Der polare Rückblick – Ans (Polar)-Licht gebracht | Polarjournal
Polarlichter, auch Aurora genannt, gehören zu den spektakulärsten Polarphänomenen überhaupt. Die tanzenden Lichtschwaden tauchten letzte Woche an den ungewöhnlichsten Orten auf, sogar im Mittelmeerraum und in Südflorida. Video: Youtube Channel CBS News

Der polare Rückblick greift Geschehnisse der vergangenen Woche auf, die mit Arktis und Antarktis zusammenhängen und stellt einen oder mehrere Aspekte ins Zentrum der Betrachtung.
Und letzte Woche war Licht ein wichtiger Aspekt bei polaren Themen, egal ob wortwörtlich am Himmel oder bildlich in den Räumen eines Parlaments und eines Gerichtssaales.

Die Aussage «Ans Licht gebracht» beschreibt wahrscheinlich am besten drei wichtige Vorkommnisse mit Bezug auf die Arktis und Antarktis, die letzte Woche für Gesprächsstoff gesorgt hatten. Jedoch nur eines davon hatte auch wortwörtlich mit Licht zu tun, dafür aber auf besonders schöne und begeisternde Weise: Polarlichter.

Dieses normalerweise auf die (sub-)Arktis und (Sub)-Antarktis beschränkte Naturphänomen begeistert und inspiriert Menschen seit jeher, egal ob wissenschaftlich, künstlerisch oder kulturell. Doch um zu erleben, wie die meist roten und grünen Lichtschwaden am dunklen Himmel ihren magischen Tanz vollführen, sind in der Regel Reisen in die entsprechenden Gebiete notwendig. Und auch dort müssen dann bestimmte Faktoren wie Bedeckungsgrad am Himmel und Sonnenaktivität gegeben sein, um die Aurora auch zu sehen.

Letzte Woche mussten Polarlichtfans in vielen Teilen Mitteleuropas und den USA nur einen Ort mit wenigen Lichtquellen vor ihrer Haustüre suchen und den Blick an den Nachthimmel richten. Dank massiven koronalen Massenauswürfen (Coronal Mass Ejection) waren Polarlichter auf der Nordhalbkugel soweit südlich sichtbar wie nie zuvor und mit blossem Auge sichtbar. Egal ob aus der Schweiz, Deutschland oder sogar im Mittelmeerraum und in Südflorida, von überall posteten Menschen ihre Bilder auf den sozialen Medienkanälen. Expertinnen und Experten verschiedener Weltraumbehörden und Forschungsinstitutionen machen gewaltige Eruptionen auf der Oberfläche der Sonne für die Lichtphänomene verantwortlich. Dabei werden energiereiche Teilchen weggeschleudert, die danach in verschiedenen Schichten unserer Atmosphäre auf Stickstoff- und Sauerstoffteilchen treffen, diese anregen, was zu einer Ausstrahlung von Licht in verschiedenen Wellenlängen, rot oder grün, führt. Diese erhellen dann den Nachthimmel und begeistern die Beobachterinnen und Beobachter.

Das russische Forschungsschiff «Akademik Aleksander Karpinskiy» stand im Zentrum einer britischen Untersuchungskommission, vor der einige Ministerinnen und Minister erscheinen und Licht in eine antarktische Angelegenheit bringen mussten. Ans Licht gebracht hatte es eine südafrikanische Zeitung. Foto: Nic Bothma, Daily Maverick

Für mehr Licht ins Dunkel, aber kaum Begeisterung sorgte eine Anhörung im britischen Parlament letzten Mittwoch. Dabei mussten mehrere britische Ministerinnen und Minister und eine hochrangige Vertreterin für die britischen Polarangelegenheiten einer überparteilichen Kommission zu Vorfällen und Berichten über russische Aktivitäten im britischen Antarktisterritorium und das britische Engagement in der Antarktis im Allgemeinen Rede und Antwort stehen. Das berichtete der Daily Maverick in einem Fortsetzungsbericht zum von uns geteilten Artikel von vergangener Woche.

Angeregt wurde die Kommission durch Berichte der Investigativjournalistin Tiara Walters und des südafrikanischen Medienportals Daily Maverick über «substantielle Öl- und Gasdatensammlungen in der Antarktis» durch Rosgeo, einer staatlichen Behörde in Russland zur Erkundung und Erforschung von mineralischen Ressourcen. Im Zentrum dabei standen mehrere Forschungsfahrten von Forschungsschiffen, die Rosgeo gehören, in den von Grossbritannien verwalteten Sektor im Weddellmeer. Die Schiffe sollen dort gemäss Daily Maverick auf sechs Fahrten seit 2011 umfangreiche Daten über mögliche Öl- und Gaslagerstätten gesammelt haben. Diese Aktivitäten nähren die Befürchtungen, dass das Abbauverbot von mineralischen Ressourcen in antarktischen Gewässern durch Russland (und andere Staaten) aufgeweicht werden könnte, da sich die Antarktisvertragsstaaten zwar auf ein Verbot geeinigt hatten, dieses aber nicht in Stein gemeisselt sein könnte.

Die britischen Minister und die Vertreterin für polare Angelegenheiten gaben zu Protokoll, dass die russischen Aktivitäten sich alle innerhalb des normalen Forschungsrahmen bewegen und man keine Anhaltspunkte auf ein Fehlverhalten habe, schreibt Tiara Walters, die der Live übertragenen Anhörung beigewohnt hatte. Die Befragten gaben ebenfalls an, dass man die Aktivitäten aber im Auge behalten wolle in Zukunft, ohne aber Details zur Vorgehensweise zu liefern. Am Ende waren die Kommissionsmitglieder nur wenig überzeugt und forderten die Befragten auf, das Thema beim nächsten Konsultativtreffen der Antarktisvertragsstaaten im indischen Kochi nächste Woche zu erhellen.

Die Gewässer um Nunavut sind sehr reichhaltig und die Fischereirechte ein entsprechender Diskussionspunkt zwischen der kanadischen Regierung und Inuit-Organisationen. Ein Gerichtsurteil hat nun ein Vorgehen der Regierung beim Lizenzverkauf an Nicht-Inuitunternehmen aufgehoben. Bild:

Etwas anderes erhellt hat ein Urteil des kanadischen Bundesgerichtshofes, nämlich die Entscheidung der Regierung, einen erheblichen Teil der Fischereilizenzen in Nunavut an Nicht-Inuit-Unternehmen zu vergeben. Das Gericht hielt die Entscheidung der Regierung für unangemessen, da die Rechte und Interessen der Inuit-Gemeinschaften in der Region nicht ausreichend berücksichtigt worden seien.

Der Fall wurde von Nunavut Tunngavik Inc. (NTI) und der Qikiqtani Inuit Association (QIA) vorgebracht, die argumentierten, die Entscheidung der Regierung verstoße gegen das Nunavut-Abkommen, einen Vertrag, der die Rechte der Inuit in Bezug auf Land und Ressourcen festlegt. Das Abkommen sieht vor, dass die Inuit vorrangigen Zugang zu den Fischereiressourcen in den Gewässern Nunavuts haben.

Das Gericht gab den Klägern Recht und stellte fest, dass der Entscheidungsprozess der Regierung fehlerhaft war und keine ausreichende Konsultation der Inuit-Organisationen stattgefunden hat. Es betonte auch, wie wichtig es ist, bei Entscheidungen über die Bewirtschaftung von Ressourcen die Grundsätze der Versöhnung und der Achtung der Rechte indigener Völker zu wahren.

Das Urteil hat erhebliche Auswirkungen auf die Zukunft des Fischereimanagements in Nunavut. Es unterstreicht die Bedeutung der Beteiligung und Entscheidungsfindung der Inuit in Angelegenheiten, die ihre Gemeinden und ihren Lebensunterhalt direkt betreffen. Es schafft auch einen Präzedenzfall für künftige Fälle, in denen es um die Rechte indigener Völker und die Zuweisung von Ressourcen geht. Die Regierung hat noch nicht mitgeteilt, ob sie gegen die Entscheidung Berufung einlegen wird. Es ist jedoch davon auszugehen, dass das Urteil erhebliche Auswirkungen auf die Fischereiindustrie in Nunavut haben wird und dazu führen könnte, dass die Vergabe von Fanglizenzen in dem Gebiet neu bewertet wird.

Dr. Michael Wenger, Polar Journal AG

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