Der Westen riskiert Kontrolle über die Arktis zu verlieren | Polarjournal
Ein Grossteil der Landmassen rund um den Nordpol gehört zu Russland. Mit der zunehmenden Klimaerwärmung und der Eisschmelze wird die Nordostpassage (blau) an Bedeutung gewinnen. Der Seeweg durch die Arktis ist die kürzeste Verbindung zwischen Asien und Europa. (Grafik: Heiner Kubny)

Das westliche Misstrauen und die Sanktionen haben Russland und China in der Arktis näher zusammengebracht. Die USA sind nun besorgt über die wachsende Zusammenarbeit und riskiert die Kontrolle über die Arktis an China und Russland zu verlieren. Moskau musste aufgrund der Sanktionen, die nach dem Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine verhängt wurden, seine Exportströme neu ausrichten. Die beiden Länder bündeln ihre Kräfte, um die Öl- und LNG-Versorgung zu steigern.

Russlands wachsende Bereitschaft, China in die Arktis zu lassen, zeigt die Realität ihrer Partnerschaft und ihr potenzielles Gegengewicht zu den von den USA geführten Allianzen. Technisch hat der Westen, vor allem die USA, mit nur einem funktionierenden Eisbrecher gegenüber Russland und ihrer Übermacht an eisgängigen Verkehrsmitteln wenig zu bieten.

Der Atomeisbrecher «50 Let Pobedy» ist einer der stärksten Eisbrecher. Zurzeit sind 8 atombetriebene Eisbrecher für die Offenhaltung der Nordostpasssage im Einsatz, drei weitere sind im Bau. Daneben gibt es noch einige Diesel-elektrisch betriebene Eisbrecher welche in Flüssen unterwegs sind. (Foto: Heiner Kubny)

Russland orientiert sich nach Osten

Insbesondere zeigt sich, dass Moskau bei der Entwicklung der Nordostpasssage zunehmend auf chinesische Unternehmen setzt. Einst habe Russland versucht, die Rolle der Volksrepublik China in der Arktis einzuschränken, heisst es in einem Bericht von Strider Technologies.

Das hat sich geändert, als Moskau im Zuge des Krieges in der Ukraine isoliert wurde.

Die Studie ergab, dass sich in den 18 Monaten bis Juni 2023 insgesamt 234 chinesische Unternehmen für den Betrieb im von Russland kontrollierten arktischen Gebiet registriert haben. Das sind 87 % mehr als zwei Jahre zuvor. Dies geht aus der Schlussfolgerung von Strider Technologies hervor, schreibt die Daily Mail.

Auch die Nutzung der Nordostpasssage nimmt zu. Im Jahr 2023 transportierten mindestens 11 Schiffe entlang dieser Arktisroute russisches Rohöl nach China. Im Jahr davor wurde nur eine Durchfahrt registriert.

Laut Eric Levesque, Mitbegründer von Strider Technologies, bleibt die Arktis für die Vereinigten Staaten weiterhin ein nachträglicher Gedanke. Die USA haben diesem Thema keine Priorität eingeräumt und Russland ist den USA nun wahrscheinlich zehn Jahre oder länger voraus.

Nikolai Korchunov:  Russland kann einen Rückzug aus dem Arktischen Rat nicht ausschliessen, wenn seine Aktivitäten nicht den Interessen Moskaus entsprechen. (Foto: Roscongress Foundation)

Russland droht mit dem Austritt aus dem Arktischen Rat

Am 6. Februar 2024 sagte der Sonderbotschafter des Aussenministeriums, Nikolai Korchunov, dass Russland aus dem Arktischen Rat austreten könnte, wenn seine Aktivitäten nicht den Interessen Moskaus entsprechen. Der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow bestätigte diese Information und fügte hinzu, dass Russland weiterhin am Arktischen Rat beteiligt sei, ihn aber möglicherweise verlassen werde, wenn es diese Organisation nicht mehr für effektiv, fair und für eine Mitgliedschaft geeignet halte.

Der Arktische Rat ist das wichtigste Gremium für die Zusammenarbeit zwischen den acht Ländern, die die Region tatsächlich regieren. Dem Rat gehören Russland, Kanada, die USA, Dänemark, Finnland, Norwegen, Island und Schweden an. Der Vorsitz der Organisation ging im Frühjahr 2021 bei einer Ministersitzung in Reykjavik an die Russische Föderation über.

Allerdings endete ihre Beziehung zu anderen Vorstandsmitgliedern ab 2022, nach Beginn des Einmarsches russischer Truppen in die Ukraine.

Laut Korchunov versucht Norwegen, das jetzt den Vorsitz der Organisation innehat, die Arbeit des Rates in vollem Umfang wieder aufzunehmen, findet jedoch bei den anderen Ratsmitgliedern keine Unterstützung.

Russland stoppt Zahlungen an den Arktischen Rat

Russland hat am 14.02.2024 die Zahlung der jährlichen Beiträge an den Arktischen Rat eingestellt. Das Ministerium teilt in einer Mitteilung mit: „Derzeit ist die Zahlung der jährlichen Beiträge Russlands zum Haushalt des Arktischen Rates ausgesetzt, bis die praktische Arbeit in diesem Format unter Beteiligung aller Mitgliedsländer wieder aufgenommen wird.“

Heiner Kubny, PolarJournal

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