Beim Wort „Antarktis“ denkt man oft an riesige Schelfeisflächen, zähe Pinguine und Geschichten über heldenhafte Entdecker, die gegen die Elemente kämpfen. Doch in „Antarctica: A History in 100 Objects“ (erschienen 2022) wird eine andere Art der Entdeckung vorgestellt. Dieses fesselnde Buch enthüllt einen Kontinent, der ebenso von seinen verborgenen Geschichten wie von seinen ikonischen Landschaften geprägt ist und nimmt die Leserinnen und Leser auf eine Reise mit, die nicht nur durch die Zeit geht.
Die Autoren Jean de Pomereu und Daniella McCahey sind die Begleiter auf dieser außergewöhnlichen Tour. Sie haben 100 Objekte ausgewählt, die ein detailliertes und intimes Porträt des südlichsten Kontinents der Welt zeichnen – einige davon erwartet, andere völlig überraschend. Ein altes Banjo erzählt von kurzen Momenten der Freude in einer Zeit voller Entbehrungen, eine verblasstes Foto von im Schneesturm stehenden Polarforschern fängt die Kameradschaft von Wissenschaftlern auf einem abgelegenen Außenposten ein und die zerbrechlichen Überreste eines versteinerten Lebewesens offenbart eine Vergangenheit, als die Antarktis eine grüne und pulsierende Welt war.
Es ist diese Mischung aus Vertrautem und Unerwartetem, die das Buch so fesselnd gestaltet. Das Autorenteam wendet sich bewusst von den traditionellen Erzählungen über die Eroberung ab und konzentriert sich auf die menschlichen Geschichten, die in die Struktur der Antarktis eingewoben sind. Mit jedem Objekt decken sie Geschichten über Ehrgeiz, Widerstandsfähigkeit, wissenschaftliche Durchbrüche, aber auch geopolitische Spannungen und den allgegenwärtigen Schatten der Umweltzerstörung auf.
Neben vielen Beschreibungen sind es auch die zahlreichen Fotografien, Karten und Illustrationen, die eine entscheidende Rolle dabei spielen, diesen antarktischen Relikten Leben einzuhauchen. Die Zusammenstellung der grafischen Darstellung bildet eine Brücke zwischen dem geschriebenen Wort und der visuellen Erfahrung der Entdeckung. Man kann die raue Textur eines Schiffslogbuchs oder das überraschende Gewicht eines Meteoritenfragments fast spüren. Dieses Zusammenspiel von Text und Bild schafft ein eindringliches Erlebnis, das über eine bloße historische Dokumentation hinausgeht.
Doch “ Antarctica: A History in 100 Objects“ ist nicht nur eine Reise in die Vergangenheit. Es ist ein Zeugnis für die anhaltende Kraft der Antarktis – ihre Fähigkeit, die Fantasie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Abenteurern und all jenen zu beflügeln, die einfach nur von der Vorstellung einer Welt fasziniert sind, die so anders ist als unsere eigene. Man wird Zeuge der Entwicklung des Kontinents von der geheimnisvollen „Terra Australis Incognita“ zu einem wichtigen Zentrum für die wissenschaftliche Forschung und einem Prüfstein für globale Umweltfragen.
Das Buch befasst sich auch mit der komplexen Rolle der Antarktis in der heutigen Zeit. Es behandelt Themen wie geopolitische Zusammenarbeit, die Auswirkungen des Tourismus und die dringende Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Ohne belehrend zu sein, macht das Autorenteam auf subtile Weise deutlich: Das Schicksal der Antarktis ist eng mit dem unseres gesamten Planeten verwoben.
Egal, ob man ein erfahrener Polar-Enthusiast ist oder einfach nur neugierig auf diesen abgelegenen Winkel der Erde, „“Antarctica: A History in 100 Objects“ bietet eine neue und sehr fesselnde Perspektive. Es ist eine Geschichte über den menschlichen Ehrgeiz vor dem Hintergrund einer atemberaubenden Wildnis, ein Zeugnis der Vergangenheit und eine deutliche Erinnerung an die Herausforderungen, die vor uns liegen.
Dr. Michael Wenger, Polar Journal AG
Über das Autorenteam
Jean de Pomereu ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Scott Polar Reseach Institute der Universität Cambridge. Seine Forschung konzentriert sich auf zwei separate, aber miteinander verbundene Themen. Das erste ist die wissenschaftliche Geschichte der grönländischen und antarktischen Eisschilde. Das zweite ist die visuelle und materielle Kultur der Antarktis. Seine weiteren beruflichen Erfahrungen umfassen Fotografie, Verlagswesen, Wissenschaftsberichterstattung und Kuration. Von 2004 bis 2011 war er einer der führenden Mitarbeiter von SciencePoles.org und beteiligte sich an den Bildungs- und Informationsinitiativen des 4. Internationalen Polarjahres. In dieser Zeit war er der erste ausländische Reporter, der eine chinesische Antarktis-Forschungsexpedition begleitete.
Daniella McCahey ist Assistenzprofessorin im Fachbereich Geschichte an der Texas Tech University in den Vereinigten Staaten, wo sie vor allem Kurse über die britische imperiale Geschichte und die Geschichte der modernen Wissenschaft unterrichtet. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Geschichte der Wissenschaft in der Antarktis und sie hat zahlreiche Publikationen zu diesem Thema in verschiedenen akademischen und populären Medien veröffentlicht. Ihr Buchmanuskript «Laboratories at the Bottom of the World» ist derzeit bei der Harvard University Press unter Vertrag.
Titel: | Antarctica – A History in 100 Objects |
Autoren: | Jean de Pomereu & Daniella McCahey |
ISBN: | 978-1844866212 |
Verlag: | Bloomsbury Publishing |
Anzahl Seiten: | 224 |
Format: | Hardcover |
Größe: | L246mm x B189mm |
Erstveröffentlichung | 2022 |
Auflage | 1. Auflage |
Sprache: | Englisch |
Verfügbar bei: | Im Fachhandel oder direkt beim Verlag |