Arctic Century Expedition von Murmansk gestartet | Polarjournal
Vergangenen Donnerstag hat die Akademik Tryoshnikov mit 59 Wissenschaftlern an Bord in Murmansk abgelegt und ist momentan noch in der Barentssee auf dem Weg nach Nordosten. Im Untersuchungsgebiet in der russischen Arktis werden die Forscher terrestrische, marine, glaziologische und meteorologische Daten sammeln. Foto: Georgi Laukert via GEOMAR

Vor wenigen Tagen war es soweit — die Arctic Century Expedition startete am 5. August in Murmansk. An Bord des russischen Forschungseisbrechers Akademik Tryoshnikov sind 59 Wissenschaftler aus 17 Nationen, darunter 30 Nachwuchswissenschaftler, unterwegs durch die Barentssee in Richtung Nordosten zu den Inselgruppen Franz-Josef-Land, Nowaja Semlja und Sewernaja Semlja in derrussischen Arktis. Ziel der Expedition ist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf die sensiblen Ökosysteme der Arktis zu untersuchen. Das Schweizerische Polarinstitut (SPI), das GEOMAR in Kiel und das russische Arktis- und Antarktis-Forschungsinstitut (AARI) übernahmen gemeinsam die Organisation und Vorbereitung der Expedition.  

Die Region rund um diese drei Inselgruppen ist weltweit mit am stärksten vom Klimawandel betroffen. Allerdings fehlen bisher Daten von dort, anhand derer die Auswirkungen auf die empfindlichen arktischen Systeme beziffert werden können. Wie uns das SPI mitteilte, soll das umfassende multidisziplinäre Forschungsprogramm der Arctic Century Expedition, bei dem  erstmals terrestrische, marine, glaziologische und meteorologische Untersuchungen kombiniert werden, zum Verständnis der Umweltveränderungen in der russischen Arktis beitragen. Während vier Wochen werden die Wissenschaftler also nicht nur auf hoher See Daten sammeln, sondern auch auf den kaum erforschten Inseln. Anders als bei der MOSAiC-Expedition werden die Forscher jedoch ohne Camps auskommen, auch auf den Inseln, und die Akademik Tryoshnikov nur tagsüber für ihre Arbeiten verlassen. Da die Expedition mit einer Dauer von vier Wochen relativ kurz gehalten ist, wird eine Versorgung von außen wie bei MOSAiC nicht nötig sein.

Die Expedition führt von Murmansk über Nowaja Semlja zu den hocharktischen Archipelen Franz-Josef-Land und Sewernaja Semlja und zurück über die Karasee zum Ausgangspunkt. Karten: GoogleEarth/Julia Hager & Schweizerisches Polarinstitut

Neben den drei vorgenannten Instituten sind weitere Partner aus acht verschiedenen Ländern an der Expedition beteiligt. Aus der Schweiz nehmen Wissenschaftler von der École Polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), der Université de Lausanne (UNIL), der Eidgenössischen Technischen Universität Zürich (ETH Zurich), der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der Universität Zürich, (UZH) teil. Auch vom deutschen Alfred-Wegener-Institut sind Wissenschaftler mit an Bord.

Die Finanzierung der Arctic Century Expedition wird gesichert durch die Schweizerische Polarstiftung, das deutsche Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie durch die akademischen Partnerinstitute. Russland ist neben der Teilnahme des AARI verantwortlich für die Ausstellung der erforderlichen Genehmigungen und unterstützt bei der Visa-Beschaffung.

Wie bei allen anderen Expeditionen beschränken sich auch bei der Arctic Century Expedition die Vorbereitungen nicht mehr «nur» auf die wissenschaftlichen, technischen und logistischen Ebenen, sondern erfordern heutzutage auch umfangreiche COVID-Schutzmaßnahmen. Das SPI erklärte uns, dass eine vollständige Impfung aller Expeditionsteilnehmer (Wissenschaftler und Crew) verpflichtend war und sollte es bei Routinetests einen positiven Fall an Bord geben, werden weitere Maßnahmen umgesetzt. Zusätzlich müssen sich natürlich alle Teilnehmer während der Anreise an die geltenden COVID-Schutzmaßnahmen sowie die russischen Einreiseregeln halten.

Über die kommenden vier Wochen werden wir euch in Zusammenarbeit mit dem Swiss Polar Institute mit Informationen über die Expedition auf dem Laufenden halten und auch die Blogbeiträge der Wissenschaftler auf PolarJournal in deutscher Sprache veröffentlichen. Mit den ersten Erkenntnissen aus der Expedition kann im Herbst gerechnet werden. Die detaillierten Analysen der Proben, deren Resultate komplexere Schlussfolgerungen ermöglichen, werden jedoch mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

Julia Hager, PolarJournal

Link zum Schweizerischen Polarinstitut: https://swisspolar.ch  

Mehr zum Thema:

Print Friendly, PDF & Email
error: Content is protected !!
Share This