Russlands schwimmendes Atom-Kraftwerk in der Arktis | Polarjournal
Das schwimmende Kernkraftwerk lief am 30. Juni 2010 in Sankt Petersburg vom Stapel. Am 28. April 2018 verließ die «Akademik Lomonossow», Sankt Petersburg: Ein Schlepper zog sie über Ostsee, Nordsee und Nordatlantik zunächst in die Barentssee nach Murmansk. (Foto, Rosenergoatom)

Russlands erstes schwimmendes Atomkraftwerk, die «Akademik Lomonosov», bereitet sich auf ihre Mission vor. Sie wird Strom für Pevek und Biliboni, zwei entlegene russische Städte im Fernen Osten der Arktis liefern.

Das schwimmende Kernkraftwerk ist mit zwei zum Prototyp modifizierten KLT-40S-Reaktoren ausgestattet und soll eine Stadt mit 200.000 Einwohnern mit Strom versorgen können. (Foto, Rosenergoatom)

33 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl startet Russland das nächste Atomexperiment mit ungewissem Ausgang: Das schwimmende AKW «Akademik Lomonossow» ist einsatzbereit.

Die «Akademik Lomonossow», das erste schwimmende Atomkraftwerk der Welt, ist nach zehnmonatigen Tests einsatzbereit Die Reaktoren sind hochgefahren und am 31. März 2019 erfolgreich getestet worden, teilte das staatliche Atomunternehmen Rosenergoatom.

Pewek entstand 1933 im Zusammenhang mit der Erkundung von Rohstoffen auf Tschukotka sowie Plänen zur Nutzung der Nord-Ostpassage. Heute zählt Pevek 4.500 Einwohner. (Foto: Heiner Kubny)

Experten rechnen damit, dass die «Akademik Lomonossow» im August oder September 2019 ihre Reise zu ihrem Bestimmungsort antreten wird. Von Murmansk wird das schwimmende Atomkraftwerk dann 5.000 Kilometer mitten durch die Nordostpassage in den äußersten Nordosten Russlands geschleppt. Voraussichtlich im Dezember 2019 soll der vor der Küste Tschukotkas produzierte Strom die Stadt Pewek sowie Gas- und Ölbohrinseln mit Energie versorgen. Ebenfalls soll die 270 Kilometer entfernte 5.500 Einwohner zählende Stadt Bilibino mit dem Strom der «Akademik Lomonossow» versorgt werden und das 1974 in Betrieb gegangene Atomkraftwerk ersetzen.

Bilibino ist der Standort des Kernkraftwerkes Bilibino, welches weltweit das einzige Kernkraftwerk in einem Gebiet mit Permafrostboden ist. Es soll nach der Inbetriebnahme der «Akademik Lomonossow» stillgelegt werden.

Die «Akademik Lomonossow» ist 144 Meter lang und rund 30 Meter breit. Sie wurde in einer Werft in Sankt Petersburg gebaut. Die Idee zu dem Projekt war noch zu Sowjetzeiten entstanden. An Bord der «Akademik Lomonossow» befinden sich zwei Druckwasserreaktoren. Einmal in Betrieb wird das Kraftwerk von etwa 70 Mann Besatzung überwacht und unterhalten.

Heiner Kubny, PolarJournal   

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