Mumifizierte Robben in der Antarktis | Polarjournal
Aufgrund der Trockenheit in den Tälern, wegen Wind, Wassermangel und den tiefen Temperaturen, mumifizieren Robben anstatt zu verrotten

Eine der Kuriositäten der Trockentäler in der Ost-Antarktis ist, dass sich Robben viele Kilometer vom Meer entfernt mumifiziert haben. Es handelt sich in der Regel um Krabbenfresser- und Weddell-Robben, die bis zu 65 km vom Meer entfernt und in Höhen von bis zu 600 Meter über Meer gefunden wurden. Diese mumifizierten Robben wurden zur Datierung untersucht und waren oft mehrere hundert Jahre alt. Einige waren sogar bis zu 2.600 Jahre alt.

Ungewöhnlich viele junge Krabbenfresser-Robben verlieren die Orientierung und wandern landeinwärts. So wurden junge Robben schon bis zu 113 km vom Meer entfernt und sogar 1100 m über dem Meeresspiegel angetroffen. Diese Robben sterben auf ihren aussichtslosen Wanderungen, und ihre mumifizierten Kadaver findet man recht häufig im antarktischen Eis.

Sie scheinen oftmals viel jünger zu sein, da sie den Anschein machen, dass sie nach relativ kurzer Zeit gestorben sind. Kalte trocknende Winde trocknen den Kadaver schnell aus und führen zu Mumifizierung. Die neueren, etwa hundert Jahre alten Mumien sind sehr gut erhalten, zerfallen jedoch mit zunehmendem Alter, bis nur noch verstreute und langsam erodierende Knochen übrig sind. Manchmal liegen sie in Seen, die saisonal geschmolzen sein können, was ihren Zerfall beschleunigt. Es gibt Orte, an denen sich mehrere dieser Kadaver an derselben Stelle befinden, was den Eindruck erweckt, dass sie zusammen angekommen sind. Bei näheren Untersuchungen hat sich jedoch herausgestellt, dass sie einfach von der Landschaft an dieselbe Position gelenkt wurden und sich tatsächlich im Ankunftsdatum und Tod um Jahrzehnte unterscheiden.

Anstatt nach Norden in Richtung offenes Meer, waren einige Robben ins Landesinnere gewandert und danach verhungert. Ohne solche „Unfälle“ können Krabbenfresser-Robben über 30 Jahre alt werden.

Niemand weiß genau, wie oder warum die Robben unter solch unwirtlichen Bedingungen und nach einer so schrecklichen Wanderung in die trockenen Täler gelangen, aber es gibt einige Anzeichen dafür. Die meisten der untersuchten Robben sind Jugendliche, die jünger als ein Jahr alt sind. Es wird vermutet, dass sie bei der jährlichen saisonalen Wanderung nach Norden einfach die falsche Richtung eingeschlagen haben und stattdessen angefangen haben ins Landesinnere zu wandern.

Im Sommer lebt die Krabbenfresse-Robbe in den Gewässern des Südpolarmeeres und besiedelt den Rand des Packeises. Im Winter wandert die Krabbenfresser-Robbe weit umher und gelangt dann auch an die Küste verschiedener subantarktischer Inseln – ausser sie vertut sich in der Navigation.

Es wurde eine viel geringere Anzahl von Pinguinkadavern unter ähnlichen Umständen gefunden. Dies kann daran liegen, dass Pinguine leichter gehen können, als Robben die über das Gelände robben müssen. Da Pinguine erheblich kleiner als die Robben sind, zersetzen sich ihre Kadaver schneller.

Zum Glück scheint dies ein ziemlich seltenes Ereignis zu sein, denn eine Studie zeigt, dass alle 4-8 Jahre eine Robbe in das Talsystem gelangt und dort stirbt.

Heiner Kubny, PolarJournal

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