Das russische Unternehmen Novatek hat die Produktion von Flüssigerdgas bei seinem Arctic LNG 2-Projekt stark reduziert. Der Grund für diese Entscheidung seien Sanktionen und fehlende Lager- und Transportmöglichkeiten. Dies berichtet Reuters unter Berufung auf zwei Branchenquellen. Heute entfallen 8% der weltweiten Flüssiggasexporte (LNG) auf Russland. Der Kreml plante diesen Anteil bis 2030 auf 30% zu erhöhen.
Novatek erhält höchstwahrscheinlich von der südkoreanischen Werft Hanwha Ocean nicht sechs der bestellten LNG-Tanker. Je drei LNG-Tanker wurden für den führenden russischen Tankerkonzern Sovcoflot und drei für die japanische Mitsui AOK Lines (MOL) bestellt.
Doch nun können einige dieser Schiffe nicht ausgeliefert werden. Grund sind die US-Sanktionen gegen Sovcomflot und einige am Arctic-2 Projekt beteiligte Unternehmen. Das japanische Unternehmen MOL, das drei LNG-Tanker besitzt, kann deshalb seine Übergabe für das Projekt nicht durchführen. Schiffbauer versuchen nun Sanktionen zu vermeiden und Tanker an Novatek zu übergeben.
Novatek bestellte weitere 15 Tanker bei der russischen Werft Zvezda, arbeitete aber auch eng mit Südkorea zusammen und versucht nun offenbar, eine Zusammenarbeit mit China auszuhandeln.
Die Lieferungen der ersten Linie von Arctic LNG 2 sollten im Dezember 2023 oder Anfang dieses Jahres beginnen. Laut informierter Quelle hat Novatek im Vorfeld des Starts die Gasproduktion fast um das Zwanzigfache erhöht, musste aber aufgrund eines Mangels an LNG-Tankern wieder reduziert werden. Im Februar 2023 betrug die Produktion 83 Millionen Kubikmeter. Das ist dreimal weniger als im Januar und fünfmal weniger als im Dezember. Mitverantwortlich war neben den fehlenden Schiffen auch nicht vorhandene Lagermöglichkeiten vor Ort.
Analysten zufolge würden Novatek drei oder vier Tanker ausreichen, um die erste Etappe zu starten. Möglicherweise stellt das Unternehmen sie über Vermittler ein. Mehrere Ladungen LNG könnten nach Asien geliefert werden, um die Machbarkeit des Projekts zu demonstrieren.
Novatek hatte zuvor geplant, die zweite Stufe im Jahr 2024 und die dritte im Jahr 2026 in Betrieb zu nehmen. Es wurden noch keine Änderungen an diesen Plänen bekannt gegeben. Nachdem jedoch im November 2023 Sanktionen gegen Arctic LNG 2 verhängt wurden, warnte Novatek seine Kunden vor „Höherer Gewalt“ bei Lieferungen. Der Markt war von den Schwierigkeiten des Projekts nicht überrascht.
Heiner Kubny, PolarJournal