Ocean Warrior Projekt bereitet sich auf erste Forschungssaison vor | Polarjournal
Im Juni wird Europas größter Holzschoner S/V Linden zur ersten wissenschaftlichen Resolute Expedition in See stechen. An Bord werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit der Unterstützung von Citizen Scientists essentielle Ozean- und Atmosphärenparameter messen. Foto: Ocean Warrior

Das beispiellose Langzeit-Projekt Ocean Warrior steckt mitten in der finalen Vorbereitungsphase und kommt mit großen Schritten voran: Die wissenschaftliche Leitung steht fest, weitere Partnerschaften werden verhandelt, weitere finanzielle Unterstützer kommen an Bord und die verfügbaren Plätze füllen sich.

In knapp vier Monaten startet der erste Abschnitt der allerersten Resolute Expedition des visionären Ocean Warrior-Projekts. In den nächsten zehn Jahren werden zwischen Juni und Oktober wechselnde Teams in mehreren Fahrtabschnitten 10.000 Seemeilen zwischen Svalbard und Resolute in der Kanadischen Arktis zurücklegen und dabei wertvolle Daten  vor allem über den Klimawandel und die Verschmutzung in der Arktis sammeln. Doch bevor es heißt ‘Alle Mann an Deck’ gibt es noch viel zu tun für den britischen Polarforscher Jim McNeill und sein Team.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren werden die wechselnden Teams in mehreren Fahrtabschnitten von Juni bis Oktober zwischen Svalbard und Resolute Bay in der Kanadischen Arktis Daten sammeln. Die Route wird von Longyearbyen entlang der Nordküste Norwegens zunächst nach Plymouth führen, dann geht es weiter über Reykjavik und Südgrönland nach Resolute Bay und nach Upernavik. Karte: Ocean Warrior

Das Projekt gewinnt derzeit deutlich an Fahrt, insbesondere dank des Interesses von Universitäten und Instituten. Während die Zusammenarbeit mit der Marine Biological Association, dem Plymouth Marine Laboratory (PML) und der University of Plymouth seit Längerem feststeht, verhandelt Jim McNeill derzeit noch weitere mögliche wissenschaftliche Partnerschaften. Unter anderem fand vergangene Woche ein Meeting mit dem britischen Met Office statt, dem meteorologischen Dienst des Vereinigten Königreichs, das sein Interesse an einer Zusammenarbeit signalisiert hatte, erzählt er im Gespräch mit PolarJournal.

«Seit der Ankündigung [Anfang Februar, Anm. d. Red.] sind zwei weitere Universitäten hinzugekommen […] und mehrere kommerzielle Hersteller von Messgeräten. Alles entwickelt sich gut und neue Interessenten zeichnen sich ab», so Jim McNeill, der beinahe 40 Jahre Erfahrung in der Polarforschung und als Leiter von Expeditionen in die Arktis und Antarktis hat. 

Die CTD-Sonde, die Salzgehalt, Temperatur und Tiefe misst, ist nur eines der wissenschaftlichen Instrumente, die eingesetzt werden. Foto: Ocean Warrior

Ein wichtiger Aspekt, an dem Jim McNeill derzeit arbeitet, ist die Vervollständigung des wissenschaftlichen Equipments. Bereits mit an Bord und im vergangenen Jahr während der Foundation Expeditions getestet sind unter anderem eine CTD-Sonde und eine FerryBox. Zudem ist der Einsatz von autonomen Instrumenten geplant sowie möglicherweise sogar die Entwicklung neuer Sensorsysteme.

Anders als bei klassischen Forschungsexpeditionen sollen die gewonnen Erkenntnisse nahezu in Echtzeit bereitgestellt werden. «Der Grundgedanke ist, die Daten möglichst unmittelbar verfügbar zu machen. Anstatt also auf die Veröffentlichung zu warten, werden wir alle Daten weitergeben, über die wir sprechen können und die aussagekräftig sind», so Jim McNeill im Interview mit PolarJournal.

Citizen Scientists unterstützen die Forschung   

Das Herzstück des Projekts ist das Forschungsteam: Internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen werden die Veränderungen in der Arktis mit der Unterstützung von Citizen Scientists erforschen, die zusätzliche, wertvolle Vielfalt an Bord des Holzschoners S/V Linden bringen. Interessierte (Bürger-)Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studentinnen und Studenten und Crewmitglieder können sich ab sofort für die Teilnahme an Fahrtabschnitten bewerben. Rund ein Viertel der verfügbaren Plätze sind bereits vergeben. Für die Teilnahme an den Expeditionen erhebt Ocean Warrior zwar eine Gebühr, Jim McNeill ist allerdings bei der Suche nach Sponsoren behilflich.

Während einer der beiden Foundation Expeditions im vergangenen Jahr lauschte das Team gespannt Jims Geschichten über die Kanadische Arktis. Foto: Ocean Warrior

«Unsere Vision ist es, ein breites Publikum für die lebenswichtige Bedeutung der extremen Umgebungen der Erde im Überlebenskampf der Menschheit zu sensibilisieren, aufzuklären und zu fesseln», erklärt er in einer Pressemitteilung vom 6. Februar. «Durch diese Zusammenarbeit wollen wir ganz normale Menschen aus allen Gesellschaftsschichten dazu befähigen, etwas gegen die größte Krise zu unternehmen, mit der die Menschheit je konfrontiert war — den Klimawandel. Es sind keine vorherigen Segel- oder Expeditionserfahrungen erforderlich, da eine umfassende zertifizierte Ausbildung angeboten wird.»

Zukunftsweisend: Umweltfreundliche und hochmoderne Meeresforschung 

Mit seiner neuartigen Initiative will Ocean Warrior gemeinsam mit seinen Partnern zeigen, dass hochmoderne und innovative Meeresforschung auch auf eine umweltfreundliche Weise durchführbar ist und herkömmliche Segelschiffe als hochmoderne, hochseetaugliche Plattform für die Wissenschaft dienen können.

«Das PML ist hocherfreut, wissenschaftlicher Partner der Ocean Warrior zu sein und freut sich sehr über die Aussicht, verantwortungsvolle Netto-Null-Forschung betreiben zu können. Um eine nachhaltige Zukunft für den Ozean zu unterstützen, müssen wir in der Lage sein, die stattfindenden Veränderungen zu beobachten. Ocean Warrior wird einen wertvollen Beitrag dazu leisten, und ich freue mich darauf, zu sehen, wie wir das Projekt in den kommenden Jahren weiterentwickeln können», sagt Professor Icarus Allan, Geschäftsführer des Plymouth Marine Laboratory und Leitender Wissenschaftlicher Berater von Ocean Warrior, in der Pressemitteilung.

Das Projekt will auch zeigen, dass hochmoderne Meeresforschung an Bord gewöhnlicher Segelschiffe möglich ist, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Foto: Ocean Warrior

Die Verschmutzung der Arktis mit Plastik, Schadstoffen etc. ist ebenso besorgniserregend wie der schnell fortschreitende Klimawandel. Daher ist auch die Partnerschaft mit Professor Richard Thompson OBE FRS, Direktor des Marine Institute an der University of Plymouth und ein international führender Experte für Meeresmüll, von großer Bedeutung. Er sagte: «Wenn wir Innovationen für die künftige Gesundheit unserer Ozeane entwickeln wollen, müssen wir die Auswirkungen unseres Handelns auf den Planeten genau verstehen. Die Zusammenarbeit mit Ocean Warrior wird es uns ermöglichen, wichtige Daten zu generieren und gleichzeitig unsere Auswirkungen auf die Regionen, die wir untersuchen und letztlich schützen wollen, zu minimieren. Es ist eine spannende Zusammenarbeit, von der alle Beteiligten profitieren können.»

Last but not least, werden für das Projekt noch weitere finanzielle Partner gesucht, Jim McNeill ist jedoch sehr zuversichtlich die nötigen Mittel einwerben zu können. 

Julia Hager, PolarJournal

Link zu Ocean Warrior: https://www.global-warrior.com/expeditions/ocean-warrior   

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