COVID-Ausbruch in Nunavut’s Hauptstadt | Polarjournal
In der Hauptstadt von Nunavut, Iqaluit, leben 7’740 Einwohner. Der Ort ist das administrative Zentrum Nunavuts und hier ist auch das einzige grössere Krankenhaus des Territoriums. Seit dem 14. April sind die COVID-Fälle trotz Schliessungen, Masken und anderen Massnahmen auf 28 gestiegen. Bild: C Soloviev

Die COVID-Pandemie hat auch vor den entferntesten Ecken kaum Halt gemacht. In Nunavut, dem arktischen Norden von Kanada, war zwar bis letzten November kein Krankheitsfall aufgetaucht. Doch dann stiegen die Fallzahlen stark an, besonders in der Gemeinde Arviat. Nur langsam beruhigte sich die Situation und mit dem Start der Impfungen der Bevölkerung schienen die Behörden die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Doch das Virus ist noch da und hat nun die Hauptstadt Iqaluit erreicht.

Am vergangenen Mittwoch, 14. April, wurde der erste COVID-Fall in Iqaluit verzeichnet. Seither ist die Zahl hier auf 31 gestiegen. Zusätzlich meldeten die Behörden gestern Dienstag noch zwei weitere Fälle in der Gemeinde Kinngait, die jedoch nach Angaben der Behörden nicht mit dem Ausbruch in Iqaluit in Verbindung stehen. Die Gemeinde liegt knapp 400 Kilometer westlich von Iqaluit und war bis Ende Februar 2020 als Cape Dorset bekannt. Im Ort leben knapp 1’400 Einwohner und gilt als Inuitkunsthauptstadt von Nunavut.

Kinngait (ex-Cape Dorset) liegt an der nordöstlichen Ecke der Hudson-Bucht und ist auf einer kleinen Insel, die dem Festland vorgelagert ist, situiert. Die Einwohner leben in erster Linie von Jagd, Fischfang und Kunsthandwerk. Der Namenswechsel des Ortes wurde 2019 in einer Abstimmung beschlossen. Bild: Michael Wenger

Gleich nach dem Ausbruch von COVID in Iqaluit hatten die Behörden mit dem Contact Tracing, Maskenpflicht, Ausgangssperre und, seit Montag, Schulschliessung und Wechsel auf Online-Teaching versucht, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Der Gesundheitsverantwortliche Dr. Michael Patterson liess bei der letzten Pressekonferenz offen, ob es sich bei den Ansteckungen in Iqaluit um Übertragungen innerhalb der Gemeinde gehandelt hat oder ob die Fälle nicht miteinander zusammenhängen. Auch den Ursprung des Ausbruchs konnte Patterson noch nicht bestätigen, wie die Zeitung Nunatsiaq News berichtete. Zurzeit warte man auf die Testresultate, die ausserhalb des Territoriums erstellt werden.

Der Premier von Nunavut, Joe Savikataaq, twitterte die neuesten Zahlen und, dass es den Erkrankten bisher gut geht.

Premierminister Joe Savikataaq erinnerte die Menschen daran, sich unbedingt an die Massnahmen zu halten und Abstände zu wahren, Masken zu tragen und wenn möglich das Haus nicht zu verlassen. «Ich weiss, dass es frustrierend und für viele eine Last ist. Aber je mehr wir den Regeln folgen, desto schneller können wir die Übertragungen stoppen», erklärte er am Montag vor den Medien. Dabei sprach er auf Bilder aus Iqaluit vom Wochenende an, als sich vor Alkoholläden lange Schlangen gebildet hatten und die Menschen weder Abstand noch Maskenpflicht eingehalten hatten.

In Iqaluit steht das einzige Krankenhaus in ganz Nunavut, welches auch Intensivbetten anbieten könnte. Bisher war Nunavut von schweren Fällen weitgehend verschont geblieben und verzeichnete offiziell vier Tote von 423 offiziellen COVID-Fällen seit November 2020. Bild: Government of Nunavut

Nunavut hatte im November 2020 seine ersten COVID-Fälle verzeichnet. Vor allem die Gemeinde Arviat war das Zentrum des Ausbruchs und es dauerte bis März, bis sich die Lage wieder erholt hatte. In den vergangenen Wochen vor dem Ausbruch in Iqaluit wurden keine COVID-Fälle verzeichnet. Dafür hatte die Regierung Erfolge bei seinem Impfprogramm verzeichnet. Mit dem Moderna-Impfstoff konnten nach Angaben von Premier Joe Savikataaq bisher 11’282 Bewohner von Nunavut vollständig geimpft werden. 14’393 Personen hätten eine erste Dosis erhalten, schreibt er auf Twitter. Doch trotz Impfungen ist die Gefahr nicht vorbei. Denn ein schwerer Ausbruch würde das fragile Gesundheitssystem in Nunavut und auch nur in Iqaluit schnell an seine Kapazitätsgrenzen bringen. Denn das einzige grosse Krankenhaus steht in der Hauptstadt und kann aber nur 35 Patienten überhaupt aufnehmen. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung auf die Mithilfe der Bevölkerung zählen kann, um den Ausbruch klein zu halten.

Dr. Michael Wenger, PolarJournal

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