Russland plant Ausbau der Nordost-Passage | Polarjournal
Noch behindert Eis in den Wintermonaten die Durchfahrt entlang der russischen Arktisküste. Der Klimawandel könnte in Zukunft die Vereisung der Seeroute im Herbst und Frühjahr massiv verkürzen. (Foto: Rosatomflot)

Die russische Regierung hat angekündigt, das jährliche Transitvolumen auf der Nordost-Passage massiv auszubauen. „Bis 2030 planen wir ein Niveau von 150 Millionen Tonnen zu erreichen, von denen 30 Millionen Tonnen Transit sein werden”, sagte der Erste stellvertretende Premierminister Andrei Belousov und fügte hinzu, dass in den nächsten 10 Jahren insgesamt 716 Milliarden Rubel (8,21 Milliarden Euro) in die Infrastruktur investiert werden soll. Ziel ist es, dadurch die Route ganzjährig befahrbar zu machen. Mehr als die Hälfte der Gesamtsumme soll noch vor 2024 ausgegeben werden.

Im Jahr 2011 erklärte der russische Präsident Wladimir Putin: „Die Arktis ist die Abkürzung zwischen den größten Märkten Europas und dem asiatisch-pazifischen Raum“. Zehn Jahre später ist der Güterverkehr entlang der Nordost-Passage immer noch nicht so richtig in Fahrt. (Foto: Rosatomflot)

Derzeit wird der Großteil des arktischen Frachtvolumens von LNG-Frachtern abgewickelt. In der letzten Juliwoche fuhren fünf große Tanker auf der Route vom LNG-Terminal Sabetta ostwärts durch die Beringstraße nach China.

Nach Angaben der Northern Sea Route Administration waren am 22. Juli 2021 insgesamt 64 Schiffe auf dem nördlichen Seeweg unterwegs.

Die Schifffahrt auf der Nordost-Passage hat in den letzten Jahren stark zugenommen und im Jahr 2020 ein Volumen von insgesamt 32,97 Millionen Tonnen erreicht, davon waren aber nur etwa 1,3 Millionen Tonnen Transitsendungen.

Nachdem die grossen Container-Reedereien darauf verzichten mit ihren Schiffen durch die Nordost-Passage zu fahren, kam die russische Regierung unter Druck, die gewünschten Ziele zu erreichen. So wurde Anfang des Jahres beschlossen, beidseits der Nordost-Passage Umschlags-Terminals zu bauen. Hier sollen von ‘normalen’ Containerschiffen die Fracht auf eisverstärkte Arc7-Schiffe umgeladen werden, welche die Fracht durch die eisigen Gewässer transportieren.

Teilansicht des FESCO-Containerterminals in Vladivostok. Hier könnten angelieferte Container auf eisverstärkte Arc7-Frachter umgeladen und durch die Nordost-Passage geschickt werden. (Foto: FESCO)

DP World und Rosatom kooperieren auf der Nordost-Passage

DP World, einer der grössten Hafenbetreiber mit Sitz in Dubai, hat angekündigt, mit dem staatlichen russischen Atomenergieunternehmen Rosatom zusammenzuarbeiten. DP World betreibt weltweit ca. 80 Containerhäfen.

Gemeinsam soll eine Container-Schifffahrtsroute zwischen Nordwesteuropa und Ostasien durch die Arktis entwickelt werden. Rosatom ist derzeit alleiniger Infrastrukturbetreiber der Nordost-Passage, die zu einem vollwertigen Transportkorridor ausgebaut werden soll.

„Der Northern Transit Corridor verspricht kürzere Transitzeiten zwischen Ost und West“, kommentierte Sultan Ahmed Bin Sulayem, Group Chairman und CEO von DP World.

Der stellvertretende Premierminister Yuri Trutnev hat das Ministerium für die Entwicklung des Fernen Ostens, das Verkehrsministerium und Rosatom gebeten, gemeinsam eine wirtschaftliche Analyse durchzuführen, um herauszufinden, wie die alternative Wasserstraße Asien-Europa gegenüber dem Suezkanal wettbewerbsfähiger werden kann. (Foto: Vladimir Astapkovich)

Es ist seit langem ein strategisches Ziel von Präsident Wladimir Putin, mehr Verkehr durch den nördlichen Seeweg zu erhalten. „Der Transport von Gütern entlang der Arktisküste sollte nicht teurer, sondern langfristig billiger sein, als durch den Suezkanal“, sagte Yury Trutnev letzten Monat gegenüber Nachrichtenagenturen.

Heiner Kubny, PolarJournal

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