Der französische Expeditions-Reiseanbieter Grands Espaces ist bekannt für Expeditionen mit kleinen Yachten und Schiffen in die polaren Regionen. Das von Christian Kempf 1998 gegründete Unternehmen geht nun neue Wege. Grands Espaces wird neben den Schiffsfahrten mit einem Luftschiff seinen Kunden die Möglichkeit bieten, neue Abenteuer an schwer erreichbaren und unentdeckten Orten zu erleben. Grands Espaces plant, ab 2028 mit dem «Airlander 10» zu expandieren und Ausflüge in „weniger erforschte Regionen der Welt, einschliesslich der Arktis“ anzubieten.
Der «Airlander 10» befindet sich seit 2007 in der Entwicklung und verspricht geringere Emissionen, Kraftstoffverbrauch, Lärm und Betriebskosten. Das Luftschiff ist 92 x 43,5 m (302 x 143 Fuß) gross und mit Helium gefüllt. Die Reichweite soll gemäss Herstellerangaben 7.400 km (4.600 Meilen), die Höchstgeschwindigkeit rund 137 km/h (85 Meilen/Stunde) betragen und ddas Luftschiff bis zu fünf Tage in der Luft bleiben können. Aktuell ist der «Airlander 10» das längste Fluggerät der Welt.
Die ersten «Airlander 10» sollen mit Kerosin betrieben werden, aber laut dem Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) wird damit eine Reduzierung der Treibstoffemissionen um 90 % im Vergleich zu gleichwertigen Flugzeugen erreicht. In Zukunft sollen weitere Luftschiffe emissionsfrei fliegen und mit Wasserstoff-Brennstoffzellensysteme ausgerüstet werden. Angetrieben werden die ersten «Airlander 10» von vier Dieselmotoren mit einer Leistung von je 325 PS.
Mit einem flexiblen Nutzlastraum kann der «Airlander 10» für verschiedene Anwendungen konfiguriert werden, von Speisesälen am Himmel bis hin zu Überwachungszentren. Oder für spannende Erlebnisreisen.
Christian Kempf: „Wir gehen immer mit Pioniergeist voran. Wir haben vier Jahre lang mit HAV zusammengearbeitet, um dieses Projekt und diese Partnerschaft vorzubereiten. Die Unterzeichnung dieser Reservierungsvereinbarung ist ein bedeutender Schritt nach vorne. Wir finden in HAV den Pionier- und Innovationsgeist, der uns anspricht, und wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam Grosses erreichen werden.“
Ein entscheidender Faktor zur Zusammenarbeit mit Grandx Espaces soll die Fähigkeit des «Airlander 10» gewesen sein, von jeder einigermassen ebenen Oberfläche, einschliesslich Wasser und Eis, zu starten und zu landen. Das Luftfahrzeug erfordert ausserdem nur minimale feste Infrastruktur, was dazu beitragen wird, die Dienstleistungen von Grands Espaces nachhaltig zu erweitern.
Laut dem britischen Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) verfügt man mittlerweile über einen Auftragsbestand von mehr als 1 Milliarde Pfund (1,2 Milliarden US-Dollar). Auch die spanische Regional-Fluggesellschaft Air Nostrum hat 20 «Airlander 10» bestellt.
Die Idee, das Gefährt für arktische Expeditionen verwenden zu wollen, ist per se nicht neu. Bereits vor 3 Jahren hatte die schwedische Firma Oceansky Cruises die Absicht geäussert, Luxusreisen zum Nordpol anzubieten. Doch statt 2023 oder 2024, wie ursprünglich geplant, musste der Starttermin nach hinten verschoben werden, was mit der Entwicklung des Luftschiffs zusammenhängt. Zurzeit heisst es auf der Webseite „nicht später als 2026“.
Hybrid Air Vehicles (HAV) setzt auf Expansion
Die Produktion des Airlander soll in Zukunft in einer neuen Fabrik in South Yorkshire, Großbritannien, beginnen. Geplant ist mit 1’200 Mitarbeitern bis zu 24 Luftschiffe pro Jahr zu produzieren.
George Land, Executive Director of Sales bei HAV meinte: „Der Airlander ist ein Flugzeug, das grossartige Möglichkeiten in die Welt des Reisens und Tourismus bringt und mehr Dienstleistungen und neue Erfahrungen bietet, ohne die negativen Auswirkungen, die alte Flugzeuge auf den Planeten haben.“
Reisen sind aber nur ein Aspekt in den Plänen der Firma. HAV entwickelt ausserdem den «Airlander 50», eine grössere Version mit einer Nutzlast von bis zu 50 Tonnen, die sowohl für Fracht- als auch für Passagieranwendungen geeignet ist.
Desweiteren gab HAV kürzlich bekannt, dass sie auch mit BAE Systems, Großbritanniens grösstem Verteidigungsunternehmen, zusammenarbeiten, um das Luftschiff womöglich im Verteidigungs- und Sicherheitsbereich einzusetzen, denn beide Airlander-Versionen verfügen über militärisch nutzbare Möglichkeiten.
Heiner Kubny, PolarJournal