Russlands neue Gaspipeline bringt arktisches Erdgas nach China | Polarjournal
Der Gazprom-Konzern soll nach dem Willen Putins dafür sorgen, dass China und der russische Ferne Osten mit Erdgas versorgt werden kann. Dazu soll nun der Konzern ein neues Netz von Pipelines quer durch Russland verlegen. Bild: Gazprom

Russlands Pläne, die erdgasreichen Gebiete in der Arktis zu erschliessen, bedingen auch entsprechende Absatzmärkte. Denn neben der eigenen Versorgung mit Erdgas will der Kreml mit dem neuen, flüssigen Gold auch seine Kassen wieder auffüllen. Doch die neuen Märkte liegen alle weit südlich der Erdgasfelder vor der russischen Arktisküste. Nun soll Gazprom, der grösste Ergaslieferant, den Bau des neuen Prestigeprojektes «Power of Siberia 2» vorantreiben. Der Plan sieht den Bau eines neuen Netzes von Gaspipelines vor, die am Ende das Gas vom Norden bis in die rohstoffhungrigen Gebiete Chinas transportieren sollen.

Letze Woche trafen sich der Geschäftsführer von Gazprom, Alexey Miller, und Russlands Präsident Wladimir Putin im Kreml, um über die Aktivitäten des Konzerns zu sprechen. Dabei kam auch das neue Projekt «Power of Siberia 2» zu Sprache und Miller informierte den Präsidenten über die Pläne von Gazprom. Gemäss seinen Angaben können bis zu 50 Milliarden Kubikmeter jährlich nach Westchina transportiert werden. Dazu würden rund 6’000 Kilometer neue Röhren verlegt werden müssen, darunter auch mitten durch die Mongolei. Im Laufe des Gesprächs erhielt dann Miller von Putin das Ok, mit der Vorinvestionsphase zu beginnen und so eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Da Präsident Putin und Alexey Miller beide davon überzeugt sind, dass dieses Projekt machbar ist, gab Putin auch gleich grünes Licht für die Entwurfs- und Vermessungsarbeiten zur Pipeline.

Der Chef des russischen Energie-Riesen Gazprom, Alexey Miller (rechts), informierte Präsident Putin (links) im Kreml über die Pläne seiner Firma. Dabei zeigte sich Putin sehr aufgeschlossen und erteilte die Freigabe für das weitere Vorgehen und die dafür notwendigen Gelder. Bild: Gazprom

Bereits im letzten September hatte Präsident Putin eine Idee, russisches Erdgas über Land in den russischen Fernen Osten und bis nach China zu schicken, an Gazprom herangetragen. Miller erhielt den Auftrag, eine mögliche Route von der Halbinsel Yamal durch die Mongolei hindurch bis nach China abzuklären. Denn im Vorfeld hatten sich China und Russland auf umfangreiche Gaslieferungen geeinigt, die dem asiatischen Land helfen sollten, den steigenden Energiebedarf zu decken. Obwohl Russland mehrere Felder entlang der arktischen Küste erschlossen hat oder dabei ist, sie zu erschliessen, spielt Yamal eine besondere Rolle in den Plänen. Denn dies ist zurzeit der Ort mit der am besten ausgebauten Infrastruktur. Alleine das Gasfeld Bovanenkovo liefert jährlich rund 115 Milliarden Kubikmeter an Erdgas, nach Westeuropa notabene. Gazprom selbst produzierte letztes Jahr knapp 500 Milliarden Kubikmeter Erdgas, wovon rund 200 Milliarden exportiert wurde.

Im russischen Fernen Osten liegen zwar auch Erdgas- und Ölfelder, vor allem im Ochotskischen Meer. Doch Russland möchte auch hier zweigleisig fahren: Zum einen soll das Erdgas aus dem Norden die Eigenversorgung gewährleisten; zum anderen kann das Gas so noch schneller in die Häfen transportiert werden. Von dort kann es dann mit Tankern in die restlichen asiatischen Länder wie Singapur, Malaysia, Südkorea und auch in die wirtschaftlich rentablen südchinesischen Gebiete geschickt werden. Gazprom CEO Miller erklärte auch, dass die Route durchaus rentabel sei. «Eine erste Vorstudie hat gezeigt, dass das Projekt machbar und kosteneffektiv sein wird», sagte er im Gespräch mit Putin. Da die meisten anderen Erschliessungsprojekte in den kommenden Jahren fertiggestellt werden sollen, ist etwas Eile angesagt. Denn grosse Gebiete der Route sind schlecht oder gar nicht erschlossen. Ausserdem führt ein wichtiger Teil der Pipeline durch die Mongolei, was eine zusätzliche administrative Hürde bildet. Zuletzt ist auch noch die Corona-Pandemie zu berücksichtigen, deren Dauer und Auswirkungen wirtschaftlich noch nicht abschätzbar sind.

Quelle: The Independent Barents Observer / Gazprom

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