Blauwale bilden eine einzigartige Population rund um die Antarktis und die CCAMLR sollte den menschlichen Einfluss auf die Art rund um den Kontinent minimieren, kommt eine Studie, die in Animal Conservation veröffentlicht wurde, zum Schluss.
Ein 27 Meter langer Körper, bestehend aus Kopf und Wirbelsäule und eingehüllt in Muskeln und Fett: so blasen die Blauwale der Antarktis warme Luft in die eisige Luft. Diese Umgebung sorgt dafür, dass sie sich ein wenig von ihren Artgenossen in anderen Ozeanen unterscheiden. Aber im Gegensatz zu dem, was man bis zur Veröffentlichung einer Studie in der Zeitschrift Animal Conservation am 15. März dieses Jahres dachte, besteht die Population nicht aus mehreren Unterpopulationen, sondern ist ein einziger Bestand. Vom Weddell- bis zum Rossmeer zirkulieren die Tiere rund um die Antarktis, ohne dass die Individuen einer bestimmten Region zugeordnet werden können. Dennoch bleiben sie nicht selten einer mit Nahrung gefüllten Strömung oder einer Bucht zur Fortpflanzung treu. Wie kommt es also, dass die neue Studie ein radikal entgegengesetztes Ergebnis liefert?
Frühere Analysen basierten auf einer ähnlichen Anzahl von Walen aus der Antarktis, aber in diesem Fall fügten die Forschenden die Daten von Walen aus anderen Ozeanen hinzu. Beim Vergleich der Erbanlagen der einzelnen Individuen stellten sie fest, dass sich unter den Walen aus der Antarktis auch Wale aus anderen Populationen befanden. Das hatte die Ergebnisse früher verfälscht. Das Forschungsteam fand heraus, dass eine signifikante Migrationsrate existiert (zwischen 1 und 4 %). Die Wale wandern also mit der Möglichkeit, dass sie sich anderswo fortpflanzen. Auf globaler Ebene wurde in der Studie aber keine Inzucht innerhalb der verschiedenen Walpopulationen festgestellt. Dies hätte der Fall sein können, denn seit dem Ende ihrer Jagd im Jahr 1966 erholen sich die Wale nur langsam und haben sich noch nicht wieder erholt. Doch mittlerweile tauchen noch weitere Bedrohungen auf.
In der Antarktis verstärkt der zunehmende Verkehr rund um die Antarktische Halbinsel das Risiko von Kollisionen mit Touristen-, Fischerei- und Forschungsschiffen. Nicht zu vergessen sind die erhöhte Lärmbelastung sowie die Konkurrenz durch die Krillfischerei und das Risiko, dass Wale in deren Netzen hängen bleiben. Die Studie kommt zum Schluiss, dass eine lokal begrenzte Belästigung sehr wohl die gesamte Population betrifft. „Wir empfehlen, dass nationale Managementgruppen menschliche Aktivitäten minimieren, die sich auf diese Managementgruppen auswirken könnten, wenn sich Blauwale in diesem Bereich aufhalten“, so die Schlussfolgerung des Forschungsteams. In Fall der antarktischen Blauwale ist es also die Kommission zum Schutz der antarktischen lebenden Meeresressourcen CCAMLR, die über den Schutz der antarktischen Tierarten entscheidet. Damit liegen Managementmaßnahmen in den Händen der Unterzeichnerstaaten des Antarktisvertrags.
Camille Lin, PolarJournal
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