Schneebrillen sind keine Erfindung unserer Zeit | Polarjournal
Inuit und Menschen, die am Polarkreis im Schnee leben, haben ihre Augen seit über 4.000 Jahren mit Schneebrillen vor Schneeblindheit geschützt. 

Die Schneebrille ist im Wintersport ein vielfach genutztes Utensil und schützt die Augen vor der Schädigung durch die Schneeblindheit. Bei der Reflexion der Sonne durch den Schnee wird in Höhenlagen das menschliche Auge stark geblendet. Auch Extrembergsteiger, die in noch höheren Gegenden unterwegs sind, tragen vergleichbare Brillen, um der Schneeblindheit vorzubeugen. Schneebrillen gibt es in der Zwischenzeit mit diversen eingefärbten Gläsern.

Brillen, die bei Wintersportlern unserer Zeit schon fast als ein Modeaccessoire herhalten müssen, sind bei den indigenen Völkern der Arktis, die im Eis und Schnee leben, schon seit tausenden von Jahren ein nützliches Hilfsmittel gegen die Schneeblindheit und die häufigen Stürme.

Kalaallit (Grönland Inuit) Schneebrille, um 1910, aus Holz und Fell, Melville Bay, Grönland (Foto: National Museum of the American Indian)

Wenn die Bewohner der Arktis im Frühling oder Sommer stundenlang in der strahlenden Sonne verbringen, riskieren sie Schneeblindheit, einen Sonnenbrand auf Ihrer Hornhaut durch reflektiertes ultraviolettes Licht. Indigene Völker in der gesamten arktischen Region haben seit Jahrtausenden eine technologische Lösung, um Schneebrillen herzustellen.

Die Inuit nahmen ein Stück Geweih oder Knochen und schnitten einen langen Schlitz hinein, breit genug, um seinem Träger die Fähigkeit zu geben, zu sehen, aber schmal genug, um die meisten schädlichen und harten ultravioletten Strahlen zu blockieren. Damit die Brille zuverlässig funktioniert, mussten sie nur das Licht durchlassen, das durch diesen Schlitz kam.

Yupik-Schneebrille, 1987, hergestellt von Ayaprun Jack Abraham aus Treibholz, Walross-Elfenbein und Sehnen, Anchorage, Alaska (Foto: NMAI)

Die schmalen Schlitze der Brille unterstützen zudem die Sehschärfe der Brillenträger. Es stellte sich heraus, dass der Spalt das Licht bündelt und dadurch erscheinen weit entfernte Objekte schärfer. Und noch ein Vorteil bietet die Schneebrille der Inuit – sie beschlägt nicht!

Die Inuit-Brille hat nicht nur Vorteile: Der Blickwinkel ist sehr eingeschränkt und so besteht Stolpergefahr, da der Träger keine Vertiefungen im Boden sehen kann.

Museen, einige Brillengeschäfte und Versandhändler haben in der Zwischenzeit diverse Modelle von Inuit-Brillen in ihrem Sortiment, zu finden auf einschlägigen Websites.

Inupiaq-Schneebrille, 1961, hergestellt von Austin Thomas aus Karibuhuf, Robbenhaut und Sehnen, Kivalina, Alaska (Foto: NMAI)

Heiner Kubny, PolarJournal

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