Der polare Rückblick greift Geschehnisse der vergangenen Woche auf, die mit Arktis und Antarktis zusammenhängen und stellt einen oder mehrere Aspekte ins Zentrum der Betrachtung. Dieses Mal stehen wirtschaftliche Entwicklung, Arbeitsplätze und eine eigene Ankündigung auf dem Wochenrückblick.
Der Verlust von mehr als 1’500 Arbeitsplätzen und 68 Millionen Euro in Sachen Kaufkraft sind prognostizierte Auswirkungen, die durch die Schliessung von mehreren Diamantenminen in den Nordwestterritorien NWT entstehen könnten. Das ist die Schlussfolgerung eines Wirtschaftsberichtes, der letzte Woche in kanadischen und anderen Medien die Runde gemacht hat. Neben diesen Verlusten, könnte auch eine Abwanderung von rund 1’100 Arbeitskräften (und eventuell ihrer Familien) in andere arktische Regionen durch die Schliessungen geschehen, heisst es im Bericht weiter.
Zum Hintergrund: Die Betreiberfirmen der drei auf dem Territorium liegenden Diamantenminen hatten schon vor einiger Zeit Pläne angekündigt, dass sie die Minen schliessen wollen. Die Diavik-Diamantenmine soll spätestens 2026 und Gahcho Kué gegen 2030 ihren Betrieb einstellen. In beiden Fällen ist das Ende der Lebensdauer erreicht worden. Das Überleben der dritten Mine Ekati hängt gemäss Presseberichten von den Fortschritten in Sachen Unterwasserbergbau ab.
Für ein Territorium wie die NWT, deren Einwohnerzahl zwischen 41’000 und 44’000 liegt, ist das durchaus eine substantielle Anzahl an Personen, besonders wenn man bedenkt, dass darunter auch hoch qualifizierte Arbeitskräfte sind, ein Aspekt, der in wirtschaftsschwachen Regionen fast so wertvoll wie die geförderten Diamanten sind. Davon profitieren könnte das benachbarte Nunavut, wo die von der Bundesregierung veröffentlichten Prognosen in Sachen Bergbauentwicklung ein starkes Wachstum von bis zu 300 Millionen Euro vorhersagen. Damit dürfte der östliche Nachbar an Attraktivität für Arbeitskräfte gewinnen.
Der Fachkräftemangel betrifft nicht nur die NWT, sondern ist ein chronisches Problem in den kanadischen Arktisregionen. Auch Nunavut verzeichnet in einigen Erwerbssektoren diesen Mangel. Egal, ob Bildung oder Gesundheitsbereich, Administration oder Privatwirtschaft, gut ausgebildetes Personal ist noch immer ein Flaschenhals in der Entwicklung der Region. Dazu zählt auch der Bausektor, wo durch den Mangel Wohnungsbau und die dringende Renovation von Infrastrukturen wie Wasserleitungen oder Strassen nur schleppend vorangehen.
Um diesen Fachkräftemangel zumindest im Bausektor etwas zu beheben, haben nun die beiden Inuit-Gesellschaften Makigiataq Inuit Trainingsgesellschaft und die NCC Development Ltd. ein Ausbildungsprogramm für insgesamt acht Gemeinden in Nunavut angekündigt. Das rund 3.3 Millionen Euro schwere Programm soll es ermöglichen, im Bausektor eine umfassende Ausbildung zu kreieren und so den lokalen Bausektor von Arbeitskräften ausserhalb der Region unabhängiger zu gestalten. Makigiataq, die der Nunavut Tunngavik Ltd., der grössten regionalen Vertretung von Inuit-Anliegen, angeschlossen ist, wird das Programm für rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer finanzieren und durch NCC Development Ltd. umgesetzt und soll für die nächsten sechs Jahre laufen.
Wie wichtig die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in der Arktis und Antarktis ist, haben auch wir bei Polar Journal AG erkannt. Darum haben wir mit «Polar Jobs» eine neue Plattform ins Leben gerufen, die sich diesem Aspekt widmen wird und die wir an anderer Stelle genauer vorstellen werden. Gleichzeitig hat das Team von Polar Journal AG Verstärkung in der Gestalt von Beàta Szablics erhalten. Die gebürtige Ungarin hat im Laufe ihrer Karriere als Projektmanagerin für Tourismus- und Produktentwicklung auch Erfahrungen mit polaren Regionen gewonnen. Besonders ihre letzte Aufgabe als Campmanagerin mitten in Antarktika brachte sie sowohl mit den Polarregionen wie auch mit Arbeitsmarkt-spezifischen Fragen und Aspekten in Berührung, die sie nun als Managerin von «Polar Jobs» seit letztem Montag angehen kann. Wir freuen uns sehr, dass sie diese Aufgabe übernommen hat und unser Team bereichert.
Dr. Michael Wenger, Polar Journal AG