Die «Arktika» soll ab 2020 russische Rohstoffkonvois durch arktische Eisschichten der Nord-Ost-Passage in den Pazifik eskortieren. Anfang Oktober 2019 hat der weltweit größte Atomeisbrecher erstmals seine Reaktoranlage hochgefahren. Bereits sind zwei weitere Eisbrecher derselben Klasse im Bau.
Die beiden Reaktoren der «Arktika», die im Baltischen Werk in Sankt Petersburg im Bau ist, seien auf Minimalleistung gestartet worden, teilte der Atomkonzern «Rosatom» mit. Eine kontrollierte Kettenreaktion sei in Gang gebracht worden. Nach allen erforderlichen Tests sollen die Reaktoren dann auf eine höhere Leistung hochgefahren werden, teilte ein Rosatom-Sprecher mit. „Danach werden die Testfahrten der «Arktika» beginnen.“
Der Eisbrecher ist mit einem Atomantrieb des neuen Typs RITM-200 ausgestattet, die aus zwei gleichnamigen Reaktoren von jeweils 175 MW besteht und dabei kompakter sowie energieeffizienter als ihre Vorgängermodelle sind. Das Triebwerk RITM-200 hat eine einmalige energieeffiziente Integral-Konstruktion, dank der die «Arktika» eine höhere Geschwindigkeit erreichen und effizienter durch das Eis durchdringen kann.
Die «Arktika» gilt mit einer Maschinenleistung von 60 MW (81.500 PS) als größter und stärkster Atomeisbrecher der Welt. Das 173 Meter lange und 34 Meter breite Schiff hat eine Wasserverdrängung von 33.500 Tonnen und soll bis zu drei Meter dickes Eis überwinden können. Darüber hinaus haben sie einen grösseren Tiefgang, so dass sie nicht nur in arktischen Meeren, sondern auch in Mündungen von arktischen Flüssen eingesetzt werden können. Mit neuem Brennstoff müssen die Schiffe dieses Typs alle sieben Jahre versorgt werden. Zum Vergleich: Ein Diesel-Eisbrecher würde in dieser Zeit 540 000 Tonnen Dieselbrennstoff verbrauchen.
Nach ihrer für 2020 geplanten Indienststellung soll die «Arktika» Frachtschiffe eskortieren, die Öl und Gas von nordrussischen Vorkommen in die Asiatisch-Pazifische Region bringen. Bereits sind zwei weitere Eisbrecher derselben Klasse im Bau. Wie die «Arktika» sind auch die «Ural» und «Sibir» 173 Meter lang und mit zwei Kernreaktoren von des Typs RITM-200 ausgestattet. Beide Reaktoren erzeugen bis zu 350 Megawatt Strom. Das ist beinahe fünfmal so viel, wie die Turbinen des modernsten Zerstörers der US-Navy, «USS Zumvalt», erzeugen können. Reaktoren vom Typ RITM-200 sollen auch den russischen Flugzeugträger der nächsten Generation, das Projekt 23000 «Shtorm», antreiben.
Heiner Kubny, PolarJournal