Am Samstag schockierte die Nachricht vom Tod des Schauspielers Sir Sean Connery die Welt. Besonders bekannt war der schottische Schauspieler als James Bond und als Dr. Henry Jones, der Vater des Pietschen-schwingenden Archäologen Indiana Jones. Doch im Laufe seiner langen Karriere für Film und Theater hatte Sean Connery auch weniger bekannte Filme gedreht. Dazu gehört auch der Film «Das rote Zelt» („The Red Tent“). Darin schlüpfte er in die Rolle des grössten Polarhelden des 20. Jahrhunderts, den Norweger Roald Amundsen.
Sean Connery ist verstorben. Das World Wide Web explodiert beinahe mit Beiträgen, Kommentaren und Erinnerungen an seinen James Bond und seine Frauen, Autos, Spionagegeräte und die Lizenz zum Töten. Aber für mich wird Connery für immer Roald Amundsen aus „The Red Tent“ (1968) sein. Kein Blockbuster in seiner langen Karriere, aber die Rolle des pensionierten Forschers, der für seinen berüchtigten Antagonisten Nobile stirbt und dann als eigenes Gewissen des Generals zurückkommt, um alle Fehler dessen Lebens zu beurteilen, ist die beste in diesem unterschätzten Polarfilm.
„- Was würden Sie tun?
– Vergib mir … und schlafe. Schlaf, mein Freund. Das ist das Richtige. Und träume.“
In vielerlei Hinsicht ist „The Red Tent“ ein bemerkenswerter Film. Das Projekt war ein Produkt der sowjetisch-italienischen Zusammenarbeit zur Zeit des Kalten Krieges und brachte neben Sean Connery weitere westliche Prominente wie Claudia Cardinale und Peter Finch mit einigen berühmte Namen der russischen Filmindustrie zusammen. Für die ausländischen Stars war dieser Auftrag eine einmalige Gelegenheit, über den Eisernen Vorhang hinauszuschauen, während Sean Connery persönlich eine Gelegenheit hatte, sich von der endlosen «Bondmania» zu erholen.
In der UdSSR bereisten die ausländischen Mitarbeiter von «The Red Tent» Moskau, Leningrad und Tallinn. Leider war der am weitesten entfernte Drehort, der arktische Archipel von Franz Josef Land, für Ausländer weitgehend geschlossen: Nur gelegentlich arbeiteten französische Wissenschaftler an seiner einzigen operativen Forschungsbasis im Rahmen des gemeinsamen Programms für geophysikalische Forschung. Von den westlichen Schauspielern, die an «The Red Tent» beteiligt waren, durfte nur der italienische Schauspieler Luigi Vannucchi, der angeblich Mitglied der Kommunistischen Partei Italiens war, an der exotischen Arktisreise teilnehmen. Sean Connery selbst hatte nie die Gelegenheit, den Ort zu besuchen aufgrund der Einschränkungen der sowjetischen Behörden.
Die schwimmende Basis des Filmteams war 1968 das legendäre sowjetische Polarschiff Ob. Über 20 Jahre lang war dieses in den Niederlanden gebaute eisverstärkte Schiff eines der Symbole des sowjetischen Antarktisforschungsprogramms, genau wie der Eisbrecher Krassin Anfang der 1930er Jahre ein Symbol für die Eroberung der Arktis war. 1968 beherbergte das Schiff unter Kapitän Oleg Vodenko eine beeindruckende Zahl von Stars, zu denen der Veteran der Polarluftfahrt Valentin Akkuratov, die berühmten sowjetischen Filmschauspieler Nikita Mikhalkov und Yury Solomin sowie der Dichter, Sänger und Sportler Yury Vizbor gehörten, der den tschechischen Geophysiker spielte Dr. František Běhounek.
Während der Eisbrecher vor der Forschungsbasis auf der Insel Heiss im zentralen Teil des Franz-Josef-Landes ankerte, hatte er eine unerwartete Begegnung mit dem sowjetischen Linienschiff Vatslav Vorovsky und unternahm dann die erste lange Arktis-Kreuzfahrt mit rein russischen Passagieren. Zu ihrer grössten Freude besuchten die Filmemacher die Vorovsky und nahmen an einem grossen Empfang teil. Danach bat Kapitän Oleg Vodenko seinen Kollegen Leonid Petrov von der Vorovsky, sich anderthalb Tage von der Insel fernzuhalten. Der Grund dafür war einfach: die «Männer der Kunst», die sich auf ihren Arbeitsprozess konzentrieren sollten, schenkten der gut gefüllten Bar an Bord des Passagierschiffs zu viel Aufmerksamkeit.
Der Liner machte stattdessen einen Ausflug nach Tikhaya Bukhta, wo zu dieser Zeit alle Passagiere landen und die alte Basis erkunden konnten – damals eine verlassene Beobachtungsanlage, die zwischen 1929 und 1960 betrieben wurde. Das «Filmschiff» wiederum hatte aus praktischen Gründen auch Tikhaya besucht. Der verlassene Ort erwies sich als perfekter Ort zum Filmen… nämlich Kings Bay! Das Team setzte dort den Schauplatz der Abfahrt des Luftschiffs zum Nordpol: Ein 20 Meter langes Modell der Italia, das vom Filmteam betrieben wird, wurde im alten Flugzeughangar der Station untergebracht, der vom legendären Ivan Papanin 1932 gebaut worden war.
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