Vogelgrippe bei Adeliepinguinen in Antarktika nachgewiesen | Polarjournal
Etwa vier Millionen Brutpaare von Adeliepinguinen leben rund um die Antarktis. (Foto: Michael Wenger)

Die ersten Ergebnisse einer internationalen Expedition entlang der westantarktischen Halbinsel zeigen, dass Adéliepinguine gesunde Träger der Vogelgrippe sind.

In der Antarktis wurden Adeliepinguine entdeckt, die das HPAI-Virus H5N1, d. h. die hoch pathogene Vogelgrippe, in sich tragen, aber symptomfrei sind. Damit wurde der antarktischen Tierwelt ein weiterer, aber nicht so heftiger Schlag versetzt. BioRxiv (sprich: Bioarchiv) wird nächste Woche einen Peer-Review-Artikel veröffentlichen, doch die Informationen zirkulieren bereits zwischen Universitäten und Medien.

Seit das Virus bei Raubmöwen nachgewiesen worden war, koordinieren sich Chile und internationale wissenschaftliche Instanzen, um eine rasche Ausbreitung der Epidemie rund um den antarktischen Kontinent zu verfolgen. In diesem Südsommer reisten zwei wissenschaftliche Expeditionen entlang der antarktischen Halbinsel. Die erste an Bord eines für Tourismus verwendeten Eisbrechers, der nach dem berühmten französischen Entdeckerkommandanten benannt ist, die zweite an Bord der Janequeo der chilenischen Armada.

Insgesamt dreizehn Orte wurden besucht, drei mittels des Kreuzfahrtschiffes, zehn von den Chilenen. Von 115 entnommenen Proben waren acht Adéliepinguine und eine antarktische Kormoranart positiv bei den PCR-Tests, die von der Katholischen Universität von Chile durchgeführt worden waren.

Bei antarktischen Kormoranen (Leucocarbo bransfieldensis) wurde zum ersten Mal ein positiver Fall von Vogelgrippe nachgewiesen. (Foto: Michael Wenger)

Die Kormorane und einige Adeliepinguine leben bei Red Rock Ridge, eine Stelle an der Küste von Graham-Land, im östlichen Zentralbereich der Halbinsel. Der Rest der virustragenden Adélie lebt im Norden der Halbinsel auf Danger Island.

Bevor sie mit den Schlauchbooten an Land gingen, vergewisserte sich jedes Team, „dass es keine Anzeichen für ein Massensterben gab“, erinnert sich Céline Le Bohec, die französische Pinguinforscherin, die an der ersten Expedition teilnahm. Die Forscherinnen und Forscher trugen sterile Anzüge, Masken und Handschuhe und konzentrierten sich auf symptomfreie Individuen, die in der Lage waren, ihren Fortpflanzungszyklus erfolgreich abzuschließen.

Zwei chilenische Antarktisforschungsinstitute, das INACH und das Instituto Milenio BASE, überwachen die Ausbreitung des Virus. (Foto: INACH)

Ausserdem haben sie mehrere Pinguine mit GPS-Geräten ausgestattet und verfolgen sie noch immer auf Schritt und Tritt. „Ich kann bestätigen, dass es ihnen gut geht“, fährt sie fort. „Der Virus ist vorhanden, scheint sie aber nicht zu beeinträchtigen. Einerseits ist es beruhigend, dass es ihr Überleben nicht bedroht, andererseits ist es beunruhigend, weil sie als Trojanische Pferde dienen könnten.“ Die Adelie sind am gesamten Rand des Kontinents zu finden. Das Virus könnte sich schnell verbreiten und es könnte auf andere, empfindlichere Tiere übertragen werden.

Die vollständige Sequenzierung der Virus-RNA wird derzeit für jeden Fall durchgeführt. Sie wird es ermöglichen, eine Karte der Varianten zu erstellen und die Evolution von HPAI H5N1 während seiner Ausbreitung zwischen Südamerika und der Antarktis zu verstehen.

Camille Lin, PolarJournal

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