Der polare Rückblick greift Geschehnisse der vergangenen Woche auf, die mit Arktis und Antarktis zusammenhängen und stellt einen oder mehrere Aspekte ins Zentrum der Betrachtung. Dabei rückt dieses Mal die Schweizer Hauptstadt ins Zentrum, denn hier läuteten einige Events einen Herbst ein, der die Arktis mit all ihren Facetten beleuchtet.
Den Auftakt machte das Kornhausforum mit seiner Vernissage zur Ausstellung „Polwärts – Tiefe Einsichten in den hohen Norden“, die noch bis zum 13. Oktober läuft. Die Besucher können anhand von Fotografien, Videos und Objekten in das Leben auf Spitzbergen, Grönland und Nunavut eintauchen. Themen wie Architektur, Geschichte, Klimawandel, Forschung und Tourismus werden beleuchtet, wobei ein Teil der Ausstellung speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten ist.
Die fünf Ausstellenden Markus Bühler, Gianna Molinari, Devora Neumark, Christoph Oeschger und Marcel Schütz lebten bzw. leben immer noch in den dargestellten Regionen und können daher einen enorm tiefen Einblick die Realität der Arktis bieten. Daneben wird aber auch die Verbindung der Schweiz mit Teilen der Arktis beleuchtet. Denn das mitten in Europa liegende Land weist einerseits einige geografische Ähnlichkeiten mit Regionen wie Svalbard und Grönland auf. Andererseits waren Schweizer Forscherinnen und Forscher schon seit über 100 Jahren in den Regionen aktiv und leisten heute wie damals einen enorm wertvollen Beitrag zum Verständnis und dem Alltagsleben in der Arktis. Neben der Ausstellung warten noch Gesprächsrunden mit Devora Neumark und eine Film- & Talkrunde auf Arktisfans.
Auch Kindern wollte das Forum die Arktis näherbringen und erklärte den 15. September zum «Polar Kids’ Day». Über 70 Kinder und Erwachsene nutzten dabei das Angebot des Swiss Polar Class Teams, um mehr über die Arktis und Antarktis und Forschung in Grönland und Svalbard zu erfahren.
Arktische Stimmen in Bern
Parallel macht die Veranstaltungsreihe „Arctic Voices“, die am 27. September startete und noch bis am 22. Oktober 2024 im Museum of Contemporary Circumpolar Art, verschiedenen Kinos und auch Konzertorten durchgeführt wird. Die Reihe bietet indigenen Stimmen und Geschichten aus der Arktis eine Plattform und präsentiert ein vielfältiges Programm mit Filmen, Podiumsgesprächen, Museumsführungen und Workshops. Im Fokus stehen zeitgenössische indigene Filme und Geschichten aus Sápmi und dem arktischen Nordeuropa, Kalaallit Nunaat/Grönland, Kanada, den USA (Alaska) und auch aus Russland.
Die Idee hinter der ganzen Plattform entstand letztes Jahr in Gesprächen zwischen Marta und Natasha Cerny mit Nimal Bourloud von der Universität Bern. Gemäss den Organisatoren soll «Arctic Voices» aber nicht nur einen kulturellen Einblick in die vielfältige Welt der arktischen Völker bieten, sondern auch kritische, zeitgenössische Fragen stellen wie beispielsweise die Selbst- und vor allem Fremddarstellung indigener arktischer Völker früher und heute. Man will das Publikum dazu einladen, auch selbstkritisch über die eigene Sichtweise und Vorstellungen zu arktischen Völkern und indigenen Menschen im Allgemeinen nachzudenken.
Link zur Webseite von „Arctic Voices“
ALPS Museum bringt Grönland nach Bern
Der Herbst 2024 hält jedoch noch weitere arktische Höhepunkte bereit. Ab dem 25. Oktober zeigt das Alpine Museum der Schweiz (ALPS) die Ausstellung „Grönland – Alles wird anders.“. Diese Ausstellung beleuchtet die rasanten Veränderungen in Grönland: schmelzende Gletscher, boomender Tourismus, neue Flughäfen, wachsende Müllberge, globale Investoren und ein selbstbewusstes Grönland auf dem Weg zu einer eigenen indigenen Identität und Unabhängigkeit. Eine bewegende Filminstallation mit original Grönland-Soundtrack sowie ein umfangreiches Veranstaltungs- und Führungsprogramm vertiefen die Ausstellungsthemen und bieten den Besuchern die Möglichkeit, sich intensiv mit der Thematik auseinanderzusetzen.
Ab Herbst 2025 wird die ALPS-Ausstellung um einen besonderen Einblick erweitert: Besucher können dann auch die Grönlandsammlung des Bernischen Historischen Museums erkunden. Diese Sammlung umfasst eine Vielzahl von Objekten, die die Geschichte und Kultur Grönlands dokumentieren, von archäologischen Funden bis hin zu zeitgenössischer Kunst. Die Kombination beider Ausstellungen ermöglicht eine umfassende Betrachtung Grönlands, von seiner Vergangenheit bis zu den aktuellen Herausforderungen.
Link zur Webseite des ALPS Museum
Aber nicht nur die verschiedenen Museen und Institutionen laden in die Hauptstadt der Schweiz für arktische Themen ein. Auch wir von Polar Journal AG werden einen Beitrag leisten. Gemeinsam mit der Vereinigung polarer Nachwuchsforscherinnen und -forscher APECS Switzerland soll in einem Workshop über die Möglichkeiten zur Informationsverbreitung und Kommunikation von polaren Themen referiert werden. Dabei soll Forschenden ein Einblick geboten werden, wie man seine Arbeiten zu polaren Themen an die verschiedensten Gruppierungen weitergeben kann. Der Workshop, der am 12. Oktober in der Pädagogischen Hochschule am Helvetiaplatz durchgeführt wird, steht allen Forschenden von Polarthemen offen.
Link zur Webseite von APECS Switzerland
Mit all den Aktivitäten, die entweder bereits stattgefunden haben oder noch stattfinden werden, setzt Bern und auch die Schweiz damit ein starkes Zeichen für die Arktis und lädt dazu ein, sich mit dieser faszinierenden und zugleich bedrohten Region auseinanderzusetzen. Die vielfältigen Veranstaltungen bieten die Möglichkeit, mehr über die Arktis zu erfahren, sich für ihren Schutz zu engagieren und die Stimmen ihrer Bewohner zu hören. Auf unserer Webseite werden dazu immer wieder Vorankündigungen zu finden sein.
Dr. Michael Wenger, Polar Journal AG