Walrosse gehen früher an Land | Polarjournal
Früher als in den vergangenen Jahren kommen die Walrosse an den Strand von Point Loy. Der Grund sind nicht mehr vorhandene Eisschollen im Tschuktschen Meer. (Foto: U.S. Fish and Wildlife Service)

Pazifische Walrosse haben früher als üblich begonnen, sich an Land, an einem Strand am Tschuktschen-Meer zu sammeln. Der «U.S. Fish and Wildlife Service» in Anchorage erhielt den Bericht, dass am 5. August bereits 5’000 Tiere an einem vorgelagerten Strand in der Nähe des Inupiat-Dorfes Point Lay gesichtet wurden.

Für die Nahrungssuche und als Ruheort sind Eisschollen für Walrosse von Bedeutung. So erreichen sie ihre Futtergründe ohne Probleme. (Foto: Heiner Kubny)

„Dies ist das früheste Datum, an dem eine so große Anzahl von Walrossen an Land in Point Lay gemeldet wurde“, sagte Andrea Medeiros Sprecherin des «U.S. Fish and Wildlife Service». Die ersten Walrosse seien bereits im Juli eingetroffen. Das Meereis entlang Nord-Alaska verschwand in diesem Frühjahr aufgrund außergewöhnlich hoher Wassertemperaturen viel früher als gewohnt. Laut dem «National Snow and Ice Data Center» ist seit 1981 eine Fläche von 400.000 Quadratkilometer für arktische Meeressäuger bis zum Ende des Sommers nicht mehr verfügbar.

Die pazifischen Walrosse in der Tschuktschensee, meist erwachsene Weibchen und ihre Kälber, haben sich dazu entwickelt, schwimmende Eisschollen als Plattform für die Nahrungssuche und zum Ausruhen zu nutzen. Bei fehlendem Eis sammeln sich die Walrosse dann am Strand von Point Lay. In den letzten Jahren wurden 40.000 bis 50.000 Tiere gezählt. Wissenschaftler sagen, dass diese Praxis eine Reaktion auf den Klimawandel und den Rückzug des Meereises sei.

Das pazifische Walross ist auf beiden Seiten der Bering-Strasse beheimatet. Aufgrund von Schutzmaßnahmen durch die USA und Russland ist der Bestand der pazifischen Walrosse mit etwa 200.000 Exemplaren stabil. (Foto: Heiner Kubny/Google)

Diese Massenansammlungen stellen eine Gefahr dar. Die Walrosse sind weiter von ihren bevorzugten Fundorten für Muscheln, Würmer und anderen Nahrungsmittel entfernt. Darüber hinaus bergen die großen Ansammlungen die Gefahr von Verletzung und Erdrücken, von meist kleinen Kälbern, verursacht durch Massenpanik bei Störungen der Herden. Letztes Jahr wurden erstmals zwei Piloten von Kleinflugzeugen mit einer Geldstrafe von je 3.000 Dollar belegt, weil sie den Walrossen am Standort Point Lay zu nahe gekommen waren.

Eine grosse Kolonie der Walrosse befindet sich in Vankarem, einem 180 Einwohner zählendem Dorf im russischen Tschukotka. Hier sammeln sich jedes Jahr 20.000 bis 30.000 Tiere. (Foto: Heiner Kubny)

Neue Schutzmaßnahmen in Tschukotka

Auf der anderen Seite der Beringstraße haben die Behörden Maßnahmen zum Schutz der Walrosse ergriffen. Die Regierung von Tschukotka, der östlichsten Region Russlands, plant die Einrichtung einiger neuer Schutzgebiete am Kap Serdtse-Kamen. Die Schaffung des 4 Quadratkilometer großen Reservats folgt auf andere Maßnahmen der letzten Jahre zum Schutz des Gebiets und der Walrosse. Die neuen Walross-Schutzgebiete seien auf Initiative der Russischen Geographischen Gesellschaft erfolgt, teilte die Organisation in einer Erklärung mit.

„Die Notwendigkeit der Bildung dieser Schutzgebiete wird seit mehreren Jahren in wissenschaftlichen Kreisen diskutiert. Ihre Bildung wird Tschukotka näher an die Mitte der Rangliste der russischen Regionen nach Schutzgebieten heranbringen.  Es ist auch unser kleiner Beitrag zur Erfüllung der Verpflichtungen Russlands im Rahmen des unterzeichneten UNESCO/UN-Übereinkommens über die Erhaltung der biologischen Vielfalt der Arktis und des Planeten“, sagte ein Sprecher der Schutzorganisation in der Erklärung.

Heiner Kubny, PolarJournal

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