Klima im Fokus – Sammeln mit System | Polarjournal
Kreatur an der Eiskante, 2006, Brasilianischer Speckstein, Alabaster H25 x B48 x L22cm
David Ruben Piqtoukun, Paulatuk, Northwest Territories, Canada. (Foto: Severin Nowacki)

Die Ursprünge der Sammlungen des Museum Cerny gehen zurück auf eine Sammlung an Kunstwerken der Inuit, die in der Folge die Liebe zu dieser Kunst entfachten. Das Resultat ist eine intensive Beschäftigung mit den Ausdrucksformen, Materialien, natürlich den Menschen, aber auch den Lebensrealitäten. Zahlreiche Besuche in der Arktis führten dann zu einer Erweiterung der Sammlungen, aber auch zur zunehmenden Sensibilisierung für die Herausforderungen, mit denen sich die Bewohner konfrontiert sehen.

Sedna, von einer Qualle gefangen, 2014, Steatit, Stacheldraht, Farbmittel, H30 x B45 x T45cm
Bill Nasogaluak, Tuktoyaktuk, Northwest Territories, Canada. (Foto: Severin Nowacki)

Durch die Reisen konnten die Effekte beobachtet werden, die gerade der Klimawandel hat. Und so wundert es nicht, dass auch die Sammlungen immer mehr um Kunstwerke anwuchs, die dies reflektieren. Dies führte zu Freundschaften mit Künstlern wie Bill Nasogaluak, der sich in seinem Werk immer wieder mit sozialen und Umweltproblemen befasst. 2015 wurde dieses Engagement erstmals auch ausserhalb der Schweiz im Rahmen einer Ausstellung am Musée océanographique in Monaco gezeigt, die zeitgleich mit der Pariser Klimakonferenz stattfand.

Jäger beim Gully, 2012, Asphalt, Metall, Geweih, H7.5 x B19 x T25cm
Jesse Tungilik, Iqaluit, Nunavut, Kanada. (Foto: Severin Nowacki)

Als die Schweiz 2017 Beobachterstatus beim Arctic Circle erhielt, intensivierte sich das Engagement. Mithilfe der Botschaften von Kanada in Nordeuropa wurde begleitend zur Arctic Circle Conference in Reykjavik die Ausstellung „Inuit Art creating awareness about climate change“ gezeigt, die 2019 während der Arctic Frontiers Conference auch im Fram Centre in Tromsö/Norwegen zu sehen war. Später im Jahr folgte eine weitere am Världskulturmuseet in Göteborg/Schweden, für diese ging man jedoch neue Wege. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit William Huffman von der Westbaffin Eskimo Cooperative komplett in Inuktitut präsentiert. Nicht nur die gezeigten Kunstwerke thematisierten die Effekte des Klimawandels, erläuternde Kommentare der Künstler boten eine seltene Einsicht in die lokale Sicht. Selbstredend wurde als wichtig erachtet, dies in der Originalsprache zugänglich zu machen. Begleithefte boten Übersetzungen in Nordsami, Schwedisch, Englisch und Französisch.

Umiak Familie / Schützende Sedna, 2004, Steatit, H46 x B13 x L33cm
Jonasie Faber, Grönland. (Foto: Severin Nowacki)

Vom Museum in Göteborg als Herausforderung betrachtet, wurde die Ausstellung vom Publikum nicht nur gut angenommen – es wurde die mit Abstand erfolgreichste Ausstellung des Jahres. Eine Publikumsbefragung ergab, dass nahezu die Hälfte der Besucher während dieses Zeitraumes kamen, um die Ausstellung zu sehen. Seit Oktober 2020 und noch bis zum 13. März 2021 ist diese Ausstellung in etwas erweiterter Form nun auch am Museum Cerny in Bern zu sehen. Ergänzt wurde sie unter anderem um eine Neuerwerbung des Museums die 2018 entstandene Skulptur „Hör zu“(„Listen“) von Manasie Akpaliapik, erworben 2020. 

Sikusi (Eiswurm) Legende, 2018, Marmor, Steatit, Metall, H13 x B13 x L32cm
Bill Nasogaluak, Tuktoyaktuk, Nordwest-Territorien, Kanada. (Foto: Museum Cerny)

Die Sammlung wird beständig erweitert. Die Themen werden dabei von den Künstlern bestimmt, die die drängenden Probleme der Zeit in ihrem Wandel dokumentieren. Im Museum Cerny bekommen diese Werke ein Zuhause, in dem sie diese Geschichten dem staunenden Publikum vermitteln können. Manche davon verstehen wir auch hier. Denn der Klimawandel kennt keine Sprachbarriere.

Martin Schultz, Museum Cerny

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