei Jahre in Anspruch nehmen, bevor die Polarstation endgültig ihren Betrieb aufnehmen kann. Insgesamt ist dies die zehnte Station Russlands in der Antarktis, von denen fünf ganzjährig und fünf saisonal operieren. Die Vostok-Station ist jedoch die einzige der zehn, die im Inland und nicht an der Küste liegt.

In Zukunft dürfte Vostok zu einer der modernsten Forschungsstation in der Antarktis zählen. Sie bietet im Winter bequem Platz für 15 Mitarbeiter und in der Sommer-Saison für bis zu 35 Forscher und Techniker. Der Komplex besteht aus fünf Modulen mit einer Gesamtfläche von mehr als 3’000 Quadratmetern, von denen zwei Wohnmodule sind, zwei lebenserhaltende technische Geräte enthalten und das fünfte eine Garage und eine Werkstätte. Die Gebäude verfügen über eine bis zu 95 Zentimeter dicke Mineralwolldämmung und die Fassade besteht aus Verbundplatten, die extremen Frostereignissen standhalten.

Nicht ganz einfach bei eisigen Temperaturen eine ganze Station über 1’500 Kilometer von der Küste zur Baustelle zu transportieren.(Foto: Alexander Kozlov)

Komplizierter Transport und Aufbau

Die Teile der Anlage wurden in der südlich von St. Petersburg gelegen Stadt Gatschina aus russischen und weissrussischen Komponenten hergestellt und dort im Jahr 2020 vor dem Transport in die Antarktis zusammengebaut und auf die Funktion überprüft.

Im Oktober 2020 wurden die Blöcke der Station auf dem atombetriebenen Frachter «Sevmorput» verschifft. In der Region vor Angola ging jedoch die Schiffsschraube kaputt und das Schiff musste mit der Ladung nach St. Petersburg zurückkehren.

Ein Jahr später, im Oktober 2021, wurden die Module der Wostok-Station auf das Motorschiff «Mys Dezhneva» und das Motorschiff «Andrey Osipov» verladen. Die Schiffe wurden auf der Fahrt in die Antarktis vom Dieseleisbrecher «Kapitan Khlebnikov» sowie dem Tanker «Yaroslav Mudry» begleitet, der Treibstoff lieferte, um die Weiterfahrten zur Vostok-Station zu unterstützen und den Betrieb aller Geräte sicherzustellen.

Die 133 Module, sowie der Treibstoff und die Ausrüstung wurden in der Nähe der russischen «Progress»-Station entladen. Von dort wurden die Teile per Schlitten-Raupenfahrt zur Vostok-Station transportiert. Der Modultransfer und die Installation des Komplexes begannen im Januar 2022 und endeten im Januar 2024.

Der neue Komplex ersetzte die veralteten Strukturen der 1957 erbauten Vostok-Station, die zu 97% abgenutzt waren. Die neue Station erlaubt es Forschenden, unter komfortableren Bedingungen ihre Arbeit zu verrichten. Die Gebäude stehen auf 36 verstellbaren Stützen, die ihre Höhe je nach Höhe der Schneeschicht anzupassen. Darauf wurden die Module der Station aufgebaut. Alle Systeme sind zwei- bis dreifach abgesichert, damit eine zweijährige autarke Versorgung mit Treibstoff und Nahrungsmitteln gewährleistet ist.

Geschichte der Vostok-Station

Die ursprüngliche Vostok-Station wurde 1957 während der zweiten sowjetischen Antarktisexpedition gegründet und liegt auf dem Eisdom von Antarktika, in einer Höhe von 3’500 Metern über dem Meeresspiegel und in einer Entfernung von etwa 1’500 Kilometern von der Küste entfernt. Die Station wurde lange Zeit vom Polarforscher Wassili Sidorow geleitet. Die Anlage ist die einzige russische Binnenantarktisstation.

Direkt unterhalb der Station befindet sich der subglaziale Vostoksee. Seine Existenz wurde bereits Ende der 1950er Jahre vermutet, konnte aber erst 1974 durch ein schottisches Team weiter erhärtet werden. Die Existenz des Sees wurde 1996 durch ein russisch-britisches Team durch Kombination verschiedener Daten zweifelsfrei bestätigt. In den kommenden Jahren wird der Vostoksee eines der Hauptziele der Wissenschaftler sein.

Zu Ehren der Antarktisexpedition von 1819–1821 wurden zwei Antarktisstationen auf den Namen der Schiffe «Vostok» und «Mirny» getauft. (Bild: Evgeniy Voishvillo, Paulsen Publishing House)

Namensgeber der Station war ein Schiff

Die Antarktis-Station wurde nach der Segelschaluppe Vostok benannt, die eines der Schiffe der russischen Antarktisexpedition von 1819 – 1821 war. Am 16. Juli 1819 verliessen die zwei Schaluppen, Vostok und Mirny, unter dem Kommando der Kapitäne Faddey Faddeevich Bellingshausen und Leutnant Mikhail Petrovich Lazarev Kronstadt auf dem Weg in Richtung Süden. So begann die russische Expedition, die auf der Suche nach dem südlichen Kontinent war.

Das zweite Schiff der Expedition von 1819 – 1821, die Schaluppe Mirny, ist Namensgeber der 1956 eröffneten Mirny-Station, die an der Davissee angrenzenden Küste des ostantarktischen Königin-Marie-Lands liegt. 

Heiner Kubny, PolarJournal

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