Neues Forschungsprogramm zum Schutz der Antarktis | Polarjournal
Die Antarktis gilt als Inbegriff unberührter Natur und Wildnis. Doch Klimawandel und menschliche Aktivitäten aller Art haben derart zugenommen, dass Forscher immer grössere Bedenken haben, was den Schutz angeht. Deswegen soll ein neues integriertes Forschungsprogramm Hilfe leisten. Bild: Michael Wenger

Der Schutz der Antarktis ist die oberste Priorität der Antarktisvertragsstaaten, zumindest auf dem Papier. Doch in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten ist auch die letzte grosse Wildnis vermehrt unter Druck geraten. Klimawandel und verstärkte menschliche Aktivitäten um und auf Antarktika haben ihre Spuren hinterlassen und beginnen, das Gesicht Antarktikas zu verändern. Um mögliche Bedrohungen und deren Wirkungen besser zu verstehen und Massnahmen zu ergreifen, hat nun das Internationale Komitee für Antarktisforschung SCAR ein vierjähriges Forschungsprogramm ins Leben gerufen.

Das Programm, das unter dem Namen Ant-ICON (Integrated Science to inform Antarctic and Southern Ocean Conservation) läuft, wird sich in verschiedenen Wissenschaftszweigen mit den Problemen, welche die Antarktis bedrohen, befassen und bessere und vor allem integrierte Massnahmen zum Schutz des Südpolarmeeres und Antarktikas vorschlagen. Dabei sollen alle Ökosysteme, Landschaften und alle Tier- und Pflanzenarten berücksichtig werden, nicht nur die, welche bereits unter Bedrohungen leiden. «Ant-ICON will über die internationalen Anstrengungen, die unter dem Antarktisvertragssystem laufen, informieren und sie unterstützen, um die antarktische Region zu schützen und erhalten», erklärt der designierte Programmleiter, Dr. Aleks Terauds von der Australian Antarctic Division (AAD). Ihm zur Seite steht die Leiterin der nationalen Meeresschutzgebiete in Argentinien, Dr. Mercedes Santos.

Das Forschungsprogramm beinhaltet eine Planungsgruppe, zu der auch die beiden deutschen Forscherinnen Dr. Charlotte Havermans von der Universität Bremen und Christina Braun von der Friedrich-Schiller-Universität Jena gehören. Dr. Havermans arbeitet im Bereich der Meeresökologie und befasst sich mit Zooplankton, während Christina Braun sich vor allem mit Seevögeln, Robben und den Folgen der Klimaveränderungen in der Antarktis beschäftigt. Bilder: links: Dr. Charlotte Havermans / rechts: Hannes Grämer

Das Programm soll verschiedene Wissenschaftsbereich beinhalten und Schlüsselfragen beantworten, darunter auch die Frage nach Umkehrpunkten und Grenzwerten bei den Auswirkungen. Aber auch die Rolle von antarktischen Arten und Ökosystem im globalen Zusammenhang soll besser untersucht werden, die Aussichten der menschlichen Einflüsse und Aktivitäten und wie die Führung der Antarktis im Angesicht der neuen «Bedrohungen» aussehen soll. Zu guter Letzte ist aber auch die Frage nach der Art und Weise, wie wissenschaftliche Resultate an Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit getragen werden sollen und wie kommuniziert werden soll, ein weiterer Forschungsschwerpunkt. «Ant-ICON ist innovativ, da es das erste SCAR-Programm ist, welches sozi-ökologische Forschung miteinbaut und einen interdisziplinären Ansatz fährt, um die Politikgestaltung in Sachen Umwelt zu prägen», meint Dr. Terauds weiter. Dazu sind im Team der Planungsgruppe 45 Mitglieder aus 19 Ländern aus den verschiedensten Forschungsbereichen vertreten. Aus Deutschland sind Dr. Charlotte Havemans von der Universität Bremen und die wissenschaftliche Mitarbeiterin Christina Braun von der Friedrich-Schiller-Universität Jena vertreten. Aber auch Interessenvertreter wie die Antarctic and Southern Ocean Coalition ASOC für Umweltfragen oder die International Association of Antarctic Tour Operators IAATO im Bereich Tourismus werden in das Programm integriert. Das Programm ist auf vier Jahre geplant und seine Forschungsergebnisse sollen in die zukünftigen Entscheidungen der Antarktisvertragsstaaten miteinfliessen.

Obwohl die Antarktis aufgrund ihrer Grösse vom Klimawandel etwas weniger betroffen scheint, sind mittlerweile Veränderungen an verschiedenen Orten Antarktikas immer schneller zu beobachten. Tiere wie Adélie-Pinguine oder Seeleoparden, die praktisch ihr ganzes Leben in der Nähe des antarktischen Kontinents verbringen, dürften einer ungewissen Zukunft entgegenblicken. Bild: Michael Wenger

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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